Hans-Christoph Rademann Foto: Holger Schneider

Unter Hans-Christoph Rademanns Leitung endete die Bachwoche 2016 der Internationalen Bachakademie mit Kantaten von Georg Philipp Telemann

Georg Philipp Telemanns Oeuvre besitzt elefantöse Ausmaße, gehört er doch zu den produktivsten Meistern der Musikgeschichte, was in unserem Konzertleben erst in neuerer Zeit zu spüren ist. So auch in der Bachwoche der Internationalen Bachakademie Stuttgart, die an diesem Sonntag endete. Zum Abschluss der Woche gab es im Konzertsaal der Musikhochschule mehrere Kantaten des Vielschreibers zu hören. Bachakademie-Chef Hans-Christoph Rademann leitete als finale Veranstaltung der Chorleiter-Workshops ein historisches Programm, wie es Telemann selbst 1761 in Hamburg dirigiert hat – wobei sich dieser, wie Rademann bewundernd anmerkte, dabei nicht nur um die Organisation, sondern auch um den Kartenverkauf gekümmert habe.

„Jaja, den Telemann hat uns der Helmuth Rilling immer vorenthalten“, wundert sich ein Zuhörer, noch ganz begeistert vom gerade erklungenen „Tageszeiten“-Oratorium. In diesem Stück offenbart sich Telemann wie so oft als geistreicher und humorvoller Komponist. In Sachen deftiger Tonmalereien war der nicht gerade zimperlich, vielmehr lässt er das Orchester juchzen über den pompösen Sonnenaufgang, dessen blank geputzte Strahlen die klare, charismatische Stimme der blinden Sopranistin Gerlinde Sämann wunderbar gleißen ließ.

Später, im mitreißenden „Donner-Oden“-Oratorium – ein kompositorischer Nachklang auf das Erdbeben von Lissabon 1755 – entfacht das Dresdner Barockorchester gekonnt Getöse und Geschmetter, während die Bässe Martin Schicketanz und Julián Millán mit bebenden Stimmen für Erderschütterung sorgen und demonstrieren, dass sich Koloraturen auch zur Darstellung zusammenstürzender Gebirge und sprühender Flammen eignen.

Die Gächinger Kantorei, für die zwanzig wahre Goldkehlchen (offenbar auch aus Berlin) zusammengetrommelt worden waren, zeigte sich in Höchstform: Intonatorisch vorbildlich, mit lebendiger, geschmeidiger Stimmführung und perfekt ausbalanciert sorgten sie dafür, dass sich im Passionsoratorium „Die Auferstehung“ auch die ganze Macht des Ereignisses plastisch entfalten konnte.