Der Böblinger Bahnhof wird größer. Mehr Bilder finden Sie in unserer Bildergalerie. Foto: Leif Piechowski

Neue Aufzüge, breitere Unterführung: Die Bahn pumpt 15 Millionen Euro in den Böblinger Bahnhof.

Böblingen - Der Böblinger Bahnhof wird größer und bekommt ein neues Gesicht. Seit Dienstagabend ist der Rohbau der Fußgängerunterführung fertig und passierbar. Er verbindet das 80 Hektar große Wohn- und Gewerbegebiet Flugfeld, auf dem 5000 Arbeitsplätze und Wohnungen für 4000 Menschen entstehen sollen, mit dem Bahnhofsvorplatz. Seit Mitte 2011 wird der Böblinger Bahnhof für insgesamt 15 Millionen Euro saniert und erweitert, damit er zum zweitgrößten zentralen Drehkreuz der Region nach Stuttgart wird, obwohl ihn die Bahn AG schon Ende 2002 aus wirtschaftlichen Gründen als Haltestelle aus dem ICE-Fahrplan gestrichen hat.

Die beiden Aufzüge in der Unterführung zu den Gleisen 2, 3, 4 und 5 waren seit November 2011 außer Betrieb. Die Einstiege wurden dem abgesenkten Boden der Unterführung und den höheren Bahnsteigen angepasst, außerdem erhielten sie eine komplett neue Technik. Damit haben Behinderte barrierefreien Zugang zu den Zügen. Jeweils neun Personen haben Platz in den Aufzügen. Zur schnellen Reparatur rund um die Uhr gibt es einen Vollwartungsvertrag. „Vor allem die Türen sind anfällig und werden oft von Vandalen beschädigt. Die Reparatur kann bis manchmal bis zu vier Wochen dauern“, sagt Nikolaus Hebding, Leiter des Bahnhofsmanagements.

Wer den Aufstieg gerne sportlich bewältigt, hat seit Freitag mit den erneuerten Treppen neben den Aufzügen weitere Aufstiegsmöglichkeiten zu den Gleisen. Der Aufzug zu Gleis 1 geht voraussichtlich Ende des Jahres in Betrieb. Dann sind alle Bereiche des Bahnhofs barrierefrei für Behinderte zugänglich.

Verbindung vom Flugfeld zur Innenstadt

Die 3,5 Meter hohe Unterführung wurde tiefer gelegt und von sechs auf neun Meter verbreitert. Der hintere Teil der Unterführung wurde als Fertigteil gegossen und durch den Eingang am Flugfeld aus in die Röhre geschoben, den Rest betonierten die Arbeiter während des laufenden Bahnbetriebs von innen. „Mit der Unterführung ist eine neue Stadtteilverbindung entstanden“, sagt Nikolaus Hebding.

Die Bahnsteige werden höher gelegt, so dass Rollstuhlfahrer quasi ebenerdig in die Züge rollen können. Noch in den Sommerferien sollen die Arbeiten am Bahnsteig 1 fertig sein. Er wird für die S-Bahn auf der Länge von 80 Metern von 76 Zentimeter auf 96 Zentimeter erhöht. „Wir haben dafür die Sommerferien gewählt, um so wenig Reisende als möglich zu beeinträchtigen“, sagt Nikolaus Hebding. Die Park-and-Ride-Plätze am Bahnhofsvorplatz werden auf die Seite des ehemaligen Flugfelds verlegt, am Bahnhofsvorplatz entstehen Fahrradabstellplätze. Rechts neben der Treppe in die Unterführung ist die Baugrube für den Neubau des abgerissenen Bahnhofstrakts. Anfang 2013 sollen unter anderem ein Bäcker, ein Reisezentrum und ein Buch- und Zeitschriftengeschäft ins neue Gebäude einziehen. Sie sind momentan provisorisch in Containern am Bahnhofsvorplatz untergebracht.

Die Fassade des linken Bahnhofsgebäudes neben dem Zentralen Busbahnhof wird saniert, und ins Innere kommt eine neue Gaststätte. Wer am Bahnhof einen inneren Drang verspürt, findet keine öffentliche Toilette, kann aber mehr tun, als nur auf die Zähne beißen. Ihm hilft die Verhandlung mit dem Wirt der Bahnhofsgaststätte über die Nutzung der Gaststätten-Toilette. Erst ab Mitte 2013 entspannt sich die Lage mit öffentlichen Toiletten am Bahnhofsflügel neben dem Zentralen Busbahnhof.