Historischer Besuch am 19. Juni 2013: Barack Obama und Angela Merkel vor dem Brandenburger Tor. Foto: AFP

Der frühere US-Präsident Barack Obama kommt Ende Mai nach Deutschland: Auf dem Evangelischen Kirchentag diskutiert er in Berlin mit Kanzlerin Angela Merkel. Danach reist er zur Preisübergabe in den Südwesten weiter.

Berlin/Baden-Baden - Im Berliner Regierungsviertel kennt Barack Obama sich inzwischen leidlich aus. Erst im November schlenderte er mit einem Kaffeebecher in der Hand entspannt vom Hotel Adlon zur US-Botschaft am Brandenburger Tor. Genau dort hatte er im Sommer 2013 eine Rede gehalten und angesichts der Hitze kurzerhand das Jackett abgelegt. Bald wird der frühere US-Präsident wieder am Brandenburger Tor zu Gast sein. Auf Einladung des Evangelischen Kirchentags soll der 55-Jährige am 25. Mai dort mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) diskutieren. Thema: „Engagiert Demokratie gestalten – Zuhause und in der Welt“.

Wahlkampfhilfe auf dem Kirchentag?

Er habe dafür den Anstoß gegeben, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, Berlin. Es sei reizvoll, zwei so bedeutende Persönlichkeiten ins Gespräch zu bringen: „Ich freue mich riesig.“ Einige Reden Obamas seien wie Predigten. Der Ratsvorsitzende betonte, dass Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) seine Einladung unterstützt hätten. Obama bekomme für seinen Auftritt kein Geld. Dass der Kirchentag der Kanzlerin vier Monate vor der Bundestagswahl einen live in der ARD übertragenen Traumtermin verschafft, sieht Bedford-Strohm nicht als Schützenhilfe im Wahlkampf. Die CDU-Chefin trete mit Obama nicht als Parteipolitikerin auf. Die Frage, ob der Kirchentag erwogen habe, Vertreter anderer Parteien zu dem Gespräch mit Obama einzuladen, ließ Bedford-Strohm offen. Es nerve ihn, wenn die „politische Brille“ von außen an die Kirche herangetragen werde.

Obama ist ein Merkel-Fan

Merkel selbst wird sich mit der arg bemühten Trennung zwischen Parteivertreterin und Regierungschefin nicht weiter aufhalten und das Tête-à-Tête mit Obama genießen. Schon im November hatte er sie als „herausragende“ Persönlichkeit gewürdigt. Er habe es sich, so Obama, zur Regel gemacht, sich nicht in parteipolitische Fragen anderer Länder einzumischen. Und natürlich sei es allein die Entscheidung der Bundesbürger, wen sie zum Kanzler wählten. Aber wenn er Deutscher wäre, würde er wohl Merkel unterstützen. Sprach’s und fügte gleich an: „Ich weiß nicht, ob das hilft oder schadet.“

Der Kirchentag betont, dass das Gespräch allen Besuchern offen stehe, sofern sie keine Taschen und Rucksäcke mitbrächten. Einen Wunsch allerdings wird sich Obama bei seiner Deutschland-Reise im Mai nicht erfüllen können. Er wolle, sagte er noch im November, das Münchner Oktoberfest besuchen. Über die Wiesn zu schlendern, habe er sich für die Zeit nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus aufgehoben. Dann habe er mehr Spaß.

Medienpreis-Verleihung in Baden-Baden

Stattdessen beehrt er den Südwesten, denn am gleichen Tag erhält Obama in Baden-Baden den Deutschen Medienpreis 2016. Wie kein anderer Politiker habe er „die Vision einer Welt verkörpert, in der es Hoffnung gibt und Wandel zum Besseren möglich ist“, sagte Preisstifter Karlheinz Kögel, Gründer des Marktforschungsbüros Media Control. Mit dem undotierten Preis werden seit 1992 Persönlichkeiten geehrt, die aus Sicht der Jury – Chefredakteure und Medienverantwortliche – die Gesellschaft oder Politik wesentlich geprägt haben. Ausgezeichnet wurden unter anderem Helmut Kohl, Angela Merkel, Yassir Arafat, Yitzhak Rabin, Kofi Annan, der Dalai Lama, George Clooney, Joachim Löw und Ban Ki-Moon.