Nach dem 32:27 (15:14) beim direkten Konkurrenten MT Melsungen kann Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen den Sprung auf die internationale Bühne aus eigener Kraft schaffen. Mit drei Punkten aus den letzten beiden Saisonspielen wäre die EHF-Cup-Teilnahme beschlossene Sache.
Kassel - Gerd Hofele ist kein Mensch, der seinen Emotionen regelmäßig freien Lauf lässt. Der Geschäftsführer von Frisch Auf Göppingen ist eher ein ruhiger Analytiker. Doch rund um den Schlüsselsieg vor 3873 Zuschauern in Kassel bei der MT Melsungen kehrte er seine Gefühle nach außen. Schon während des Spiels holte sich Hofele wegen Reklamierens die erste Gelbe Karte seiner Laufbahn ab, und danach überschüttete er die Spieler mit Lob: „Das war eine überragende Leistung in einem brutalen Kampfspiel, die Art und Weise, wie es gewonnen wurde, war begeisternd.“
Frisch Auf verlor nie seine Linie. Nach der Roten Karte für Felix Lobedank (32.) wegen Foulspiels stand kein Linkshänder für den Rückraum mehr zur Verfügung, dennoch bewahrte das Team kühlen Kopf. Das starke Rückraum-Trio Tim Kneule (7 Tore), Michael Kraus (6) und Zarko Sesum (4) brachte seine ganze Routine ein. Linksaußen Marcel Schiller zeigte bei seinen sieben Treffern, warum er in der Bundesliga-Torschützenliste auf Platz vier rangiert. Und der in der 50. Minute eingewechselte Torwart Primoz Prost erledigte mit einigen Glanzparaden den Rest. „Das war ein schöner und wichtiger Sieg“, sagte Göppingens Trainer Magnus Andersson nach der Partie, drückte aber gleichzeitig auf die Euphoriebremse: „Wir haben noch zwei schwere Partien vor uns.“
Die Ausgangslage ist klar: Holt Frisch Auf aus den restlichen beiden Saisonspielen am kommenden Samstag (20.15 Uhr/EWS-Arena) gegen die SG BBM Bietigheim und am 5. Juni (20 Uhr) bei der HSG Wetzlar drei Punkte, ist die Teilnahme am EHF-Pokal-Wettbewerb in der kommenden Saison sicher. Zwar könnten die Füchse Berlin mit vier Siegen Frisch Auf noch von Platz fünf verdrängen, doch in diesem Fall würde Göppingen auch der sechste Rang reichen, da die Füchse als EHF-Cup-Titelverteidiger für die internationale Bühne 2015/16 ohnehin qualifiziert sind.
Frisch Auf jedenfalls ist heiß auf Europa. Die EHF-Cup-Titelgewinne 2011 und 2012 sind als Höhepunkte der jüngeren Vereinshistorie in Erinnerung. Auch bei Christian Schöne und Dragos Oprea. Für die beiden Außen wird das Spiel gegen Bietigheim etwas ganz Besonderes: Zum letzten Mal laufen sie bei einem Heimspiel im grün-weißen Dress auf. Sie hören nach der Saison als Spieler bei Frisch Auf auf. Das wird auch bei Gerd Hofele wieder Emotionen freisetzen.