Hier soll der Systembau für junge Flüchtlinge entstehen. Im Hintergrund ist der Außenbereich der städtischen Kindertagesstätte erkennbar. Foto: Jürgen Brand

78 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sollen in Gaisburg unterkommen. Der zweigeschossige Systembau soll bis zum Spätsommer 2016 bezugsfertig sein.

S-Ost - Die Stadt will an der Straße Am Klingenbach im Stadtteil Gaisburg einen sogenannten Systembau errichten lassen, um dort 78 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unterzubringen. Die Unterkunft soll im Spätsommer 2016 bezugsfertig sein. Sie wird an dem Standort für einen befristeten Zeitraum von fünf Jahren genehmigt.

Die Stadtverwaltung hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass auch im Stuttgarter Osten weitere Flüchtlingsunterkünfte geschaffen werden sollen. Zunächst war in den Veröffentlichungen nur die Klingenbachanlage relativ vage als Standort genannt worden. Das hatte bei den Anwohnern im Umfeld sofort für Spekulationen über den genauen Bauplatz gesorgt.

Mit dem Bau soll die SWSG beauftragt werden

Das Gebäude soll auf einem Grundstück an der Straße Am Klingenbach, das an die Außenstelle der Grund- und Werkrealschule (GWRS) Gablenberg angrenzt, entstehen. Die rund 1100 Quadratmeter große Fläche gehört der Stadt und ist mittelfristig als Schulstandort vorgesehen. Zurzeit ist das Grundstück zum Teil Wiese, zum Teil wird es als Parkplatz für die Autos der Lehrkräfte genutzt. Die Stellplätze können nach Angaben der Stadt auf eine Fläche direkt vor dem bestehenden Schulgebäude verlagert werden.

Die Systembauten, die bereits in anderen Stadtbezirken für die Unterbringung von Flüchtlingen erstellt wurden, sind zwei Geschosse hoch und bieten pro Gebäude bis zu 80 Plätze. Auf das Grundstück an der Klingenbachanlage passt eines dieser Gebäude. Mit dem Bau soll – wie bei den bisherigen Systembauten auch – die SWSG beauftragt werden.

Im unmittelbaren Umfeld des geplanten Standorts befinden sich neben der bereits erwähnten Außenstelle der GWRS Gablenberg auch die städtische Kindertagesstätte, ein evangelischer Kindergarten, eine Einrichtung der Caritas und – direkt auf der anderen Seite der Klingenbachanlage – die katholische Herz-Jesu-Kirche mit Gemeinderäumen, Kinderhaus und Sozialstation.

SPD begrüßt Pläne der Verwaltung

Grund für diese neue Unterkunft ist der anhaltende Zustrom auch von sogenannten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Bis Juli war das Jugendamt noch davon ausgegangen, das 125 Plätze für diese jungen Flüchtlinge ausreichen. Diese Plätze werden im Areal des Bürgerhospitals eingerichtet. Ende September war aber bereits klar, dass mindestens 150 weitere Plätze benötigt werden. Nach Angaben der Stadt kommen derzeit täglich fünf weitere unbegleitete Jugendliche auf der Flucht in Stuttgart an. „Es zeichnet sich derzeit nicht ab, dass die Zuwanderung nachlässt“, heißt es in der entsprechenden Beschlussvorlage der Stadt.

Die SPD Stuttgart-Ost hat die Pläne der Verwaltung in einer Pressemitteilung begrüßt. „Aus Sicht der SPD ist es ohne Weiteres für einen Stadtbezirk mit fast 50 000 Anwohnern zumutbar, weitere 80 Flüchtlinge aufzunehmen“, schreibt der Vorsitzende Daniel Campolieti. „Zudem ist die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung nach wie vor groß.“ Die Sozialdemokraten wollen den Vorschlag der Stadtverwaltung bei der Beratung im Bezirksbeirat am 21. Oktober unterstützen. Gleichzeitig fordern sie, „dass die Anwohner und auch der Bezirksbeirat frühzeitig von den Plänen der Stadt informiert werden“ und die neuen Entwicklungen nicht aus der Zeitung erfahren müssten. „Die Stadtverwaltung muss hier deutlich transparenter werden und den Infofluss frühzeitiger sicherstellen.“