Mit den Computerspielen boomt auch das Marketing: Einige Spieler schlüpfen mit Haut und Haaren in die Rolle ihrer Spiele-Helden Foto: Koelnmesse GmbH

Computerspiele boomen. Spiele und Spieler sind bei Jüngeren inzwischen so bekannt wie Kinofilme und Popstars. Das lässt die Kassen klingeln. Fast drei Milliarden Euro Umsatz macht die Branche bereits.

Köln - Wenn Gronkh auf dem Computer spielt und das auf Youtube zeigt, schauen Zehntausende zu. Gronkh, der eigentlich Erik Range heißt, ist ein Star der Computerspiele-Szene. 3,7 Millionen Nutzer haben derzeit seinen Kanal abonniert, viele von ihnen wollen sehen, wie er die neuesten Spiele erlebt und kommentiert. „Let’s Play“ („Lasst und spielen“) wird das Format genannt, das immer mehr Fans verfolgen. Wenn heute in Köln die weltgrößte Videospielmesse Gamescom eröffnet wird, zählen Let’s Plays genauso zu den Gesprächsthemen wie Konsolen, Genre-Trends und die Spiele selbst.

Die Computerspiele-Welt wird immer populärer. 42 Prozent der Deutschen ab 14 Jahren nutzen laut einer Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitkom Computer- oder Videospiele – das sind rund 30 Millionen Menschen. Zwar finden sich unter den 14- bis 29-Jährigen die meisten Spieler (81 Prozent), doch auch von den 50- bis 64-Jährigen vertreibt sich jeder Vierte mit Spielen die Zeit. Längst ist das so genannte Gaming kein Hobby einsamer Männer mehr – der Frauenanteil ist mittlerweile etwa gleich hoch. „Gaming hat sich fest etabliert und zählt neben Musik- oder Filmangeboten zu den beliebtesten digitalen Medien“, sagt Volkswirt Axel Pols.

Virtual-Reality-Brillen stehen im Mittelpunkt

Das lässt sich auch mit Zahlen belegen: 2014 wurden mit digitalen Spielen und Spielekonsolen in Deutschland ein Umsatz von 2,67 Milliarden Euro erzielt – elf Prozent mehr als 2013. Für dieses Jahr geht der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) von einem ähnlichen Wachstum aus. Digitale Spiele seien „ein Leitmedium unserer Zeit“, sagt Geschäftsführer Maximilian Schenk. Was sich auch an den Verkäufen der Internetläden von Google und Apple ablesen lasse.

Drei Viertel des Umsatzes würden in Deutschland derzeit mit Spiele-Apps erzielt. Ein Grund: Vier von fünf Computerspielern nutzen Smartphone und Tablets zum Spielen – auch deshalb verkaufen sich Gelegenheitsspiele wie „Quizduell“ besonders gut. Aber auch die Spiele-Hardware boomt: Die neue Generation der Spielekonsolen – Sonys Playstation 4, Nintendos Wii U und die Xbox One von Microsoft – sind Verkaufsschlager.

Vom 5. bis 9. August stehen auf der Kölner Messe auch so genannte Virtual-Reality-Brillen im Mittelpunkt. Die Brillen mit integrierten kleinen Bildschirmen und einem weiten Sichtfeld sollen Nutzern den Eindruck vermitteln, direkt in das Spielgeschehen einzutauchen. Mit neuen Modellen – unter anderem von Oculus, Sony und HTC – erhofft sich die Computerspiel-Branche einen neuen Milliardenmarkt.

335 000 Besucher zählte die Messe im vergangenen Jahr – ähnlich groß könnte der Zuspruch in dieses Mal sein, die regulären Tageskarten seien bereits ausverkauft, heißt es. Computerspiele sind Teil der Popkultur geworden – das zeigt auch das Rahmenprogramm: Die Gamescom wird von Rollenspielen, Videospielkonzerten und Retro-Spielen begleitet. Und auch die Stars der „Let’s Play“-Formate wie Gronkh dürften gefeiert werden. „Sie haben insbesondere in jüngeren Altersgruppen eine Popularität erreicht, wie man sie vor wenigen Jahren nur von bekannten Schauspielern oder Musikern kannte“, sagt Schenk.