Der Bürgermeister Thomas Riesch sowie Matthias Weis (links) und Jürgen Frey (rechts) von der EnBW testen die Funktionen der neuen Säule. Foto: factum/Granville

Die Gemeinde besitzt eine von weltweit 40 Multifunktionssäulen. Besitzer von Elektrofahrzeugen dürfen kostenlos die Batterie aufladen.

Gärtringen - Wahre Pioniere sind die Gärtringer. Weltweit gibt es laut dem Energiekonzern EnBW bisher nur 40 smarte Multifunktionsmasten. Sie stehen in Australien, Norwegen, eine aber auch in Kirchheim/Teck – und nun im knapp 12 000-Seelen-Ort Gärtringen. „Damit ist Gärtringen für die Zukunft gerüstet“, sagte der Bürgermeister Thomas Riesch bei der Übergabe dieser Säule.

Doch was kann sie? Zum einen ist sie eine Ladestation für Elektroautos. Zwei Fahrzeuge können gleichzeitig betankt werden. Außerdem verfügt sie über eine Antenne. Und dadurch gibt es jetzt im Ort das, was sonst nur in größeren Städten üblich ist: einen kostenlosen Internetzugang in der Ortsmitte. Zunächst ist dieser auf einen Umkreis von 50 bis 60 Metern und maximal 250 Nutzer gleichzeitig beschränkt. „Doch wir werden ihn nach und nach auf einen 600 Meter langen Streifen entlang der Hauptstraße ausbauen“, sagt Matthias Weis, der Projektleiter der EnBW. Dafür sollen die Laternenmasten mit Sendern ausgestattet werden.

10 000 Euro hat die Gemeinde in den Multifunktionsmasten investiert, ein zweiter soll im kommenden Jahr im Ortsteil Rohrau aufgestellt werden. „Und später auch noch am S-Bahnhof“, sagt der Bürgermeister. Im vergangenen Jahr habe der Gemeinderat dies beschlossen. Und auch wenn die Kommune selbst noch kein Elektrofahrzeug hat, hält Riesch die Investition für sinnvoll. „Im kommenden Jahr beraten wir unser Mobilitätskonzept, und Elektroautos gehören dazu.“

Bis dahin soll die neue Säule erprobt werden. Jeder Besitzer eines Fahrzeugs mit Elektroantrieb darf dieses gratis aufladen, die Kosten trägt die Gemeinde. Etwa 2,50 Euro koste der Strom für 100 Kilometer, sagt Weis. Ein Golf benötige im Moment acht Stunden, bis die Batterie voll sei. „Es gibt aber auch schnellladende Fahrzeuge, die sind in einer Stunde geladen.“ Auch diese könne man an die Multifunktionssäule anschließen.

Die Säule kann aber noch mehr als Internet und Elektrostrom. „Man kann den Masten jederzeit aufrüsten, zum Beispiel mit einem Sender für die Verkehrserfassung“, sagt Jürgen Frey, Kommunalberater beim Energiekonzern. „In Australien erproben wir im Moment die Parkplatzerfassung.“ Die EnBW sei momentan der einzige Anbieter weltweit für solche Multifunktionsmasten, sagt Matthias Weis.

Für den Energiekonzern lohne sich die Investition in solche Entwicklungen durchaus, denn 150 000 Fotovoltaikanlagen speisten Energie ins Netz, vor allem bei schönem Wetter würde so viel Strom zu vielen Tageszeiten gar nicht benötigt. „Wir müssen ständig unsere großen Kraftwerke rauf und runter fahren. Das ist unwirtschaftlich“, sagt Weis. Die Zukunft gehöre daher dem intelligenten Netz. „Daimler entwickelt ein Fahrzeug, das im kommenden Jahr auf den Markt kommen soll. Das kann mit der Ladesäule kommunizieren und tankt, wenn viel Strom vorhanden ist.“