So wird das neue Gasheizkraftwerk (das Gebäude in der Bildmitte mit den beiden kleinen Schornsteinen) einmal aussehen. Das alte Kraftwerk rechts soll mittelfristig abgerissen werden; die Fläche der Kohlehalden (links oben) wird frei. Die Diskussion über die künftige Nutzung hat begonnen. Foto: EnBW

Das neue Gasheizkraftwerk soll 90 Prozent weniger Feinstaub ausstoßen. Es soll nach zweijähriger Bauzeit Ende 2018 in Betrieb genommen werden. Über die Nutzung der Fläche der bisherigen Kohlehalde will die EnBW mit der Stadt sprechen.

S-Ost - Neues Jahr, neues Großprojekt – wenn alles nach Plan läuft, wird im Januar mit dem Bau des neuen Gasheizkraftwerks gleich neben dem bestehenden Kohlekraftwerk in Gaisburg begonnen. Der Zeitplan der EnBW für das auf 75 Millionen Euro veranschlagte Infrastrukturprojekt sieht den Beginn der Gründungsarbeiten für Ende Januar vor. Im April soll mit dem eigentlichen Rohbau begonnen werden. Nach knapp zwei Jahren Bauzeit, also Ende 2018, soll das neue Kraftwerk in Betrieb gehen.

Für die EnBW ist der Neubau „ein wichtiger Baustein für die urbane Energiewende in Stuttgart“, hieß es in der Präsentation des Projekts in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Stuttgart-Ost. Im Vergleich zum bisherigen, weithin sichtbaren Kohleheizkraftwerk soll mit der neuen Anlage der Feinstaubausstoß um 90 Prozent, der Schwefeldioxid-Ausstoß um 70 Prozent und der CO2-Ausstoß um 30 Prozent reduziert werden. Letzteres entspricht etwa dem Wert von 30 000 Autos. Schwermetalle fallen dann überhaupt nicht mehr an.

Die neue Anlage wird deutlich kleiner als das bisherige Kraftwerk. Das Kraftwerksgebäude selbst wird nur noch 16 Meter hoch, der Wärmespeicher ragt bis zu 39 Meter in die Höhe. Die beiden neuen Schornsteine sind ebenfalls deutlich niedriger als die beiden bestehenden, die 125 und 160 Meter hoch sind. Der Neubau wird außen als graues Betongebäude sichtbar sein, mit dunkelblauen Türen und einer Dachbegrünung auf den Flächen, wo es technisch machbar ist. Im Bezirksbeirat wurde angeregt, das Gebäude optisch ansprechender zu gestalten, was aber nach EnBW-Angaben nicht mehr möglich ist, weil eine Umstellung des architektonischen Konzepts im jetzt schon weit fortgeschrittenen Planungsstadium nicht mehr möglich sei. In dem Zusammenhang wurde im Bezirksbeirat auch die Gestaltung des neuen Umspannwerks an der Gaisburger Brücke kritisiert.

Bis zu 30 Megawatt Wärme

Herzstück des Neubaus ist das Gas-Heizwerk mit einer Leistung von bis zu 210 Megawatt. In dem neuen Wärmespeicher können bis zu 300 Megawattstunden Wärmeenergie für das Fernwärmenetz zwischengespeichert werden. Damit kann Stuttgart laut EnBW zumindest rechnerisch 15 Stunden lang mit Fernwärme versorgt werden. Im dritten Bestandteil der Anlage, einer Kraft-Wärme-Kopplung, werden mit Hilfe von drei Gasmotoren auf dem neuesten Stand der Technik bis zu 30 Megawatt Wärme und 30 Megawatt Strom erzeugt.

„Mit dem Neubau investieren wir nicht nur langfristig in die moderne Fernwärmeversorgung für Stuttgart und das Neckartal. Durch die Umstellung von Kohle auf Gas leisten wir gleichzeitig einen erheblichen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz in der Landeshauptstadt. Und wir eröffnen spannende städtebauliche Perspektiven auf den frei werdenden Flächen“, wird der EnBW-Vorstand Hans-Josef Zimmer in einer Pressemitteilung des Energieversorgungsunternehmens zitiert. Allerdings wird bei der Flächenvermarktung zunächst nur über die Fläche des bisherigen Kohlelagers gesprochen. Diese Kohlehalde erstreckt sich entlang der Bundesstraße 10 vom heutigen Kraftwerk bis fast zur Gaisburger Brücke und hat eine Fläche von rund 75 000 Quadratmetern.

Die Altlasten werden abgebaut

Wie diese Fläche künftig genutzt werden soll, ist noch völlig offen. Zurzeit läuft auf Teilen des Grundstücks bereits eine Altlastensanierung, um das Mineralwasser zu schützen. In der Sitzung des Bezirksbeirats hieß es von Seiten der EnBW, dass der Fokus des Unternehmens auf Planung, Bau und Inbetriebnahme der neuen Anlage liege. Man sei aber bereit, Gespräche mit der Stadt zu führen.

Das bisherige Kohlekraftwerk wird mit der Inbetriebnahme der neuen Anlage abgeschaltet. Es soll dann relativ rasch abgerissen werden. Ob die EnBW die dadurch frei werdende Fläche verkauft oder für mögliche Erweiterungen behält, ist ebenfalls noch offen.