Tabea Rieger (links) und ihre Kolleginnen schweben durch die Luft. Foto: Lichtgut/Michael Latz

Der Kinder- und Jugendzirkus feiert mit dem Stück „Zimt und Zauber“ Premiere.

Stuttgart - Freihändig, nur an den Beinen am Trapez oder an einem Seil hängend, schaukelt Tabea Rieger durch die Luft. Sie vollführt außergewöhnliche artistische Nummern am Trapez, auf einem Balken oder schwebt nur an einem Ring wie federleicht über die Bühne. Erst seit drei Jahren ist die 18-Jährige in der Kinder- und Jugendzirkusgruppe der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft dabei und zeigt trotzdem schon die spektakulärsten Kunstwerke in ihrer Rolle als Engel. Amelie Wolter, die bereits seit sieben Jahren in dem Ensemble dabei ist, tanzt und spielt eine Hauptrolle. „Das ist jetzt schon meine dritte Premiere“, sagt die 17-jährige Zirkusschülerin aus Stuttgart-Vaihingen.

Alle zwei Jahre führt das Varieté-Jugendensemble ein Stück auf

Mit einer fantasievollen Geschichte und spektakulärer Akrobatik haben 18 Jungen und Mädchen aus Stuttgart am Sonntag mit dem Friedrichsbau Kindervarieté „Zimt und Zauber“ Premiere gefeiert. Alle zwei Jahre führt das Varieté-Jugendensemble zwischen November und Januar ein artistisches Wintermärchen dort auf.

In diesem Jahr haben die Regisseure Thomas Schäberle und Alexander Geiger mit den Kindern und Jugendlichen, die zwischen zehn und 20 Jahre sind, eine Artistikshow einstudiert, die auf Hans Christian Andersens „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“ basiert. In dem Kinderheim „Disziplin und Ordnung“ leiden die Kinder unter der parfumsüchtigen und schmutzphobischen Heimleiterin, die nur nach ihren eigenen Bedürfnissen schaut.

Grundlage des Stücks ist ein Märchen von Andersen

Die Mädchen Anouk, gespielt von Amelie Wolter, und Toni halten trotz aller Widrigkeiten zusammen, Als die Heimleiterin sie zur Strafe, weil die Mädchen ihr das Frühstück wegessen, zum Verkauf von Schwefelstreichhölzern auf dem Markt verdonnert, tauscht Anouk ihren leeren Korb mit dem vollen von Toni. Weil sie die Hölzer aber nicht mehr verkaufen kann, traut sie sich nicht mehr ins Heim zurück. Am Ende erfriert sie einsam auf der Straße – bis zwei Engel sie erlösen und mit in den Himmel nehmen. Durch die Tanz- und Artistikszenen sowie die humoristischen Clowneinlagen, mit welchen die Regisseure das Märchen gespickt haben, wird die Tragik der Geschichte aber quasi überdeckt. Und am Ende geht alles natürlich sowieso gut aus. Auch die Heimleiterin propagiert nun Liebe und Freundschaft.

Eineinhalb Jahre haben die Jungen und Mädchen, die in verschiedenen Zirkusgruppen in Stuttgarter Jugendhäusern trainieren, das Stück gemeinsam einstudiert. Erfolgreich: „Die Musik, die Übergänge, die Kunstwerke, alles hat zusammengepasst, nirgends ein Patzer“, schwärmt eine Besucherin nach der Show.