In den kommenden Monaten erhöhen die Gasversorger in Deutschland ihre Tarife, Kunden müssen Preissprüngen nicht hinnehmen, sie können den Anbieter schnell wechseln Foto: dpa

Die kalte Jahreszeit beginnt, und damit steigt der Energieverbrauch im Haus – Günstige Gastarife helfen sparen.

Berlin/Heidelberg - In den kommenden Monaten erhöhen wieder Dutzende Gasversorger in Deutschland ihre Tarife. Zwar sind die Preissprünge nicht ganz so stark ausgeprägt wie beim Strom, dennoch sollten die Kunden Preiserhöhungen nicht einfach hinnehmen. Den Anbieter zu wechseln geht heutzutage schnell und unkompliziert. Die Auswahl verschiedener Tarife ist groß. Anbei die wichtigsten Fragen und Antworten.


Wie sieht die Lage derzeit aus?
Im Jahr 2012 hielten sich die Preiserhöhungen der Gasversorger in Grenzen. Eine Preiswelle gab es nicht. Nach einem Jahr des relativen Durchschnaufens für die Endkunden deuten sich für 2012 aber wieder rauere Zeiten an. Experten sind der Meinung, dass es mit den Gaspreisen steiler nach oben geht. Daher ist das Jahresende, zumal zu Beginn der Heizsaison, ein guter Zeitpunkt zum Wechsel des zu teuren Anbieters.

Warum lohnt sich der Anbieterwechsel?
Im langjährigen Vergleich schwanken die Gastarife für die Endkunden viel stärker als die Strompreise. Das Allzeithoch wurde Ende 2008 erreicht. 2009 gingen die Tarife stark zurück. 2010 stagnierte der Markt, nur um seitdem wieder leicht anzusteigen. Das heißt: Phasen eines allgemein hohen Preisniveaus wechseln sich beim Gas mit Tiefpreisphasen ab. Es kommt beim Wechsel des Anbieters also auf den richtigen Zeitpunkt an. Wer ihn erwischt, kann satt sparen.

Wie viel kann man sparen?
Grundsätzlich gilt: Wer noch nie den Gasanbieter gewechselt hat, spart fast immer. In diesem Fall befindet sich der Verbraucher in den als teuer geltenden Gas-Grundversorgungstarifen seines lokalen Versorgers. Schon der simple Vertragswechsel beim selben Anbieter bringt meist Geld. Ein Anruf bei seinem angestammten Versorger und die Bitte um Beratung genügt hier. Mehr ist oft drin, wer den Gasanbieter ganz wechselt. „Durchschnittlich kann ein Single-Haushalt mit einem Verbrauch von 8000 Kilowattstunden 255 Euro pro Jahr sparen“, sagt Dagmar Ginzel, Sprecherin des Verbraucherportals Verivox. Eine Familie mit 20 000 Kilowattstunden Verbrauch kommt gar auf 584 Euro. In Einzelfällen ist sogar noch deutlich mehr drin.

Ist Wechseln zeitaufwendig?
Seinen Gasanbieter zu wechseln geht ziemlich schnell. Der erste Schritt ist der Blick auf Vergleichsportale im Internet wie etwa Verivox, Toptarif oder Check24. Der Tarifvergleich unserer Zeitung listet exemplarisch besonders günstige, regionale oder ökologische Tarife auf. Wenn man sich für einen Anbieter entschieden hat, genügt ein Anruf beim neuen Versorger. Nötig sind dann nur der Name des alten Lieferanten, die Kunden- sowie die Zählernummer. Alles Weitere übernimmt der neue Anbieter. Wichtig: Nicht selbst beim alten Versorger kündigen, sondern das der neuen Firma überlassen. Außerdem sollte man den Wechsel nicht auf die lange Bank schieben, denn bis das Gas vom neuen Anbieter fließt, dauert es mindestens vier Wochen.

Kann man auch ohne Gas dastehen?
Dass kein Gas geliefert wird und die Stube kalt bleibt, ist ausgeschlossen. Sollte mit dem neuen Vertrag etwas schiefgehen, springt immer der alte beziehungsweise der lokale Versorger ein. Sollte – etwa aufgrund von Lieferschwierigkeiten von Russland wie es diesen Winter der Fall war – deutschlandweit zu wenig Gas vorhanden sein, werden alle Energieversorger gleich behandelt. Energielieferungen für die Industrie werden bei Engpässen immer eher unterbrochen als die für die Haushalte.

Wechselboni, Rabatte, Preisgarantien – was ist zu beachten?
Die meisten Firmen bieten wechselwilligen Kunden Prämien oder Boni an. Diese Extra-Anreize sind im Grunde gut und sinnvoll, senken sie doch den Komplettpreis. Allerdings sollte man sich darüber klar sein, dass ihre Wirkung im Lauf der Zeit verpufft, denn sie werden ja nur einmal gewährt. Die monatlichen Kosten fallen jedoch kontinuierlich an. Es ist daher sinnvoll, die laufenden Kosten verschiedener Tarife zu vergleichen, das heißt vor allem den Grund- und den Arbeitspreis. In den meisten Internetsuchmaschinen lassen sich die Rabatte aber auch ausblenden, was einen unverstellten Blick auf die Kosten gewährt. Preisgarantien sind in der jetzigen Situation absolut sinnvoll. „Grundsätzlich sollte sich die Preisgarantie auf die gesamte Laufzeit des Vertrags erstrecken“, sagt Expertin Ginzel. Eine nur dreimonatige Preisgarantie bringt recht wenig, wenn der Vertrag über zwölf Monate läuft, da der Versorger theoretisch zügig nach Abschluss beim Preis eine Schippe drauflegen könnte. Wichtig: Nur sehr wenige Tarife enthalten allumfassende Preisgarantien. Meist beziehen sie sich nur auf die Bestandteile des Preises, deren Erhöhung im Ermessen der Versorger liegt. Eine Steigerung von Steuern und Abgaben kann daher dennoch auf die Kunden umgelegt werden. Dann ist im Angebot von Preisfixierungen oder eingeschränkten Preisgarantien die Rede.

Sollte man Vorauszahlungen nutzen?
Verbraucherschützer wie Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher (BdE) raten grundsätzlich von Vorkassemodellen ab. Der Grund: Wenn die Versorger in Probleme kommen, wie jüngst etwa Teldafax, kann das gezahlte Geld weg sein. Ähnlich sieht es mit Kautionen aus. Seit einiger Zeit gibt es auch Energiegenossenschaften, die zum Gasbezug nur nach Beitritt zur Genossenschaft berechtigen. Hier sollte man sich zumindest gut über das Geschäftsmodell informieren, bevor man sich für die eigentlich vorteilhafte Genossen-Gemeinschaft entscheidet.

Ist der billigste Anbieter immer der beste?
In letzter Zeit mehren sich die Beschwerden von Kunden, die Probleme mit ihrem Energieversorger haben, etwa in Abrechnungsfragen. Der Prozentsatz der betroffenen Verbraucher ist allerdings so klein, dass nach wie vor gilt: Wechseln lohnt sich. Dennoch sollte man sich zusätzlich schlau machen, ob Beschwerden vorliegen. Das geht im Internet relativ schnell. Im Zweifel lohnt auch ein Anruf bei der jeweiligen Verbraucherzentrale oder dem Bund der Energieverbraucher. Verbraucherportale wie Verivox haben auf diese Entwicklung reagiert und listen mittlerweile nur noch Anbieter, die einem Mindestmaß an Serviceanforderungen entsprechen.

Was treibt die Gaspreise derzeit?
Die Gaspreise klettern in den kommenden Monaten aus zwei Gründen. Der Bezugspreis für Gas, den etwa Stadtwerke an ihre Vorlieferanten zu zahlen haben, steigt. Seit Herbst 2009 hat sich der Bezugspreis für den Brennstoff mehr als verdoppelt, nach BdE-Daten auf aktuell etwa 4,5 Cent je Kilowattstunde. „Die Energieversorger werden versuchen, diese Preissteigerungen an die Endkunden weiterzugeben“, sagt BdE-Experte Peters. „Die Gewinnspannen der Versorger sind unter Druck.“ Außerdem werden 2013 die staatlichen Anteile im Gaspreis erhöht, etwa die Netzgebühren für den Erhalt und Ausbau der Leitungen. Verivox hat durchschnittliche Steigerungen um zehn Prozent prognostiziert. Genaue Daten gibt es aber noch nicht. Ein EnBW-Sprecher sagte, die Berechnung der neuen Werte sei noch nicht abgeschlossen. Erst aufgrund einer genauen Datenbasis könne eine Entscheidung über eventuelle Preisanpassungen getroffen werden, so der Sprecher. Spätestens Mitte November, das ist gesetzlich vorgeschrieben, muss allerdings Klarheit herrschen. Im Fall von Preiserhöhungen während der Vertragslaufzeit hat der Kunde aber ein Sonderkündigungsrecht.

Lohnen Ökotarife?
Ökogas-Angebote können es preislich mit normalen Produkten aufnehmen. Meist wird das durch die Gaslieferung freigesetzte Kohlendioxid etwa durch Aufforstungsprojekte ausgeglichen (Kompensation) oder es wird echtes Biogas, etwa aus Biogasanlagen, geliefert. Meist liegt der Biogasanteil aber nur zwischen fünf und zehn Prozent. Einige Versorger, etwa die EnBW, bieten auch reinrassige Biogastarife an.