Der asiatische Marienkäfer hat sich bei uns mittlerweile weit verbreitet. Inwieweit das Fraßverhalten des Käfers Auswirkungen auf die hiesige Marienkäferfauna hat, muss in den nächsten Jahren beobachtet werden Foto: dpa

Seit der Entdeckung Amerikas 1492 sind rund 1000 fremde Tierarten in Deutschland festgestellt worden. 250 sind inzwischen heimisch. Durch die Globalisierung finden immer schneller fremde Tiere und Pflanzen den Weg ins Land. Jüngster Neuankömmling im Südwesten ist die Asiatische Hornisse.

Seit der Entdeckung Amerikas 1492 sind rund 1000 fremde Tierarten in Deutschland festgestellt worden. 250 sind inzwischen heimisch. Durch die Globalisierung finden immer schneller fremde Tiere und Pflanzen den Weg ins Land. Jüngster Neuankömmling im Südwesten ist die Asiatische Hornisse.

Waghäusel - Die Biologin Eva Arnold aus Waghäusel bei Karlsruhe war die Erste in Baden-Württemberg, die die Asiatische Hornisse entdeckt und fotografiert hat. Dabei wurde das Insekt von Fachleuten schon lange erwartet. In Frankreich breitet sich die Wespenart bereits seit zehn Jahren aus. Vermutlich, so Martin Klatt, Referent Arten- und Biotopschutz beim Nabu Baden-Württemberg, überlebte eine einzige Königin die Überfahrt in einer Schiffsladung Tonwaren aus China. Über Bordeaux an der Atlantikküste breiteten sich ihre Nachkommen aus. Bald wurde die Asiatische Hornisse auch in Spanien und Belgien gesichtet.

Einige Imker sind bereits in Hab-Acht-Stellung. „Die Auswirkungen auf unsere Honigbiene sind noch unklar“, bestätigt Klatt. Für den Menschen sei das Insekt allerdings völlig ungefährlich. „Die Asiatische Hornisse ist wie unsere heimische Hornisse überhaupt nicht aggressiv, sanftmütig und eher behäbig.“ Aggressiv werde sie lediglich, wenn jemand ihrem Nest zu nahe komme.

Bei der Asiatischen Hornisse ist dies aber unwahrscheinlich. Sie hängt ihr bis zu 80 Zentimeter großes Nest, das aussieht wie eine Kugel aus Pappmaschee, zehn und mehr Meter hoch in einen Baumwipfel, für den Menschen kaum zu erreichen. Die heimische Art dagegen brütet in Höhlen. Das kann ein Baum sein oder ein Rollladenkasten. Ein Volk lebt dort mit rund 200 Tieren für eine Saison. Den Winter überlebt nur die Königin mit ihren vorher befruchteten Eiern. Das gilt auch für die Asiatische Hornisse, deren Völker aber bis zu 2000 Tiere stark sind.

Welche Überlebenschancen der Neuankömmling hat, kann Martin Klatt nicht sagen. Das hänge nur bedingt von den Fressfeinden ab, vor allem aber von der Nahrungsgrundlage und den Gegenspielern, wie ein feindliches Klima, Pilzen oder Parasiten. In Frankreich will man erst gar nicht abwarten, welche Entwicklung die Asiatische Hornisse nimmt: Dort wird sie als invasive (gebietsfremde) Art eingestuft und damit mit staatlicher Unterstützung bekämpft.

Tatsächlich sind invasive Arten in ökologischer, ökonomischer und gesundheitlicher Hinsicht bedenklich. Der BUND verweist auf eine Erhebung, nach der innerhalb der EU jährlich zwischen 9,6 und 12,7 Milliarden Euro aufgewendet werden, um Schäden durch invasive Arten zu beseitigen. Für Deutschland hat das Umweltbundesamt die volkswirtschaftliche Belastung für 20 fremde Arten zuletzt im Jahr 2002 errechnet. Die Behörde kam auf 167 Millionen Euro. Neuere Zahlen liegen für Deutschland nicht vor.

Ökologisch sind invasive Arten schädlich, weil sie den heimischen Konkurrenz machen. So verdrängt etwa das nordamerikanische Grauhörnchen das heimische rote Eichhörnchen. In Großbritannien ist dieser Prozess, so Martin Klatt, schon weit fortgeschritten und nicht mehr aufzuhalten. Das Indische Springkraut macht in manchen Landstrichen dem gesamten heimischen Bewuchs an Bachufern den Garaus.

In jüngster Zeit sind vor allem fremde Arten aus (Süd-)Ostasien in Verruf geraten. Die Varroa-Milbe hat sich einen unrühmlichen Bekanntheitsgrad erworben, weil sie zur größten Geißel der Honigbiene geworden ist. Sie wurde angeblich eingeschleppt, als Forscher heimische Honigbienenrassen mit südostasiatischen kreuzten, um höhere Erträge zu bekommen.

Obst- und Weinbauern sind dagegen wegen der Kirsch-Essigfliege in großer Sorge. Sie bohrt sich mit Vorliebe in rote Früchte und macht Obst und Wein ungenießbar: Beide schmecken dann nach Essig. Der Buchsbaumzünsler – ebenfalls aus Asien – hat nicht nur in privaten Hausgärten, sondern auch in vielen historischen Gartenanlagen und Parks zu katastrophalen Schäden an Buchsbäumen geführt. Vor einigen Jahren aus Gewächshäusern ausgebüxt, wo er zur Blattlausbekämpfung eingesetzt war, ist der Asiatische Marienkäfer heute bei uns flächendeckend verbreitet. Er gilt als invasive Art, doch kann sich der heimische Sieben-Punkt-Marienkäfer bisher gut gegen ihn behaupten.

Ein Schlauchpilz aus Asien rafft zurzeit die Eschen im Land dahin, es gibt keinen einzigen intakten Bestand mehr. Und der Ulmensplintkäfer hat in Kooperation mit einem Pilz die Ulmen in Baden-Württemberg ausgerottet.

Mit größter Sorge beobachten Fachleute den Laubholzbockkäfer, der in Holzpaletten aus China seinen Weg an den Rhein gefunden hat. Er gilt als einer der zehn gefährlichsten Holzschädlinge weltweit. Damit er sich nicht ausbreitet, müssen betroffene Bäume gefällt, geschreddert und verbrannt werden. Das Holz darf das betroffene Quarantänegebiet nicht verlassen, damit keine Käfer verschleppt werden. In einigen Gemeinden wurden sogar Hunde ausgebildet, die den Laubholzbockkäfer erschnüffeln können. In Deutschland sind es mittlerweile zehn, europaweit 35 Hunde, die auf den Geruch des Schädlings trainiert wurden.