Aufarbeitung des Skandals an der Freiburger Uniklinik ist noch lange nicht abgeschlossen.

Stuttgart - Doping hatte in Freiburg System. Ausgerechnet an der Uniklinik wurden Radsportler jahrelang mit Hormonen und Cortison aufgepumpt - bis die Sache aufflog. Noch immer beraten Experten, wie es dazu kommen konnte. Doch die Opposition wird langsam ungeduldig.

Erst in einem Jahr erwartet sich die Landesregierung Hinweise darauf, ob sie aus dem Dopingskandal an der Freiburger Uniklinik umfassende Konsequenzen ziehen muss. Eine von der Hochschule im Jahr 2007 eingesetzte Expertenkommission hat laut Wissenschaftsminister Peter Frankenberg zwar keine strukturellen Mängel am Klinikum festgestellt, gleichwohl viele Fragen offengelassen.

"Wir recherchieren deshalb in einer zweiten Ebene", begründete Frankenberg die Berufung einer zweiten, internationalen Kommission unter Leitung der Kriminologin Letizia Paoli. Diese soll seit etwa einem Jahr die Geschichte der Freiburger Sportmedizin insgesamt aufarbeiten, auf der seit Jahrzehnten der Verdacht lastet, dass sie mit illegalen Mitteln arbeitet.

In einer Landtagsdebatte über die Folgen des Dopingskandals äußerten Oppositionsvertreter allerdings Zweifel, ob das Untersuchungsgremium unbehindert arbeiten kann. "Es gibt Gerüchte, dass die Fachleute nicht alle Unterlagen einsehen dürfen", sagte der Freiburger SPD-Abgeordnete Walter Krögner. Seine Grünen-Kollegin Ilka Neuenhaus forderte die Landesregierung auf, sich uneingeschränkt hinter die Arbeit der Kommission zu stellen und auch Zeugenbefragungen zu gewährleisten.

Alle Mitarbeiter müssen eine Anti-Doping-Erklärung unterschreiben

"Wir nehmen das sehr ernst", sagte Frankenberg und kündigte an, auch eventuelle Organisations- und Strukturschwächen in Freiburg aufzudecken. Es sei allerdings nicht einfach, legale Anti-Doping-Forschung von illegaler Dopingforschung zu unterscheiden: "In etwa einem Jahr erwarten wir eine fundierte Berichterstattung." Im Gegensatz zu SPD und Grünen hält Frankenberg die bisher ergriffenen Maßnahmen für ausreichend. Nachdem die erste Gutachterrunde im vergangenen Jahr zum Ergebnis gekommen war, dass drei Ärzte an der sportmedizinischen Abteilung der Uniklinik über Jahre hinweg Radsportler gedopt haben, sei das Anti-Doping-Konzept in allen Universitätskliniken des Landes umgesetzt worden, sagte der CDU-Politiker.

Dazu gehört etwa, dass alle neuen Mitarbeiter eine Anti-Doping-Erklärung unterschreiben müssen. Der Freiburger Klinikvorstand hat weitere Konsequenzen gezogen: So werden dort grundsätzlich keine Profistraßenradsportler mehr betreut.

Die Opposition hält diese Schritte für unzureichend, während CDU und FDP vor Aktionismus warnen. "Es besteht kein Handlungsbedarf", sagte der Stuttgarter FDP-Abgeordnete Dietmar Bachmann. Dass die Dopingpraktiken aufflogen, beweise ja, dass die Kontrollen funktionierten.

Auch sein CDU-Kollege Reinhard Löffler würdigte die Maßnahmen der Regierung. Außerdem hätten bereits 80 Prozent der Sportverbände einen Anti-Doping-Beauftragten ernannt. "Das glaubt doch kein Mensch, dass es sich ausschließlich um Verfehlungen der Mediziner handelte", widersprach SPD-Mann Krögner und empfahl, die Rolle der Sportverbände im Freiburger Skandal unter die Lupe zu nehmen.

Die Grünen monieren darüber hinaus, dass die Landesregierung es ablehnt, Dopingermittlungen in bestimmten Staatsanwaltschaften zu konzentrieren. Neuenhaus: "Es gibt viele ehrenwerte Ansätze, aber keine strukturellen Maßnahmen."