Die Freiwilligen von der Birkacher Feuerwehr üben den Notfall. Doch Übungen fallen aufgrund von Personalmangel öfter mal aus, klagt der Kommandant der Degerlocher Feuerwehr, Frank Althoff. Foto: Rebecca Beiter

Der Degerlocher Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, Frank Althoff, beklagt die personelle Ausstattung der Branddirektion. Die Stuttgarter CDU will eine neue Fassung der Kostenersatzsatzung nutzen, um Abhilfe zu schaffen.

Degerloch - Fehlalarme können auch für etwas gut sein. Wer sie verursacht, muss der Feuerwehr etwas bezahlen. Das regelt die sogenannte Kostenersatzsatzung, die im Oktober dieses Jahres vom Gemeinderat geändert worden ist. Die CDU-Fraktion im Gemeinderat sieht in der Novellierung nun eine Chance, die Branddirektion mit mehr Personal auszustatten und damit die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehrleute zu erleichtern. „Das halten wir für eine gute Sache“, sagt Frank Knödler, Leiter der Stuttgarter Feuerwehr.

Nicht nur die Branddirektion sieht dies so. Frank Althoff, Kommandant Freiwillige Feuerwehr Degerloch-Hoffeld, liegt in dieser Sache auf einer Linie mit Knödler. Während der Leiter der Branddirektion eine solche Nutzung der geänderten Kostenersatzsatzung für dringend geboten hält, beschreibt Althoff, wie die aus seiner Sicht sehr dünne Personaldecke der Branddirektion die Arbeit seiner Abteilung erschwert.

Die Branddirektion wird kaputtgespart

Da sei zum Beispiel die Kleiderkammer, die mit nur einer Stelle besetzt ist. „Das bedeutet, dass die Kammer in Feuerbach oft unbesetzt ist“, meint Althoff. Im Extremfall würden sich Feuerwehrmänner und -frauen Fehlendes bei Kollegen organisieren. Er scheut deutliche Worte nicht und spricht davon, dass die Branddirektion seit Jahren kaputtgespart werde. „Da muss sich die Politik auch anschauen, was in anderen Städten vergleichbarer Größe der Standard ist“, sagt Frank Althoff.

Schwierig sei es auch, Termine bei der Atemschutzwerkstatt zu finden, damit seine Degerlocher Kollegen auf einer speziellen Strecke mit ihrem Gerät ihren Einsatz unter realen Bedingungen üben können. „Sie müssen dann über verrauchtes Gelände laufen. Es ist für ihre Sicherheit wichtig, dass sie das immer wieder üben können“, sagt Frank Althoff.

Ärgerlich sei es, wenn die Feuerwehrleute zu einem solchen Training fahren und dann vor Ort hören, dass es ausfällt, weil das Personal fehle. „Da entsteht schon viel Frust. Immerhin machen die Freiwilligen ihren Einsatz neben ihrem Job in ihrer Freizeit. Die haben sich in der Regel dafür extra freigenommen“, meint Frank Althoff.

Mehreinnahmen von circa 550 000 Euro

Sorgen würde ihm auch ein Mangel an Ausbildern machen. „Im Moment gibt es vier Leute, die für 1500 Auszubildende zuständig sind. Das kann kein Dauerzustand bleiben“, sagt Frank Althoff. Er schließt daraus, dass alles, was zur besseren personellen Ausstattung der Branddirektion führe, auch die Zukunft der Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr sichere. „Wir müssen dringend weg vom Sparkurs.“

Das sieht auch Markus Reiners, feuerwehrpolitischer Sprecher der CDU im Gemeinderat, so. Er schätzt, dass die im Oktober beschlossene Änderung der Kostenersatzsatzung zu Mehreinnahmen von circa 550 000 Euro führe. „Wir verlassen uns bei diesen Zahlen auf die statistischen Werte. Deshalb ist es eine verlässliche Schätzung“, meint der CDU-Politiker. Das nun zusätzlich generierte Geld dürfe nicht in den Haushaltstopf fließen, sondern müsse gezielt dazu genutzt werden, Engpässen bei der Feuerwehr zu begegnen, fordert Markus Reiners. Seine Fraktion hat deshalb zunächst eine Anfrage an die Verwaltung gestellt. Sie soll klären, inwiefern die erwarteten Mehreinnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen der Freiwilligen Feuerwehr genutzt werden können. „Dann werden wir mit diesen Ergebnissen in die Haushaltsberatungen für die Jahre 2018 und 2019 gehen“, sagt Reiners.

Er sieht bei anderen Fraktionen Verbündete für eine bessere Ausstattung der Branddirektion. Reiners nennt Freie Wähler und SPD, weist aber daraufhin, dass er mit den Grünen Diskussionen erwartet. „Das ist keine Herzensangelegenheit der Grünen“, sagt er. „Da müssen wir ihnen in anderen Dingen wohl entgegenkommen.“