Kornwestheim 50000 Euro ist der Stadt Kornwestheim das schnelle Internet fürs Kreidler-Gebiet wert. Von Werner Waldner

Kornwestheim 50000 Euro ist der Stadt Kornwestheim das schnelle Internet fürs Kreidler-Gebiet wert. Von Werner Waldner

Die Ausgaben hätte Bürgermeister Dietmar Allgaier der Stadt gerne erspart. Aber wenn der auch für die Wirtschaftsförderung zuständige Dezernent seinen Unternehmen Gutes in Form einer Breitbandinfrastruktur tun will, dann muss die Stadt in ihre Kasse greifen. Sonst gibt es kein schnelles Internet. Früher, berichtet Allgaier, hätten die Unternehmen noch selbst für die Infrastruktur bezahlt. Heute täten sie das nur noch, wenn ein Versorgungsgebiet eine Mindestgröße überschreite.

Bevor die Investition im Kreidler-Gebiet getätigt wurde, hatte die Stadt Kornwestheim bei den Gewerbebetrieben nachgefragt, ob überhaupt Bedarf an Übertragungsraten von 100 Megabits in der Sekunde besteht. Die Unternehmen signalisierten Interesse, und in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen KabelBW brachte die Stadt das Hochgeschwindigkeitsinternet ins Kreidler-Gebiet. Die Arbeitsteilung: Die Stadt kümmerte sich um die Tiefbauarbeiten und legte ein Leerrohr ins Erdreich, KabelBW plazierte darin sein Glasfaserkabel.

Eine durchaus übliche Form der Kooperation, sagt Melanie Degueldre, Pressesprecherin bei KabelBW. Mitunter verlegen Städte und Gemeinden auch selbst die Kabel und das Unternehmen mietet sich ein. Im Dialog mit der Gemeinde, so Melanie Degueldre, werde nach der optimalen Lösung gesucht. Dass das Telekommunikationsunternehmen die Kosten komplett selbst übernimmt, kommt mittlerweile eher selten vor. KabelBW, berichtet Degueldre, habe in den vergangenen Jahren das Netz "extrem erweitert und modernisiert" und eine halbe Milliarde Euro investiert. So könne man bereits einem Dreiviertel der Bevölkerung in Baden-Württemberg Hochgeschwindigkeits-Internet anbieten. Damit würde im Land bereits das Ziel erreicht, das deutschlandweit für das Jahr 2014 angestrebt wird, so die Pressesprecherin. Bürgermeister Dietmar Allgaier sieht das finanzielle Engagement der Stadt als eine Form der Wirtschaftsförderung. "Mit dieser Maßnahme ist es uns in Zusammenarbeit mit KabelBW gelungen, eine infrastrukturelle Verbesserung für die Unternehmen im Gewerbegebiet Kreidler zu erreichen und damit besonders den Firmen im IT-Sektor einen Standortvorteil zu schaffen." Die "Anbindung an die Datenautobahn" sieht der Bürgermeister als einen "wesentlichen Standortfaktor" im Wettbewerb mit anderen Städten und Gemeinden.

Während im Kreidler-Gebiet das Kabelnetz nachträglich aufgerüstet wurde, geht die Stadt auf dem Babcock-Areal einen anderen Weg. Dort hat die Städtische Wohnbau die Breitband-Verkabelung selbst vorgenommen. Nun können sich die Telekommunikationsunternehmen einmieten und ihren Kunden entsprechende Angebote unterbreiten.

Während in Deutschland ganz unterschiedliche Finanzierungsmodelle zur Verbreitung des schnellen Internets existieren, haben sich andere Länder festgelegt. In Finnland beispielsweise müssen laut einer Untersuchung der Deutschen Bank die Kunden für die Kosten, die für die letzten zwei Kilometer bis zu ihrem Haus oder Betrieb anfallen, selbst aufkommen. Australien finanziert die anfallenden Kosten über Staatsanleihen. In Schweden teilen sich die Telekommunikationsunternehmen und der Staat die Kosten.