Das Freiburger Barockorchester Foto: Borggreve

Mit französischer Barockmusik vom Hof Ludwigs XIV. haben das Freiburger Barockorchester, sein Konzertmeister Gottfried von der Goltz und die Gambistin Hille Perl ihre Stuttgarter Konzertreihe eröffnet

Stuttgart - Dass die französische Barockmusik von der italienischen im Konzertalltag wie auf CDs in den Schatten gestellt wird, liegt nicht nur an der Produktivität von Vivaldi & Co., sondern auch an Eigenarten, die uns heute ferner sind als das italienische Singen. Im Frankreich des Sonnenkönigs ist die Musik ein Spiegel des politischen Systems; folglich geht es um Pracht und Repräsentation, außerdem um (höfische) Tänze, bei denen vor allem die rhythmische Schärfung wichtig ist.

Will man mit Stücken von Komponisten wie Lully, Campra oder de Lalande bei Hörern unserer Zeit Wirkung erzeugen, dann gelingt dies vor allem mit klanglichen und mit gestalterischen Mitteln, die der Musik das Schematische, Stilisierte und manchmal auch Kühle austreiben. Also mit eben den Qualitäten, die das Freiburger Barockorchester in Hülle und Fülle besitzt.

Klangprächtig

Tatsächlich wurde das erste Stuttgarter Saisonkonzert des Ensembles am Sonntagabend im Mozartsaal ein klangprächtiges Ereignis. Die große Besetzung des Barockorchesters krönten zwei glänzende Trompeter, die Holzbläser brillierten (auch wenn sie gelegentlich gegenüber dem mächtigen Streicherapparat dynamisch unterrepräsentiert wirkten und auch wenn es beim Fagott zwischenzeitlich leichte Verstimmungen gab), und unter ihrem Konzertmeister Gottfried von der Goltz verliehen die Violinen, Violen und Celli jedem Satz eine neue, passende Farbe. Bei der Schärfung der rhythmischen Konturen unterstützte der Perkussionist Charlie Fischer das Orchester außerdem mit Pauken, Schellentrommel und anderem Schlagwerk.

Dass ausgerechnet Marin Marais’ „La Folia“-Variationen zum Hit des Abends wurden, sprach nicht nur für die grandiose Gamben-Solistin Hille Perl, sondern zeigte auch, was das Publikum eigentlich sucht: Experiment, Risiko, Befreiung, Emotion. Es gibt Gründe genug, den einen der beiden großen barocken Nationalstile ein bisschen lieber zu haben als den anderen.