Monika Mayer und ihr Mann bauen Gemüse, Obst und Getreide an. Verkauft wird im Hofladen und auf dem Markt. Foto: Julia Bosch

Mittlerweile können Konsumenten auch bei den großen Discountern biologisch angebaute Lebensmittel einkaufen. Deutlich strenger sind die Richtlinien bei Höfen, die sich an die Demeter-Richtlinien halten. Einer davon ist der Haldenhof in Stuttgart-Plieningen. Wir waren vor Ort.

Plieningen - Als sich am 26. April 1986 im ukrainischen Tschernobyl die Nuklearkatastrophe ereignete, veränderte sich etwas in Monika Mayer. Im selben Jahr hatte die gebürtige Plieningerin den Haldenhof gemeinsam mit ihrem Mann von dessen Eltern übernommen. „Unser Anliegen war, die Zukunft für unsere Kinder besser zu machen.“ Innerhalb von drei Jahren stellten die beiden den Hof auf biologisch-dynamischen Anbau um, 1989 erhielt das Paar die Demeter-Zertifizierung. Seitdem produzieren die Landwirte nach den Demeter-Richtlinien, die als die strengsten und nachhaltigsten der Branche gelten.

Bei einer von der Volkshochschule organisierten Führung über den Haldenhof am Mittwochnachmittag, erläuterte Monika Mayer, was es bedeutet, ein Demeter-Hof zu sein: „Wir werden einmal im Jahr unangekündigt kontrolliert, ob wir die Richtlinien einhalten.“ Auch müsse die Landwirtin beispielsweise immer ablehnen, wenn sie von Stammkunden oder Bekannten gefragt werde, ob sie deren ungespritzte Äpfel nicht ebenfalls in dem Hofladen verkaufen könne: „Bei uns muss alles zertifiziert sein.“ Darauf lege sie auch deshalb extrem großen Wert, weil bei einem Demeter-Hof alles auf dem Vertrauen der Kunden basiere. Wenn herauskommen sollte, dass etwas nicht mit rechten Dinge zugehe, könne sie sofort dicht machen, meint sie.

Durch die Messe, Flughafen und Bahn geht Ackerland verloren

Die Mayers bewirtschaften 22 Hektar Ackerland. „Früher hatten wir 26 Hektar, doch durch den Bau der Messe und den Ausbau des Flughafens wurde unser Grundstück kleiner.“ Künftig werde das Gelände noch weiter schrumpfen – Grund sind die Bauarbeiten für das Bahnprojekt Stuttgart 21. „Für uns ist das bitter, denn die Filderböden gelten als die gehaltvollsten und besten Böden überhaupt. Wir verlieren nun einen unserer besten Böden.“

Bevor Monika Mayer mit ihrem Mann den Betrieb übernahm, gab es auf dem Haldenhof auch noch Rinder. „Nach den Demeter-Richtlinien benötigen die Rinder deutlich mehr Platz, als uns zur Verfügung steht. Darum haben wir auf Hühner umgestellt“, erläutert Mayer. Jedes der bis zu 300 Hühner hat mindestens vier Quadratmeter Auslauf und bekommt entsprechendes Futter. Die Eier verkaufen die beiden in ihrem Hofladen und auf dem Markt in Fellbach. „Dort war früher auch unser jetziger Oberbürgermeister Fritz Kuhn ein regelmäßiger Kunde“, verrät Mayer.

Große Nachfrage nach Selbstgebackenem

In dem Hofladen können die Kunden neben den Eiern auch das angebaute Gemüse wie Kartoffeln, Karotten, diverse Kohlsorten, Kürbisse, Bohnen, Fenchel, Sellerie, Lauch, Tomaten oder Rote Beete sowie diverse Obstsorten kaufen. Außerdem steht Monika Mayer jeden Dienstag und Freitag, wenn der Hofladen geöffnet hat, um drei Uhr morgens auf und backt vier verschiedene Brotsorten, Hefezopf, Kuchen und süße Stückle. „Wenn ich nach der Nachfrage der Kunden gehe, könnte ich noch viel mehr backen“, sagt Mayer. „Aber dazu müsste ich eine Person zusätzlich anstellen – und das wiederum lohnt sich nicht.“ Die Mayers haben einen fest angestellten Mitarbeiter sowie regelmäßig drei Praktikanten, die Landwirtschaft studieren; den Rest macht das Paar selbst.

Nach knapp zwei Stunden endet die Führung, zum Abschluss gibt es noch selbst gebackene kleine Pizzen, süßen Federweißen und Apfelsaft. „Der Einblick war sehr interessant“, sagt die Teilnehmerin Andrea Fuchs-Bidlingmaier. „Mein Mann und ich kommen auch aus der Landwirtschaft und kennen uns daher etwas aus. Man kann zwar mittlerweile auch bei Aldi und Co. Bio-Lebensmittel kaufen – aber wirklich biologisch angebaut wird nur bei Demeter, Bioland und Naturland.“