Entspannt oder erschöpft? Das Bild dieses Katers hat auf Facebook eine Debatte entfacht. Mittlerweile ist das Tier wieder bei seinen Besitzern. Foto: Screenshot Facebook/Patrick Maurer

Der acht Monate alte Kater, der durch seine Mitfahrt in der S1 in Stuttgart für Aufsehen gesorgt hatte, ist wieder bei seinen Besitzern. Die Geschichte hat in den sozialen Netzwerken eine Debatte über das Wohl des Tieres entfacht.

Stuttgart - Der S-Bahn-Kater ist wieder zu Hause. Der acht Monate alte Kater war in seinem Heimatort in Herrenberg in die S-Bahn getapst und hatte es sich auf einem Sitz gemütlich gemacht. Ein Mitfahrer fotografierte das Tier, postete das Bild auf Facebook und löste ungeahnte Emotionen aus.

Die Reaktionen reichten von „Oh wie putzig“, über Sorge um das verirrte Tier bis hin zu Anschuldigungen gegen die Besitzer. Auch Mitgefühl für Katzenallergiker wurde ausgesprochen. Am Mittwoch gibt die Leiterin des Tierheims in Stuttgart-Botnang dann Entwarnung: „Die Besitzer haben ihren Kater abgeholt.“

Nachdem das Tier am Dienstag in der S1 gesichtet wurde, hatten die Mitarbeiter der DB-Sicherheit die Tierrettung informiert, die den Kater als Fundtier ins Tierheim brachte. Dank einer entsprechenden Tätowierung war schnell ermittelt, bei welchem Tierarzt der Kater in Behandlung war und wer seine Besitzer sind.

Was tun, wenn das Tier zum Ausbüxen neigt?

Den Facebook-Hype um dieses spezielle Tier kann Wünn nicht nachvollziehen. „Das ist kein Einzelfall“, erklärt sie. „Es vergeht kein Tag, an dem kein Fundtier zu uns kommt“, so Wünn. Und bahnfahrende Tiere gäbe es in der Region zwei bis drei Mal im Jahr. Immerhin: „90 Prozent der Tiere werden wieder abgeholt“ – doch die übrigen zehn Prozent bleiben.

Ende gut, alles gut? Die Tierheimleiterin ist skeptisch, denn die S-Bahn-Fahrt des besagten Katers war nicht sein einziger Ausflug und wird wohl kaum sein letzter gewesen sein. Dass die Besitzer des Tieres in der Innenstadt von Herrenberg leben, stößt ihr als Tierschützerin sauer auf. „Eine Stadt ist kein guter Platz für einen Freigänger“, mahnt sie. Es sei schlicht ein gefährliches Leben, das man seinem freiheitsliebenden Tier böte.

„Wir raten den Menschen in solchen Fällen, sich Gedanken zu machen, ob ihr Tier woanders vielleicht besser aufgehoben wäre“, erklärt Wünn. Dann folgt ein Satz, den sie als Tierheimleiterin sicher nicht zum ersten Mal sagt: „Wir sehen das Wohl des Tieres an erster Stelle und erst dann die Bedürfnisse des Menschen.“ Generell rät sie davon ab, Tiere mit Hang zum Streunen in der Innenstadt zu halten.

„Einsperren ist keine Lösung“

Dr. Anne Posthoff sieht das anders. Die Tierärztin aus Besigheim erklärt: „Es ist völlig normal, dass eine Katze oder ein Kater raus geht. Das ist artgerecht und richtig so.“ Da der S-Bahn-Kater aus Herrenberg kastriert sei, bestünde auch kein Grund zur Sorge, dass er herumstreune, um andere Katzen zu decken. Es gebe eben Katzen, die solche Macken entwickeln würden, erklärt sie unaufgeregt und fügt hinzu: „Auch Tiere dürfen skurril und unangepasst sein.“ Ob man auf dem Land oder in der Stadt lebe, spielt dabei aus ihrer Sicht keine Rolle. „Okay, auf dem Land kann er vielleicht nicht S-Bahn fahren, aber dann steigt er in den nächsten Bus“, sagt sie bewusst provokant und schmunzelt. Geschichten wie die des S-Bahn-Katers kennt Posthoff zur Genüge und sieht keinen Grund zur Panik. „Einsperren ist keine Lösung“, sagt die Tierärztin ganz klar. „Lass ihn doch S-Bahn fahren, wenn es ihm Spaß macht.“