Volksbanken bündeln ihre Kräfte Foto: dpa

Für die Volksbank Stuttgart ist die anstehende Fusion mit der Volksbank Göppingen ein großer Schritt. Mit dann fast neun Milliarden Euro Bilanzsumme zählt sie künftig bundesweit zu den größten Volksbanken. Das eröffnet Spielräume, kommentiert Sabine Marquard.

Stuttgart - Für die Volksbank Stuttgart ist die anstehende Fusion mit der Volksbank Göppingen ein großer Schritt. Mit dann fast neun Milliarden Euro Bilanzsumme zählt sie künftig auch bundesweit zu den größten Volksbanken. Nun ist Größe nicht alles. Aber in der Metropolregion Stuttgart – einer der stärksten Wirtschaftsregionen Europas – ist es eine wichtige Voraussetzung, um sich zu behaupten. Die Größe mitsamt der guten Eigenkapitalausstattung eröffnet Spielräume vor allem für die Unternehmensfinanzierung der mittelständischen Kundschaft. Viele kleinere Institute müssen bei größeren Geschäften längst passen, weil sie das Risiko nicht tragen können. Für sie kann schon eine Immobilienfinanzierung im teuren Ballungsraum zu viel sein.

Mit Stuttgart und Göppingen schließen sich zwei Institute zusammen, die es beide schon länger als 150 Jahre gibt. Ihr Geschäftsmodell – den Markt vor der Haustür intensiv zu beackern – hat sich bewährt. Dennoch kann die Devise nicht lauten: weiter so wie bisher. Die Branche unterliegt einem gewaltigen Veränderungsdruck. Wer hier nicht rechtzeitig agiert, droht in einen Abwärtsstrudel zu geraten. Aus Kostengründen werden Filialen geschlossen und Mitarbeiter abgebaut. Wenn die Erträge durch die Niedrigzinsen weiter abschmelzen, wird noch mehr gespart. Am Ende ist man zu klein, um im Wettbewerb mitzuspielen. Es ist folgerichtig, wenn die beiden Institute sich zusammentun und Synergien heben, um im Wettbewerb mithalten zu können. Nur so lässt sich auch etwas verdienen.

Es ist nicht die Niedrigzinsphase allein. Der Wettbewerb unter den Kreditinstituten im Ballungsraum ist immens. Hinzu kommen die hohen Kosten, die durch die regulatorischen Anforderungen der Bankenaufsicht entstehen. Den Veränderungsdruck spüren auch die anderen Institute – am Finanzplatz Stuttgart wie anderswo. Beispiele gibt es zuhauf. Die Südwestbank wird an die österreichische Bawag verkauft. Die Wüstenrot-Bank sucht noch einen Käufer, möglicherweise kommt hier ebenfalls die österreichische Bank zum Zuge. Großbanken ziehen sich aus der Fläche zurück, andere wie die Sparda-Bank Baden-Württemberg öffnen sich für Privatkunden bundesweit. Wer nicht agiert, hat schon verloren.

Die Bankfiliale in der Hosentasche

Bei den Volks- und Raiffeisenbanken ist das Fusionstempo besonders hoch. Das liegt auch daran, dass die 193 Banken in Baden-Württemberg oftmals deutlich kleiner sind als die des Hauptwettbewerbers Sparkassen, der mit 51 Instituten im Südwesten antritt. Dafür haben die genossenschaftlichen Banken noch rund doppelt so viele Filialen im Land. Es bleibt also noch viel Spielraum für die einen, Filialen zu schließen oder in Selbstbedienungsstandorte zu verwandeln, und umgekehrt wenig Spielraum für die anderen, will man dem Wettbewerber nicht das Feld überlassen.

Sowohl Volksbanken als auch Sparkassen rühmen sich ihrer Nähe zu den Kunden – auch im ländlichen Raum, wo man meist vergeblich eine Großbank sucht. Jede Filiale, die geschlossen wird, ruft Proteste der Bevölkerung hervor. Doch die Institute erleben eine Abstimmung mit den Füßen. Zu wenig Kunden kommen, als dass sich das Betreiben einer Filiale in abgelegenen Gegenden noch rechnet. Mit der fortschreitenden Digitalisierung – mit der Bankfiliale in der Hosentasche – werden die Besuche noch weniger werden. Für die regionalen Institute ist das nicht ohne Risiko. Wenn jüngere Kunden ganz dem Netz vertrauen, ist die räumliche Nähe zur Bank immer weniger bedeutsam. Das ist die wirkliche Gefahr für das Geschäftsmodell von Volksbanken und Sparkassen. http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.sparda-bank-aendert-geschaeftsmodell-sparda-bank-prescht-vor.99a75618-539a-48fb-9c71-df0e8c1f3235.html http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-und-goeppingen-zwei-volksbanken-buendeln-ihre-kraefte.b25f7b71-dc1b-4f27-b4a2-10b73a3dc083.html -

sabine.marquard@stzn.de