Alle hören auf sein Kommando: Trainer Rolf Brack im Kreis seiner Spieler. Foto: Baumann

Beim 28:25 gegen die HSG Wetzlar sind die Fortschritte bei Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen unverkennbar. Dass noch lange nicht alles rund läuft, liegt an der Philosophie des neuen Trainers Rolf Brack. Die Umstellung ist anspruchsvoll. Für Körper und Geist der Spieler.

Göppingen - Einen gefühlten Sieg hatte es mit dem 28:28 gegen die SG Flensburg-Handewitt schon gegeben, dazu das 28:27 im DHB-Pokal-Achtelfinale beim HC Erlangen, doch mit dem 28:25 (15:11) gegen die HSG Wetzlar landete Rolf Brack endlich auch seinen ersten doppelten Punktgewinn mit Frisch Auf Göppingen in der Handball-Bundesliga. Der 63-Jährige hat noch sehr viel Arbeit vor sich, doch der Aufwärtstrend ist unverkennbar, Bracks Handschrift wird immer klarer. „Ein Trainer muss sehr deutlich schreiben“, sagt er mit einem Schmunzeln, weil er den Spielern seine Vorstellungen gerne großflächig auf Plakaten visualisiert. Die Knackpunkte seiner Philosophie: Tempospiel
Brack fordert „High-Speed-Handball ohne Wenn und Aber“, wie er es selbst formuliert. Und auch wenn die Spieler bisher eher behäbig vorgetragene Angriffe gewohnt waren, funktioniert dies schon ganz passabel. Im Schnitt warf Frisch Auf in den fünf Pflichtspielen unter Bracks Regie zehn Tore aus der ersten und zweiten Welle. „Im Tempospiel haben wir bisher jeden Gegner dominiert“, freut sich Brack.

Kreisläuferorientierung Jahrelang war das Frisch-Auf-Spiel sehr rückraumlastig. Brack dagegen setzt auf Tore vom Kreis, da die Erfolgswahrscheinlichkeit aus der Nahdistanz höher ist, als bei Würfen aus über zehn Metern. „Der Kreisläufer ist für mich der wichtigste Angriffsspieler“, stellt Brack klar. Obwohl es den Göppinger Spielmachern Tim Kneule und Allan Damgaard nicht optimal gelang, den Wetzlarer Innenblock auseinanderzureißen, kam Kresimir Kozina der Wunschvorstellung des Trainers schon ziemlich nahe. „Die Maschine“, wie der Sportliche Leiter Christian Schöne den bulligen Kreisläufer nannte, warf selbst vier Tore, holte fünf Siebenmeter und drei Zeitstrafen heraus. Abwehrmentalität Es wird aktiver verteidigt. Mit viel Beinarbeit und Laufbereitschaft stemmt sich die aggressive 6-0-Abwehrformation den Gegnern entgegen. Gegen die allerdings recht bieder und statisch aufspielende HSG Wetzlar gelangen 17 so genannte Stoppfouls, mit denen der Spielfluss des Gegners unterbrochen wird. Der Beweis für die Kompaktheit: Wetzlars Kreisläufer, dem Nationalspieler Jannik Kohlbacher, gelang kein Tor. „Unser Matchplan ist aufgegangen“, freute sich Brack.

Brack will es einfach, aber auf den Punkt gespielt

An den Feinheiten muss er noch feilen. Warum das alles nicht von heute auf morgen funktionieren kann? Ganz einfach: Zu groß sind die Unterschiede zur Philosophie seines Vorgängers Magnus Andersson. Der stille Schweden räumte seinen Spielern viele Freiheiten ein. Mit der Folge, dass oft jeder gleichzeitig eine andere Idee hatte. Brack dagegen setzt auf wenige, aber glasklare Vorgaben. Er will es einfach, aber auf den Punkt gespielt haben. Die Spielzüge werden im Training wiederholt. Immer und immer wieder. Das ist anspruchsvoll. Für den Körper, weil Brack fordert, dass „die Spieler dahin gehen, wo es weh tut“. Und noch mehr für den Geist, weil es Brack wichtig ist, dass „die Spieler ständig konzentriert sind und darauf brennen, sich in jedem Training verbessern zu wollen“. Dazu gehört viel Kritik- und Lernfähigkeit. Wie das alles bei den Spielern ankommt? „Die Umstellung für ist schon sehr groß, man muss jede Sekunde wachsam sein, doch die Mannschaft kommt immer besser damit zurecht“, sagt Kneule. Er verabschiedet sich jetzt erst einmal zum Nationalteam. Es stehen ein Lehrgang und am 28. und 29. Oktober zwei Länderspiele gegen Spanien an. Die Umstellung hält sich für Kneule in Grenzen: Bundestrainer Christian Prokop tickt zumindest was Spielphilosophie und Akribie betrifft ähnlich wie Brack.