Luisa Boos ist seit einem Jahr stellvertretende Landesvorsitzende der ASF und gehört dem Landesfrauenrat an – nun könnte sie Generalsekretärin der Südwest-SPD werden. Foto: dpa

An diesem Samstag diskutiert der baden-württembergische SPD-Vorstand über die künftige Führung des Landesverbands. Die designierte Vorsitzende Leni Breymaier wird für ihr Team noch hartnäckig werben müssen – etwa für Luisa Boos aus Südbaden als Generalsekretärin.

Stuttgart - Das hatte sich Leni Breymaier einfacher vorgestellt: Die designierte SPD-Vorsitzende im Land wollte ihr neues Führungsteam längst unter Dach und Fach haben. Jünger, weiblicher und mit mehr Migrationshintergrund sollte es ausgestattet sein – um den Erneuerungsprozess zu beflügeln, aber auch als Pendant zur Landtagsfraktion. Mit einem gut austarierten Vorschlag, der alle mitnimmt, wollte sie in den Landesparteitag am 22. Oktober in Heilbronn ziehen. Gelungen ist das bisher nicht. Nun muss sie um ihre Kandidaten ringen, weil noch an diversen Ecken gezogen werde, wie es in der SPD heißt. Da ist am Samstag eine spannende Sitzung des Landesvorstands in Cannstatt garantiert.

Klar ist, wen Breymaier gerne für die Nachfolge von Katja Mast als Generalsekretärin hätte: Luisa Boos, die zwei Jahre Vize der Südwest-Jusos war und 2015 zur Vize-Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) in Baden-Württemberg gewählt wurde. Vor allem Gleichstellungspolitik schreibt sie sich auf die Fahnen. Auch im Landesfrauenrat hatte sie schon oft Kontakt zu Breymaier. Boos ist mit Anfang 30 noch recht jung und lebt als alleinerziehende Mutter mit ihrem Sohn in Sexau, einer Gemeinde im Landkreis Emmendingen. Unumstritten ist sie nicht im Landesverband. Deshalb muss Breymaier, die das Vorschlagsrecht für diesen Posten hat, noch hartnäckig für sie werben.

Rennen um zwei Stellvertreterposten offen

Vermutlich wird sie aber auch Kompromisse an anderer Stelle machen müssen: bei den vier Stellvertretern. Während die Bundestagsabgeordneten Hilde Mattheis (Südwürttemberg) und Lars Castellucci (Nordbaden) an Bord bleiben, ist die Nachfolge für Exminister Peter Friedrich in Südbaden „ziemlich unklar“. Harmonisch geht es auch nicht im Rennen um den Bezirk Nordwürttemberg zu. Da hat Frederick Brütting aus eigenem Antrieb seine Kandidatur angemeldet. Der Bürgermeister der Gemeinde Heubach im Ostalbkreis, Jahrgang 1983, hat klug seine Truppen gesammelt und könnte sich am Samstag wohl auch durchsetzen. Auch an dieser Stelle hätte Leni Breymaier lieber eine Frau.

Dann ist da noch die Landtagsfraktion, deren Chef Andreas Stoch noch vor einer Woche öffentlich den Anspruch bekräftigte, im Führungsteam berücksichtigt zu werden. „Wenn die SPD hier im Land Profil gewinnen will, ist es wichtig, dass landespolitische Themen in erster Linie eine Rolle spielen“, mahnte er. Offen ist, wie viel Wert Stoch auf eine Stellvertreterposition für seine Fraktion legt. Sein Mann dafür, der innenpolitische Fraktionssprecher Sascha Binder, will dem Vernehmen nach gar nicht so gern Breymaiers Vize werden, sondern lieber Generalsekretär. Da sei noch vieles im Fluss, heißt es bei den Genossen.