Steht unmittelbar vor einem Wechsel nach München: Xabi Alonso. Foto:  

Ein marokkanischer Innenverteidiger für 26 Millionen Euro ist dem FC Bayern München nicht genug. Es muss noch ein spanischer Weltmeister her, der die FCB-Dominanz untermauern soll.

München/Stuttgart - Mehdi Benatia (27) schaute ein bisschen bedröppelt drein, als er zum ersten Mal auf dem Pressepodium des FC Bayern saß. Der neue Innenverteidiger der Münchner wurde der Öffentlichkeit vorgestellt und sollte die Hauptrolle einnehmen. Doch es wurde schnell klar, dass Benatia, der für 26 Millionen Euro vom AS Rom kam, nur eine Randfigur bleiben sollte an diesem auch für Bayern-Verhältnisse besonderen Tag. Denn die Vorstände des Rekordmeisters, die neben Benatia saßen, wollten noch etwas anderes verkünden. Sie sprachen nicht lange über den Marokkaner. Sie sprachen lieber über Xabi Alonso (32), dessen Verpflichtung unmittelbar bevorsteht.

Irgendwie schaffen das wohl nur die Bayern: Sie stellen einen 26-Millionen-Euro-Mann vor, berichten aber fast gleichzeitig über einen Coup, der noch größere Ausmaße annimmt. Gut, die mögliche Ablöse für Alonso liegt bei vergleichsweise geringen zehn Millionen Euro. Aber die Stahlkraft eines Topstars von Real Madrid, eines Welt- und Europameisters, ist eben höher als die eines noch recht unbekannten Marokkaners. Erst recht, wenn der Transfer der vorläufige Höhepunkt eines Trends ist, den die Bayern seit der Verpflichtung von Trainer Pep Guardiola fortschreiben. Adios, Bundesliga! Man spricht Spanisch in München.

Die Bayern wollen mit der geballten iberischen Power zurück auf Europas Thron und die nationale Konkurrenz nebenbei noch weiter als in den vergangenen beiden Jahren ohnehin schon hinter sich lassen – und Xabi Alonso passt da perfekt ins Bild. Er ist nach Javi Martínez, Thiago Alcántara, Pepe Reina und Juan Bernat der fünfte Spanier im Kader, dazu kommen Trainer Pep Guardiola und dessen Assistenten.

Vor diesem Hintergrund drängen sich nun Fragen auf in der Münchner Tiki-Taka-Welt. Kann überhaupt noch jeder unfallfrei „Mia san mia“ sagen und das Brust-raus-Vereinsmotto auch mit Leben füllen? Und: Ist diese spanische Vereinspolitik nicht verdammt riskant? Der derzeit verletzte Weltmeister Bastian Schweinsteiger etwa wird irgendwann zurückkommen und auf einen Platz in der Startelf drängen. Wenn sich Xabi Alonso dann unentbehrlich gemacht hat, sind Konflikte vorprogrammiert. Es sind allerdings Reibungspunkte, die die Münchner seit Jahrzehnten kennen. Im Zweifel wird eben ein Topstar verkauft, und irgendwann holen die Bayern dann wieder einen neuen. So einfach, so eiskalt ist das Geschäft.

Der Rekordmeister jedenfalls macht mit Alonso ernst – es ist eine Kampfansage an die Konkurrenz, die auf schwächelnde Münchner nach der kräftezehrenden WM in Brasilien gehofft hatte. „Von der Altersstruktur und seiner Konstitution her ist Xabi in der Lage, noch mindestens zwei Jahre auf Topniveau zu spielen“, sagte Sportvorstand Matthias Sammer. Alonso hatte nach der Verpflichtung von Toni Kroos offenbar um seinen Stammplatz bei Real gebangt – worüber er sich mit seinem neuen Trainerstab und den neuen Kollegen sicher bald austauschen wird. Auf Spanisch, versteht sich.