Der Trainer Michael Mattig-Gerlach mit seinen Kooperationskickern Foto: Eveline Blohmer

Schüler des Paracelsus-Gymnasiums und der Körschtalschule spielen seit vergangener Woche zusammen Fußball. Das gemeinsame Kicken soll die Kooperation der beiden Schulen mit dem Kraftsportverein Plieningen vorantreiben.

Plieningen - Den Jungs ist es nach eigenem Bekunden „wurscht“, unter welcher Schulbank das gegnerische Schienbein normalerweise steckt. Sie haben sich an diesem sonnigen Oktobernachmittag aus zwei simplen Gründen auf dem Kunstrasenplatz des KV Plieningen eingefunden: Erstens, um Fußball zu spielen und zweitens, um Spaß dabei zu haben. Dabei stehen – oder vielmehr rennen – die 16 Schüler eigentlich für mehr: nämlich für die Vernetzung zwischen Körschtalschule und Paracelsus-Gymnasium-Hohenheim (PGH), die künftig enger werden soll.

„Wir müssen kooperieren und uns gegenseitig unterstützen“ , sagt Birgit Menzel, Konrektorin an der Körschtalschule. Einerseits wolle man die Schüler der Gemeinschaftsschule und des Gymnasiums, die in direkter Nachbarschaft zueinander liegen, vermischen. Dabei sei es für die Kinder ein Anreiz, eine Arbeitsgemeinschaft mit Schülern der jeweils anderen Schule zu besuchen, wie Stefanie Lenuzza aus dem Schulleitungsteam der Körschtalschule sagt.

Die Körschtalschule stößt an ihre Grenzen

Andererseits ist die Kooperation der Plieninger Schulen dringend notwendig, denn beiden mangelt es an Platz für die vielfältigen Angebote an Arbeitsgemeinschaften und anderen Beschäftigungsmöglichkeiten für die Schüler. Vor allem die Körschtalschule, die seit diesem Schuljahr Gemeinschaftsschule und Ganztagesgrundschule ist, stößt an ihre Grenzen: Sie muss die Kinder nun bis 15.45 Uhr unterbringen. So haben die Plieninger Körschtalschüler seit Kurzem auch die Möglichkeit, im Chor oder im Orchester des PGH mitzumachen.

Im Falle der Fußball-AG wird der benötigte Platz und das Personal vom KV Plieningen gerne zur Verfügung gestellt, wie der zweite Vorsitzende Rudi Müller betont: „So eine Geschichte wird natürlich unterstützt.“ Dabei sei es auch eine Erziehungsmaßnahme, dass die jungen Fußballer den Platz und die Umkleidekabinen reinhalten, deren Unterhalt bei etwa 18 000 Euro jährlich liegt. Außerdem profitiere der Verein eventuell von Neuzugängen aus den Reihen der AG-Teilnehmer.

Mehr Zusammenarbeit als Hausaufgabenhilfe

Dafür, dass die angehenden Ballkünstler in ihrer Euphorie weder Kunstrasen noch Schienbeinen Schaden zufügen, trägt Michael Mattig-Gerlach Sorge. Der 65-Jährige ist ehrenamtlicher D-Jugendtrainer beim KV Plieningen und sitzt im Elternbeirat des PGH. Nachdem ein Gremium aus Vertretern der beiden Schulen, der sogenannte Arbeitskreis Kooperation, im Frühjahr beschlossen hatte, es müsse außer der Hausaufgabenhilfe noch mehr Zusammenarbeit geben, gab Mattig-Gerlach den Anstoß zur Fußball-AG: „Die Frage war: ‚Wo packen wir’s an, damit die zusammenwachsen?‘. Wenn man Synergie-Effekte will, muss man es da angehen, wo es leicht geht. Kicken ist sozusagen international.“ I

n Bezug auf die Kooperation der beiden Schulen miteinander sieht Mattig-Gerlach „das Problem am wenigsten bei den Kindern“. So sei beispielsweise hinsichtlich einer gemeinsamen Mensa viel Bereitschaft von den Bezirksbeiräten signalisiert worden. „Nun wollen wir die Politik durch die normative Kraft des Faktischen dazu zwingen, zu reagieren“, sagt Mattig-Gerlach und schmunzelt, bevor er sich wieder seinen Kickern zuwendet, die dann doch feststellen, dass sie sich teils gewaltig unterscheiden: „Ich spiel schon viel länger Fußball als du!“