Madame Roxanne lädt Gäste in ihren Salon – zauberhafte, aber auch eklige mit acht Beinen. Doch eine Magierin weiß sich immer zu helfen. Klicken Sie sich durch die Bildergalerie. Foto: Leif Piechowski

Neues Programm „Fantastique“: Im Friedrichsbau verzaubert ein Ensemble die Besucher.

Stuttgart - Nur wer furchtlos ist, sollte sich in das magische Kabinett der Madame Roxanne wagen. Man wird Zeugnis schwarzer Magie, begegnet einer Untoten, der Adrian Soler nur Herr wird, indem er ihr den Kopf vom Leibe trennt. Und Alberto Giorgi zertrennt mittels einer Dampfmaschine eine Frau. Alles nur Illusion? Wer weiß?

Mehr als ein Jahrhundert zurück reisen die Zuschauer in den kommenden Monaten im Friedrichsbau Varieté. Ins Zeitalter, als Königin Viktoria (1837 bis 1901) in England regiert, als die Technik die Städte erleuchtet, Maschinen antreibt und die Menschen begeistert und gleichzeitig erschreckt. Und ins Zeitalter, in der Wahrsager auftauchen, Hypnotiseure und Medien, die Kontakt zu Toten haben. Wissenschaftler erforschen solche Phänomene, Physiker und Chemiker beobachten und grübeln. In London gründet sich der Geisterclub, Mitglieder sind Sherlock-Holmes-Erfinder Sir Arthur Conan Doyle und Schriftsteller Charles Dickens. Sie begeben sich auf die Spuren von Geistern. Man bleibt dort Mitglied, auch nach dem Tod. Das ewige Leben? Geister? Alles nur Illusion? Wer weiß?

Jan Becker kennt sich aus in dieser Materie. Er sammelt Erstausgaben von Büchern, die sich mit dem Spiritualismus des viktorianischen Zeitalters beschäftigen. Er besitzt wunderliche Geräte wie einen Schönewortewasserkrug und eine Engelsenergielichtmaschine – und einen Würfel. Einen ganz gewöhnlichen Würfel. Mit Augen von eins bis sechs. Damit versuchten einst Forscher und Wissenschaftler zu ergründen, ob sich Gedanken übertragen ließen. Jan Becker versucht es. Er lässt Journalisten bei der Pressekonferenz würfeln. Sie schauen verdeckt auf den Würfel, welche Augenzahl oben liegt. „Nun denken Sie an diese Zahl“, sagt Becker. Er will die Zahl lesen, und es gelingt bei jedem Wurf. Viermal weiß er die richtige Zahl. Alles nur Illusion? Wer weiß?

Regisseur Ralph Sun verbindet die Nummern, webt sie ein in eine Geschichte

Das Besondere an dieser Show ist, dass sie mehr ist als eine Nummernrevue. Sonst kommen die Magier auf die Bühne, zaubern, heischen den Beifall ein, treten ab, dann kommt der nächste Magier. Regisseur Ralph Sun verbindet die Nummern, webt sie ein in eine Geschichte. Als letztes Jahr der weltberühmte Zauberer Kevin James hier auftrat, „habe ich ihm von meiner Idee erzählt“, sagt Sun, „er war begeistert und sagte: So was hat’s bisher noch nicht gegeben.“ Es sei nicht einfach gewesen, Magier zu finden, „die diese Art der Zauberei beherrschen“. Romantisch, düster, mystisch. Auch die Stuttgarterin Roxanne lernt man neu kennen. Sie ist die Gastgeberin, legt ihren Schmuck auf ganz eigene Art ohne ihre Hände zu benutzen an und spielt mit Spinnen. Sebastian Nicolas lässt Uhren zu Staub zerbröseln, Adrian Soler zersägt keine Jungfrau, er plättet sie. Alles nur Illusion? Wer weiß?

Doch selbst schwarze Magier schätzen die Erfindungen der Neuzeit. So sieht man Jan Becker oft im Fernsehen. Es ist einfach weniger anstrengend so in Wohnzimmer zu reisen als auf Gedankenwellen. So fand er einst eine Stecknadel in Berlin, die eine Passantin versteckt hatte. Er wagte Russisches Roulette mit Fallschirmen, griff zwischen lauter kaputten den einzig heilen heraus und sprang aus dem Flugzeug. Und er fährt gerne Auto mit verbundenen Augen. Das allerdings hat er dem Stuttgarter Kalanag abgeschaut. Der fuhr in den 50er Jahren mit Binde vor den Augen die damals noch verkehrsreiche Königstraße rauf und runter. Alles nur Illusion? Wer weiß?

Fantastique – das magische Kabinett der Madame Roxanne ist vom 3. August bis zum 20. Oktober im Friedrichsbau-Varieté zu sehen. Der Eintritt kostet zwischen 22 und 52 Euro. Karten über Telefon 07 11 / 2 25 70 - 70 oder tickets@friedrichsbau.de.Mehr Infos auf www.friedrichsbau.de.