Eier in allen Größen – zu besichtigen im Wunderland Wilhelma. Foto: Wilhelma

Von Stadt-Hasen und Hasenställen in der Politik - Oster-Beobachtungen von Jan Sellner in leichter Sprache.

Stuttgart - Die Woche war schwer, beenden wir sie mit etwas Leichtem. Schließlich geht auch vom Osterfest Leichtigkeit aus. Und Zuversicht. Sehen wir also nicht schwarz, sondern freuen uns am Grünen, und das ist ausdrücklich nicht parteipolitisch gemeint – trotz der sich anbahnenden Koalitionsgespräche. Der Frühling ist im Begriff, die Stadt zu beglücken. Über die Halbhöhen strömt er langsam ins Tal, sehnlich erwartet von den Flaneuren. Und den Wilhelma-Besuchern. Die Magnolienbäume stehen kurz vor der Blüte. Es ist, als würde man einen Vorhang beiseite ziehen: Willkommen im Wunderland!

In der Wilhelma, vor allem aber im angrenzenden Rosensteinpark und im Schlossgarten, trifft man auch auf die Hasen . . . Wann, wenn nicht an Ostern ist ihnen Aufmerksamkeit sicher. Der Naturschutzbund in Person seines Hasenexperten Hannes Huber kommt mit der Feststellung zu Wort, dass die Hasendichte in Baden-Württemberg nirgendwo höher ist, als hier, in der grünen Lunge Stuttgarts. Auf 100 Hektar halten sich 114 Hasen auf. Angsthasen nicht mitgerechnet. Daraus könnte man folgern, dass die beliebte Volksweise „Aufm Wasa grasat Hasa . . .“ eben doch in die Jahre gekommen ist. Hasen grasen heute vorzugsweise auf der anderen Seite des Neckars. Deutlich geringer ist die Hasendichte übrigens in der hiesigen Gastronomie. Im Gaststättenverzeichnis finden sich nur wenige „Hasen“. Ein „alter Hase“ ist dabei und eine Lokalität namens „Meister Lampe“.

 

Der alte Plenarsaal – ein „Hasenstall“

Das gibt Gelegenheit, an das eingerüstete Landtagsgebäude am Eckensee zu erinnern, das rechtzeitig zur geplanten Ministerpräsidentenwahl am 11. Mai wieder in parlamentarischen Betrieb gehen soll – dann mit Tageslicht im Plenarsaal. Was das mit Hasen zu tun hat? Man könnte die angebliche oder tatsächliche Hasenfüßigkeit von Volksvertretern anführen. Das wäre leicht und billig.

Der tiefere Zusammenhang besteht darin, dass ein Stuttgarter CDU-Politiker den alten Plenarsaal einst als „Hasenstall“ titulierte. Das ist fast so schön – und treffend – wie die Ausdruck „Kopfweh-Käfig“, den der heutige Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn in seiner Zeit als Grünen-Fraktionschef geprägt hat. Damit wäre auch erklärt, warum manchen Abgeordnete der sprichwörtliche Hasenschlaf (mit offenen Augen) übermannte. Es ist klar, wo der Hase im Pfeffer liegt: Einzelne Geistesblitze reichen nicht, um spannende Landtagsdebatten in Gang zu bringen. Es braucht Licht.

Pflegebedürftig – die Kaninchendame Chantal

Jetzt wird’s Licht – drinnen wie draußen, ein Zeichen des Frühlings. Woran erkennt man die Jahreszeit noch? Landestypisch formuliert Leser Gotthard Eitel aus Waiblingen: „Frühling isch, wenn dr Nochbr da Schneeschiebr zriggbrengt, den’r em Herbschd ausglieha hot ond frogt, ob’r net da Rasamäher iebr da Sommr han kennt“. So läuft der Hase in diesen Breitengraden.

Wir schließen mit der Erinnerung an alle Betthasen, dass in der Nacht zum Ostersonntag die Uhr um eine Stunde vorgestellt wird. Bis dahin ist noch ein ganzer Samstag lang Gelegenheit, Osterhäsle zu besorgen. Sie müssen ja nicht immer aus Schokolade oder Zuckerguss sein. Man könnte auch im Tierheim in Botnang vorbeischauen. Dort wartet Chantal, laut Tierschutzverein, „eine bemitleidenswerte, aber freundliche Hasendame, die Pflege benötigt“. Das mündet direkt in das Schlusswort: „Tierfreunde mit großem Kaninchenherz gesucht".

j.sellner@stn.zgs.de