Schwieriges Verhältnis: Parteichef Strobl (l.) und Spitzenkandidat Wolf Foto: dpa

Seit' an Seit' mit Parteichef Thomas Strobl: So wollte CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf eigentlich in den Wahlkampf ziehen. Nun aber lässt er wieder offen, ob er im September nicht doch noch nach dem Landesvorsitz greift.

Stuttgart - Er ist CDU-Spitzenkandidat, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion und damit unbestritten die Nummer eins in der baden-württembergischen CDU. Niemand hätte es überrascht, wenn Guido Wolf beim Parteitag am 24. Januar in Ulm auch noch den CDU-Landesvorsitz an sich gezogen hätte. Der beim Mitgliederentscheid unterlegene Amtsinhaber Thomas Strobl hatte ihm dies angeboten.

Doch Wolf nahm Abstand davon – wohl aus der Überlegung heraus, mit dieser Ämterfülle den Unmut an der Basis auf sich zu ziehen. So galt es parteiintern als kluger Schachzug, dass er das Strobl-Lager mit der Ankündigung einband, gemeinsam mit seinem Kontrahenten als Doppelspitze in die Landtagswahl ziehen zu wollen.

„Deshalb ist es mein Wunsch, dass Thomas Strobl Landesvorsitzender bleibt“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung vom 8. Januar. „Ich freue mich sehr und bin dankbar, dass er dem nachkommt“, wird Wolf darin zitiert.

Umso größer war am Donnerstag die Überraschung über ein Interview Wolfs mit der Deutschen Presse-Agentur. Dort antwortet er auf die Frage, ob er im Herbst, wenn Vorstandwahlen anstehen, auch den CDU-Landesvorsitz übernehmen werde: „Das ist offen. Wir nehmen uns für Entscheidungen Zeit, und wir treffen Entscheidungen, wenn sie anstehen.“

In der CDU rätseln seither nicht wenige über die Motivation für diese Ansage. Ist es ein Wink mit dem Zaunpfahl, um eventuellen Gegnern in der Partei zu signalisieren: Passt auf, ich sitze am längeren Hebel? Dass er nicht gänzlich unumstritten ist, musste er am vergangenen Dienstag bei der Wahl zum Fraktionschef erfahren, als er immerhin sieben Gegenstimmen erhielt. Wurmt ihn das?

Nach der Wahl darauf angesprochen, wiegelte der frühere Landtagspräsident ab. Das sei im Vergleich zu früheren Wahlen ein gutes Ergebnis. Ohnehin solle man sich von der Vorstellung verabschieden, dass es noch zwei Lager gebe, sagte er am Donnerstag im Interview. In der Fraktion vielleicht nicht – in der 70 000 Mitglieder großen Partei aber durchaus. Zwar überwiegt erkennbar der Wille, die CDU mit vereinten Kräften wieder an die Macht zu bringen, doch gibt es durchaus Empfindlichkeiten.

„Wie stellt Wolf sich das eigentlich vor, dass Strobl mitten in der Kampagne den Vorsitz abgibt?“, fragt ein hochrangiger CDU-Mann, „dann können wir uns den Wahlkampf doch gleich abschminken.“ Die Aussage, wonach er den Vorsitz offen lasse, sei auch riskant, meint ein anderer Christdemokrat. Schließlich sei die Partei auf Strobls Erfahrung und Kompetenz angewiesen. Es wäre verheerend, wenn er den Bettel hinschmisse.

Nach dem Ulmer Parteitag und den vielen Gesten der Geschlossenheit schien diese Gefahr gebannt. Doch Strobl hatte kurz nach Wolfs Erfolg beim Mitgliederentscheid auch klipp und klar im Präsidium zum Ausdruck gebracht, dass er kein Parteichef auf Abruf sein wolle. Doch eben dazu macht Wolf den Parteichef mit seiner jüngsten Äußerung.

Es gibt aber auch Leute in der CDU, die es weniger gut mit dem Spitzenkandidaten meinen und eine Parallele zu seinem Verhalten gegenüber dem früheren Fraktionschef Peter Hauk sehen. Nachdem dieser im April 2014 seine Ambitionen auf die Spitzenkandidatur zugunsten Wolfs aufgegeben hatte, verbreiteten beide eine abgestimmte Mitteilung. Darin hieß es, Hauk werde zurückziehen, sich aber „für weitere zwei Jahre und damit die verbleibende Legislaturperiode“ zur Wiederwahl stellen. Hauk wurde dann auch gewählt – trotzdem machte Wolf ihm letztlich das Amt streitig.

SPD-Generalsekretärin Katja Mast wertete dies am Donnerstag als „Ellbogenmentalität“. Auf dem CDU-Parteitag habe Wolf sich noch als Teamplayer inszeniert, um ein paar Tage später die Alleinherrschaft zu beanspruchen.