Das Ehepaar Hermle stößt mit einem Mineralwasser und einem Radler an – auf den Erfolg als Wirte der Pilsstube Ritter in den vergangenen zehn Jahren. Foto: Cedric Rehman

Zehn Jahre lang waren Sabine und Bruno Hermle die Degerlocher Rittersleut. Die Wirte der Pilsstube Ritter hören zum Ende des Monats auf. Sie blicken zurück auf ein bewegtes Jahrzehnt, in dem die Kneipe Treffpunkt für Prominente und Nachtschwärmer war.

Degerloch - Erst einmal wollen sich die Hermles Urlaub gönnen. Leipzig, Dresden, die Insel Rügen, Sabine Hermle will das alles sehen, weil sie noch nie in Ostdeutschland gewesen ist. In den vergangenen zehn Jahren hatten sie und ihr Mann Bruno auch wenig Zeit für Reisen. Beide waren als Wirte der Pilsstube Ritter eingespannt in einen anstrengenden Job. Allein mit Bierzapfen war es da nicht getan. Montags bis donnerstags bis Mitternacht, am Freitag und Samstag bis ein Uhr galt es für die beiden, ihre Pilsstube zu einem Treffpunkt für ganz unterschiedliche Kreise zu machen.

Bruno Hermle scheut den Vergleich mit dem legendären Café Weiß an der Geißstraße nicht. Auch in der Pilsstube Ritter hätten junge Nachtschwärmer mit Prominenten angestoßen. Zu den Gästen aus der Politik zählt Bruno Hermle den Bundestagsabgeordneten Stefan Kaufmann und die ehemalige Sozialministerin Katrin Altpeter. Auf ein letztes Bier vor dem Nachhauseweg seien aber auch oft Gastronomen nach ihrer Schicht im Kessel vorbeigekommen. „So ist ein enges Netz unter uns entstanden, und die Freundschaften bleiben“, sagt Hermle.

Abschied mit Konzert

Diese Aussage legt nahe, dass am kommenden Wochenende in der Pilsstube Ritter mit Wehmut zurückgeblickt wird auf ein arbeitsreiches Jahrzehnt. Am Freitag, 27. Mai, tritt die Formation Lacoustique auf. Die Hermles wollen sich mit einer Veranstaltung verabschieden, die ihr Konzept in den vergangenen Jahren widerspiegelt: bodenständige Küche, Live-Musik, und dazu das eine oder andere Glas Wein oder Bier. Bruno Hermle findet, dass die Wirtsleute damit einen erfolgreichen Weg beschritten haben. „Wir haben die Vorteile des Standorts erkannt“, sagt er und verweist auf die Nähe zur Stadtbahn-Haltestelle. Gerade am Wochenende führt der Weg vieler Degerlocher nach dem Ausgehen in der Innenstadt eben an der Pilsstube im Fachwerkhaus vorbei.

Der Preis dafür, dass die Gäste sich bei den Hermles gut bewirtet fühlten, war ein kräftezehrender Einsatz des Ehepaares zu Zeiten, in denen die meisten schon lange schliefen. „Die Nachtarbeit hat geschlaucht“, sagt Bruno Hermle. Leichter sei es gewesen, weil gerade kurz vor der Schließung des Lokals ein enger Kreis noch das letzte Bier kippte. „Das war immer eine gemütliche Runde unter Freunden“, sagt Hermle. Auch in Zukunft soll es diese geben. Denn neue „Rittersleut“ werden gesucht. Die Hermles werden künftig sicher ab und an auch noch das ihre zur Geselligkeit besteuern – wenngleich auf der anderen Seite des Tresens.