Jubel beim FC Bayern München beim Spiel gegen den Hamburger SV am Samstag. Foto: dpa

Noch sind zwölf Spieltage zu absolvieren - also hat der kesse Aufsteiger Leipzig noch ausreichend Gelegenheit, die Bayern weiter zu bedrängen. Die aber präsentieren sich meisterlich. In Darmstadt wird der Abstieg immer wahrscheinlicher. Und Leverkusen gibt Rätsel auf.

Düsseldorf - 8:0 gegen den bedauernswerten Hamburger SV - besser hätte es bei Carlo Ancelottis 1000. Pflichtbegegnung als Fußball-Trainer gar nicht laufen können. Meisterliche Bayern, die mit „Top-Qualität“ zu Werke gingen, wie Ancelotti festhielt. Und dennoch muss sich der Rekord-Titelträger an den verbleibenden zwölf Bundesligaspieltagen eines hartnäckigen Verfolgers erwehren: Der Rückstand des frechen Aufsteigers RB Leipzig zum Tabellenführer beträgt nach wie vor nur fünf Punkte.

Da ist zumindest die Königsklasse drin - doch der Coach der Sachsen will davon öffentlich überhaupt nichts wissen. „Lasst uns einfach unsere Spiele weiter so absolvieren, dann sehen wir mal, was im Mai dabei rum kommt“, sagte Ralph Hasenhüttl nach dem 3:1 gegen Köln. Routinier Marvin Compper machte eines deutlich: Er und seine Mitstreiter wollen jede Chance nutzen. Compper: „Wir gehen mit der Motivation und mit dem Willen in jedes einzelne Spiel, es zu gewinnen.“ Immerhin seien noch 36 Zähler zu vergeben.

Punkte, die andernorts mehr denn je vonnöten sind. Beim HSV zum Beispiel. Das 0:8 bei den Bayern war die achte Pleite der Hanseaten an der Isar am Stück - bei einer Torquote von 3:45. „Eine Blamage“, kommentierte HSV-Abwehrmann Mergim Mavraj. „Unerträglich“, meinte Keeper René Adler.

Nun steht der „Dino“ einmal mehr an der Schwelle zur Zweitklassigkeit, zusammen mit Darmstadt 98. Die Hessen sind nach dem bitteren 1:2 gegen Augsburg weit abgeschlagen. Und wohl nur noch Hamit Altintop hält es für möglich, dass die „Lilien“ in der Liga bleiben: „Ich glaube immer noch an ein Wunder.“

Was tut sich hinter dem Top-Duo München und Leipzig?

Auch in Ingolstadt wachsen die Sorgen. Mit dem 0:2 im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach verpasste es das Team von Trainer Maik Walpurgis, in der Tabelle an Hamburg vorbeizuziehen. Der umstrittene Treffer von Gladbachs Lars Stindl (60.), der den Ball aus kurzer Distanz mit Hilfe seines rechten Arms über die Linie beförderte, leitete am Sonntag die 14. Saisonschlappe des Vorletzten ein. Mit einem Kontertor in der Nachspielzeit beseitigte André Hahn alle Zweifel am Sieg der Gäste.

Was sich hinter dem Top-Duo München und Leipzig tut? Recht wenig, abgesehen vom 3:0 des Dritten BVB in Freiburg und vom Berliner 2:0 gegen Frankfurt. Im Breisgau beendete Dortmunds Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang mit zwei Treffern seine 471 Minuten währende Flaute. 40 Punkte stehen nach Thomas Tuchels 100. Erfolg als Erstliga-Coach in der BVB-Bilanz.

Revierrivale FC Schalke leistete der Borussia mit dem 1:1 gegen Hoffenheim am Sonntag zumindest ein wenig Schützenhilfe. Nach dem Treffer des Schalkers Alessandro Schöpf (5.) drohte dem BVB-Verfolger die dritte Auswärtsniederlage in Serie. Doch Sebastian Rudy (79.) sorgte für das verdiente 1:1. Immerhin konnte sich der BVB damit um zwei Zähler von Hoffenheim absetzen. Einen Punkt dahinter rangiert Hertha BSC auf Platz fünf.

Die Konstellation im Bemühen, 2017/18 auf Europatrip gehen zu dürfen, ist aktuell eines der Spannungsmomente der Weltmeisterliga. Irgendwie wirkt das erneut wie ein „Schneckenrennen“, an dem sich außer den nun schon dreimal nacheinander sieglosen Kölnern auch die hoch ambitionierten Leverkusener intensiv beteiligen.

Unter dem Bayer-Kreuz ist der Unmut der Fans nach dem 0:2 gegen Mainz 05 mittlerweile genauso groß wie in Wolfsburg, wo sich der VfL am Sonntagabend kurzerhand von seinem Trainer Valérien Ismaël trennte. Das 1:2 im Freitagabendspiel gegen seinen früheren Arbeitgeber Bremen war zwar angesichts einer Chancenflut des VfL unglücklich. Faktisch sprach vieles gegen Ismaël. Denn anstatt gegen einen direkten Konkurrenten Zählbares zu verbuchen, stehen nun für beide 22 Punkte auf der Habenseite - das ist Abstiegskampf pur.

In Leverkusen musste Bayer-Sportchef Rudi Völler mächtig an sich halten, um nicht auszuflippen. „Einige müssen die Tage mal in den Spiegel schauen“, ließ er mit unverhohlener Kritik wissen. Die mangelnde Konstanz der Werkself-Kicker, die schon die zehnte Saisonniederlage einstecken mussten und weit vom Ziel der erneuten Champions-League-Teilnahme entfernt sind, machte nicht nur Völler ratlos: „Wir sind im Moment leider ein bisschen eine Wundertüte.“