Julian Nagelsmann zu den Bayern? Keine gute Idee, meint Gunter Barner. Foto: dpa

Das muss mal gesagt werden, meint StN-Autor Gunter Barner in seiner Bundesliga-Kolumne: Der deutsche Fußball vermarktet sich gut, spielt aber schlecht.

Stuttgart - Redakteure erinnern ihre Autoren gern daran, dass die Bundesligakolumne ein Anker sein soll, den die Seele werfen kann. Inmitten der aufgewühlten See eines opulenten montäglichen Sportteils. Der Text dürfe nachdenklich sein, humorvoll, natürlich auch kritisch. Gerne von allem ein wenig. Mit feiner Klinge erarbeitet. Nicht zu lange bitte, aber auch nicht zu kurz. Sonst murre der Blattmacher. Und er ganz besonders sei an Sonntagen bei Laune zu halten.

Hilfreich wäre es zudem, der Autor könnte sich auf Themen beschränken, die keinerlei Überschneidungen mit den epischen Werken der Reporter von den Spielfeldrändern dieser Welt nach sich zögen. Dubletten, muss man wissen, sind im Journalismus in etwa so hilfreich wie Bulleröfen in der Wüste Gobi.

Alles in allem bleibt festzuhalten: Eine Bundesliga-Kolumne schreibt sich nicht von allein.

Der Autor fragt den Redakteur, ob er vielleicht die eine und einzige Idee habe. Der sagt: „Hmmpff.“ Und dann: Na ja, vielleicht könne ja der Videobeweis noch einmal Gegenstand der Betrachtungen sein. Oder die fußballerische Qualität der Bundesliga. Möglich wäre auch ein vergnüglicher Perspektivwechsel auf die Trainerfrage bei den Bayern: Was Sepp Herberger jetzt sagen würde. . .

„Bitte?“

„Kleiner Scherz!“

Die Kunst des Spiels

Gut! Der Autor, noch immer ein wenig benommen von einem der niveauärmsten Nordderbys bis heute, sagt, was er schon seit längerem sagen wollte: Die Bundesliga protze zwar gern mit ihren vermeintlichen Stärken, spiele aber in den meisten Fällen einen Fußball, der mit der eigentlichen Kunst des Spiels so viel zu tun habe, wie das Geschmiere auf einer Taktiktafel mit der Sixtinischen Madonna.

„Hallo? Sind Sie noch da?“

Der Redakteur schweigt.

Es möge ja eine ungünstige Fügung des Schicksals gewesen sein, aber dass zuletzt alle deutschen Clubs in den internationalen Wettbewerben unterlagen, könne als brauchbarer Hinweis darauf dienen, dass es die Spaßgesellschaft zwischen Hamburg und Freiburg mit der Eigenwerbung für ihre Grottenkicks ein bisschen übertreibe.

Der Redakteur schweigt immer noch.

Und um den Gedanken mit Sepp Herberger aufzugreifen: Der würde vielleicht sagen, dass sich die Herren Profis weniger mit Ausstiegsklauseln und anderweitigen Verdienstmöglichkeiten beschäftigen sollten, als mit den handwerklichen Fertigkeiten ihres Berufs. Denn es sei, Videobeweis hin, 3HD-Superslomotion her, immer noch so, dass es von Vorteil sei, das Stoppen eines Balles unfallfrei zu beherrschen.

Womöglich würde der „Chef“ auch mal VfB-Trainer Hannes Wolf zu sich ins Büro zitieren und ihm mit skeptischem Blick die Frage stellen, weshalb er bei der Frankfurter Eintracht zehn Minuten vor Schluss seiner konfusen Defensive ausgerechnet Ebenezer Ofori als Beruhigungsmittel verabreichte? Der inflationär Fehlpässe spielte - wie zuletzt schon im DFB-Pokal – reihenweise Gegnerspieler fällte und just den Freistoß verursachte, der das Schicksal des VfB besiegelte.

„Bitte“, fleht der Redakteur, regen Sie sich doch nicht so auf!“

Lieber Tuchel als Nagelsmann

Also, gut: Vielleicht, fährt der Autor fort, hätte Herberger auch all jenen den Vogel gezeigt, die unerfahrenen Trainern eine mit Diven gepflasterte Mannschaft anvertrauen, die jede Gemeinheit bereit hält, die man sich vorstellen kann. Weshalb ihm das Verlangen einiger Experten, den blutjungen Hoffenheimer Julian Nagelsmann zum Coach des FC Bayern zu befördern, in etwa so durchdacht erscheine, wie die Annahme, Florian Silbereisen könne die CSU auf neue Höhen führen. Dann schon lieber Thomas Tuchel.

Der Redakteur sagt, dass er jetzt ganz schnell in die Konferenz muss.

„Tut-tut-tut.“

Der Autor denkt, dass er es mag, wenn sie Kolumnen von ihm wollen.