Polizei ist allgegenwärtig in der Hansestadt. Foto: dpa

Die Metropole an der Elbe ist schwer zu sichern, linke Szeneviertel liegen nur einen Steinwurf vom Tagungsort entfernt. Politiker und Sicherheitsexperten könnten mögliche Gefahren unterschätzt haben.

Hamburg - Das Treffen der G20 versetzt Hamburg in einen Ausnahmezustand. Die Hansestadt gleicht immer mehr einer Festung. Vermutlich mehr als 15 000 Polizisten schützen den Gipfel und seine Teilnehmer – nicht zuletzt gegen Tausende Extremisten, die sich angeblich aus ganz Europa auf den Weg gemacht haben, um das Stelldichein der Mächtigen zu sabotieren.

Je näher der Gipfel rückt, desto größer wird die Angst. Versinkt Hamburg am Freitag und Samstag in einem Meer von Gewalt? Sicher jedenfalls ist: Die Polizei rechnet schon seit Monaten mit schweren Ausschreitungen. Immer häufiger tauchte deshalb zuletzt in Lagebeschreibungen die Frage auf: Warum muss der Gipfel ausgerechnet in einer schwer zu sichernden Metropole wie Hamburg stattfinden? Noch dazu auf dem Messegelände, das – für Sicherheitsexperten ein absoluter Albtraum – sozusagen in Steinwurfweite an die linken Szenehochburgen Karolinen- und Schanzenviertel grenzt?

Nur einen Steinwurf entfernt von linken Szenevierteln

Die Antwort ist einfach: In ihrer Eigenschaft als Gastgeberin hat die Bundeskanzlerin selbst ihre Geburtsstadt Hamburg als Tagungsort auserkoren. Der rot-grüne Senat der Hansestadt unter Führung des Ersten Bürgermeisters Olaf Scholz (SPD) entsprach ihrem Wunsch. Ob dabei aufseiten Merkels auch gewisse nostalgische Gefühle eine Rolle gespielt haben, sei dahingestellt. In der Vergangenheit jedenfalls haben Staatslenker zu vergleichbaren Gipfeltreffen immer wieder Orte ausgewählt, zu denen sie eine besondere Beziehung haben.

Am 12. Februar des vergangenen Jahres, beim traditionellen Matthiae-Mal in der Hansestadt, machte Angela Merkel ihre Entscheidung öffentlich. In ihrer Rede lobte sie „hanseatischen Tugenden“ ausdrücklich. Weltoffenheit, Pragmatismus, Aufrichtigkeit und Fairness zeichneten Hamburg und die Hamburger aus, sagte die Kanzlerin. Und wörtlich: „Weil diese hanseatischen Eigenschaften so herausragend sind, erlaube ich mir, am heutigen Abend auch im Einvernehmen mit dem Ersten Bürgermeister anzukündigen, dass Hamburg Gastgeberstadt für das 2017 in Deutschland stattfindende G20-Treffen sein wird. Ich denke, das trifft sich gut mit der Weltoffenheit Hamburgs.“

Das Magazin „Spiegel“ berichtete einige Wochen später von einem Treffen im Kanzleramt, das zwei Tage nach der Hamburger Rede stattgefunden habe. Dabei sei es in Gegenwart von Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) auch um die Frage gegangen, ob ein Gipfel an der Alster sicherheitstechnisch überhaupt zu bewältigen sei. Ein hochrangiger Vertreter der Hamburger Polizei habe in Anlehnung an ein berühmtes Merkel-Wort geantwortet: „Wir schaffen das.“