Freies Tanztheater aus Stuttgart: Szene aus einem Stück Nina Kurzejas Foto: pro

Die Künstler der freien Theater- und Tanzszene haben das Ost geräumt. Nun hoffen alle Künstler auf den Umzug nach Stuttgart-Feuerbach, wo in einem ehemaligen Fabrikgebäude unter dem Kürzel IW8 ein neues, privat finanziertes Kulturzentrum entsteht.

Stuttgart - Die Signale stehen auf Grün: Nachdem die freie Theater- und Tanzszene aus Stuttgart ein Jahr lang erfolgreich das ehemalige Theater im Depot als Interimsbühne bespielt hat und Ende Juni das Ost verlassen musste, hoffen alle Künstler auf den Umzug nach Stuttgart-Feuerbach, wo in einem ehemaligen Fabrikgebäude unter dem Kürzel IW8 ein neues, privat finanziertes Kulturzentrum entsteht.

Wichtigste Voraussetzung dafür, dass in etwa einem Jahr der Proben- und Spielbetrieb dort tatsächlich auch aufgenommen werden kann, ist die Zustimmung des Stuttgarter Gemeinderats. „Am 17. Dezember, nach den öffentlichen Haushaltsberatungen, wissen wir mehr“, sagt Bernd Schlenkrich. Abstimmen müssten die Stadträte über eine Summe im höheren sechsstelligen Bereich, so Schlenkrich, der das Ost in der Landhausstraße mit aufgebaut und geleitet hat.

Die Hoffnung der freien Szene, dass das erneut angesagte Vagabundieren bis zum nächsten Sommer befristet ist und dann das IW8 bezogen werden kann, hat berechtigte Gründe. 159 Veranstaltungen aus den Bereichen Tanz, Theater, Performance, kulturelle Bildung, Musik, Ausstellungen und Sonderveranstaltungen wie ein Symposium zur Zukunft der freien Szene zogen im letzten Jahr über 6000 Zuschauer ins Ost. 22 Premieren wurden im ehemaligen Straßenbahndepot gefeiert. Die personell unzureichende Ausstattung des Hauses konnte durch Honorarkräfte und sehr viel ehrenamtliche Arbeit der Künstler gemildert werden.

„Wir haben eine Gesamtauslastung von 54,55 Prozent ausgerechnet“, sagt Schlenkrich. Das Foyer wurde für fünf Ausstellungen mit Skulpturen, Gemälden und Fotos genutzt. „Es hat sich gezeigt, dass nicht nur Künstlern der freien Tanz- und Theaterszene in Stuttgart eine feste Spielstätte fehlt, sondern dass auch bildende Künstler Räume für ihre Präsentationen suchen“, sagt Bernhard M. Eusterschulte, Erster Vorstandsvorsitzender des Trägervereins und freier Regisseur.

Im Kreativzentrum IW8, in dem die jetzt wieder heimatlose Szene ein „Ankermieter“ für den privaten Investor sein könnte, sollen ein Theatersaal mit 220 Plätzen, vier Probe-Ateliers, eine Lounge mit Gastronomiebetrieb und eine Probebühne für Tanz eingerichtet werden. Schon jetzt arbeiten in der Industriestraße Start-up-Unternehmen; auch sind einige der 17 Künstlerateliers bezogen. In den Startlöchern für einen Umzug steht zudem das Produktionszentrum für Tanz und Performance. Schon jetzt hat die Stadt für das ehemalige Areal der Firma Behr, das eigentlich nur als Industriegelände genutzt werden darf, eine Betriebserlaubnis bis 2020 erteilt.

Die Infrastruktur, die im Ost für den Spielbetrieb eingebaut wurde, wird bis zum 17. Juli entfernt. Hat sich der Aufwand, den die Macher hier für nur eine Spielzeit leisteten, überhaupt gelohnt? „In jedem Fall“, sagt Eusterschulte, „die freie Szene hat sich besser kennengelernt, wir haben den Spielbetrieb finanziell gestemmt, und auch die Politik hat uns stärker als bisher wahrgenommen,“