Das Paulaner (links) wird weitergeführt, das Cibao (rechts) ist geschlossen Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Nach 20 Jahren hat Paulaner-Wirt Thomas Brunner, Spross der bekannten Stuttgarter Gastronomiefamilie des Hotels Sautter, Insolvenz angemeldet. Seine Schwester Birgit Grupp macht weiter.

Stuttgart - „Drei Paulaner sind mir lieber als ein BMW“, hatte der damalige Ministerpräsident Günther Oettinger im Jahr 2007 dem Wirt Thomas Brunner wissen lassen, als im schwäbischen Domizil der bayerischen Brauerei an der Calwer Straße zum ersten Mal das Starkbier mit einem Fest angestochen worden ist. Unverändert gern wird Paulaner in Stuttgart getrunken, weshalb manch ein Bierfan überrascht sein dürfte: Der 46-jährige Brunner, Spross der bekannten Stuttgarter Gastronomenfamilie des Hotels Sautter, hat Insolvenz angemeldet.

Die Münchner Brauerei warf ihn raus und präsentierte wenige Tage später die Nachfolgerin: Brunners jüngere Schwester Birgit Grupp. Die Betreiberin des Ratskellers will nun dafür sorgen, dass die Gäste in dem 1747 erbauten Gebäude, das Paulaner vor 20 Jahren renovieren ließ, nichts von dem finanziellen Desaster mitbekommen, das der langjährige Pächter zurückgelassen hat.

Den Stuttgarter Nachrichten sagte Birgit Grupp, sie wisse nicht, wo sich ihr Bruder befindet. Sie habe kein Kontakt zu ihm. Er halte sich nicht in Stuttgart auf. Es gehe ihm nicht gut, und er brauche Hilfe. Den Grund, warum Thomas Brunner mit der Brauereigaststätte Paulaner gescheitert ist, die viele dank des stets gut besuchten Biergartens für eine „Gelddruckmaschine“ hielten, kennt die Schwester sehr wohl: Das benachbarte karibische Lokal Cibao, das Thomas Brunner im Jahr 2006 als Brunnerz eröffnet hatte, war wohl ein Fass ohne Boden. Der Bruder habe Geld aus dem Paulaner in das Cibao gesteckt, das geschlossen wurde und mit dessen Schicksal sich der Insolvenzverwalter Holger Leichtle nun befasst. „Leider hat uns mein Bruder nicht informiert, wie ernst die Lage war“, sagt Birgit Grupp, „wir hätten dann schon früher helfen können.“

Die Aufgaben in der Gastronomienfamilie Brunner waren klar verteilt: Birgit Grupp und ihre Eltern kümmern sich um den Ratskeller und das Hotel Sautter, während Thomas Brunner das Paulaner und das Brunnerz, das spätere Cibao, führte. Wie man sich in Gastronomiekreisen erzählt, habe er im Jahr 2006 das Brunnerz eröffnet, um zu verhindern, dass nicht ein anderer Gastronom die Außenplätze beim Paulaner bekommt.

Zuletzt hatte sich die Brauerei im Freien ausgebreitet und die Plätze des Cibao mitgenutzt, das immer weniger Gäste hatte. Die Monatsmiete für das Cibao soll sich im fünfstellige Bereich bewegen – in dem großen Lokal, das erst ein Schicki-Treff sein wollte und dann karibisch wurde, konnte diese Summe wohl selten erwirtschaftet werden.

Alte Mitarbeiter im Paulaner, sagte Frau Grupp, bekommen neue Arbeitsverträge. Ihre Bezahlung sei gewährleistet. Derzeit, sagt sie, habe sie einen 18-Stunden-Arbeitstag. Gleichzeitig muss sich die 42-Jährige um den Ratskeller kümmern, dessen Zukunft unklar ist. Die Stadt hat ihrer Familie auf März 2016 gekündet und will die Bewirtschaftung neu ausschreiben. „Wir werden uns auf jeden Fall bewerben“, sagt Birgit Grupp. Eine Sanierung der Räume sei dringend notwendig. Sie bedauert, dass der Marktplatz seit dem Ende des Café Scholz „abends wie ausgestorben ist“. Mit dem Umbau des Ratskellers soll eine neue Außengastronomie entstehen – aber erst im Sommer 2016.