Das Amphitheater von Taormina soll als Kulisse für das Familienfoto der sieben Staats-und Regierungschefs herhalten. Foto: ANSA

Taormina, ein kleiner Ort auf Sizilien, bereitet sich auf den G7-Gipfel vor und stößt dabei in der Breite seiner Gassen an seine Grenzen.

Rom/Taormina - Wer in dieser Woche am Flughafen Fiumicino in Rom landet, sollte vor allem eines im Gepäck haben: Geduld. Wegen des anstehenden G7-Gipfels auf Sizilien am kommenden Wochenende, wurde das Schengen-Abkommen ausgesetzt. Jeder Reisende muss nun wieder einen Ausweis beim Eintritt in das Land vorzeigen. Aus Sicherheitsgründen, wie es heißt. Zu präsent sind wohl noch die Bilder der Ausschreitungen des G8-Gipfels in Genua 2001, bei dem Carlo Giuliani von einem Polizisten erschossen und Hunderte Menschen verletzt wurden.

Wohl auch aus diesem Grund wurde der sechste Gipfel der mächtigsten Industrienationen unter italienischer Präsidentschaft dieses Mal nach Sizilien gelegt, in den kleinen beschaulichen Ort Taormina. Die kleine Stadt thront etwa 200 Meter über dem Meer malerisch in den Felsen. Leicht zu sicherndes Terrain, so die Hoffnung. Auch zum diesjährigen Gipfel werden wieder Tausende Globalisierungsgegner erwartet – von den Protesten werden die Mächtigen dieser Welt aber live nichts mitkriegen. Demonstrationen sind erst im 13 Kilometer entfernten Ort Giardini Naxos erlaubt.

Sizilien als Gipfel-Ort stellt die andauernde Migrantenkrise in den Mittelpunkt

Die Wahl Siziliens als Gipfel-Kulisse ist auch ein starkes politisches Signal, das der damalige Ministerpräsident Matteo Renzi, der diese Entscheidung getroffen hat, in die Welt sendet. Schließlich ist die Insel vor dem italienischen Festland zum Hauptschauplatz der europäischen Flüchtlingskrise geworden. Allein in der vergangenen Woche sind rund 5000 Menschen über das Mittelmeer nach Italien gekommen. 50.000 waren es insgesamt in diesem Jahr. Mehr als je zuvor.

Taormina gilt als Perle Siziliens, ein beliebter Ort für Kreuzfahrttouristen und andere Urlauber. 1,3 Millionen Besucher zählt die Stadt mit ihren 10900 Einwohnern. Der Mai ist die Hauptreisezeit, doch seit Montag darf kein Tourist Taormina mehr betreten. Die Hotels und Restaurants sind geschlossen, alle warten nun auf die Ankunft der Staats- und Regierungschefs aus Italien, Kanada, Frankreich, den USA, Großbritannien, Deutschland und Japan. 10.000 Polizisten sichern den Ort momentan, darunter auch Sicherheitskräfte aus den Ländern der Gipfel-Gäste. Die ganze Stadt ist eine Woche lang Sperrzone. Nur Menschen mit einer Sondergenehmigung, also Anwohner, Delegationsmitglieder und ausgewählte Journalisten, dürfen die Sperren und Metalldetektoren am Ortseingang passieren.

„Wir übergeben vor dem G7-Gipfel ein neues Taormina“, sagte Riccardo Carpione, Prefekt und Sonderkommissar für den Gipfel. Allein rund 15 Millionen Euro seien in die Infrastruktur der Stadt geflossen. Straßen wurden erneuert und das berühmte Amphitheater, das als Foto-Kulisse für das Familienfoto der sieben Mächtigen herhalten soll, von einem Team von Restauratoren überarbeitet. Extra für den G7-Gipfel wurden zwei Helikopter-Landeplätze errichtet – einer wird Taromina erhalten bleiben, als Schwungrad für den Luxustourismus.

Die Italiener sind skeptisch

Und inhaltlich? Italien hat sich eine große Aufgabe gegeben. „Buliding the Foundations of Renewed Trust“, so das Motto der diesjährigen G7-Präsidentschaft, auf Deutsch etwa: Den Grundstein legen für ein wiedererwachendes Vertrauen. Gemeint ist das Vertrauen der Bürger, die immer mehr den Glauben daran verlieren, dass sich die Staatslenker ihren Problemen annehmen.

Eine Umfrage unter Italienern zeigt, wie verbreitet im Land der G7-Präsidentschaft diese Skepsis ist – auch gegenüber dem anstehenden Gipfel-Treffen. So halten nur 24 Prozent der befragten das Treffen an diesem Freitag und Samstag für eine nützliche Veranstaltung, 35 Prozent sind der Meinung, dass es sich um ein rein mediales Event handelt. 34 Prozent glauben, dass es ein überholtes Modell ist, da wichtige Staaten wie China, Russland oder Indien nicht mit am Tisch sitzen. Als wichtigste Themen nannten die Befragten, Wachstum und Arbeit (26 Prozent), die Steuerung der Migration (18 Prozent), das Klima (12 Prozent) und den Kampf gegen Hunger und Armut (zehn und elf Prozent).

Die USA beschäftigt im Vorfeld jedoch eher ein anderes Alltagsproblem: Wie kommt Donald Trump von A nach B? Die gepanzerten Wagen des US-Präsidenten sind zu lang für die kleinen Straßen in Taormina. Der Vorschlag, er könne mit den anderen Mächtigen zu Fuß durch die Gassen gehen oder in einem Golfwagen fahren, lehnten seine Sicherheitsleute laut italienischen Medien ab – zu gefährlich. Man arbeite nun akribisch an einer Lösung.