An einem Baum an der Dreisam wird an die Mitte Oktober ermordete Studentin erinnert. Foto: dpa

Nachdem ein 17-jähriger Afghane als mutmaßlicher Mörder der 19-jährigen Freiburger Studentin verhaftet wurde, überschlagen sich die radikalen Kommentare im Internet.

Freiburg - Seit im Fall der ermordeten Medizinstudentin Maria L. in Freiburg ein jugendlicher Migrant als mutmaßlicher Täter festgenommen wurde, ist der Ton in flüchtlingsfeindlichen Kommentaren im Internet noch brutaler geworden. Beleidigungen, Rassismus und Häme herrschen vor. Die in Freiburg erscheinende „Badische Zeitung“ berichtet von einer „Flut von Hasskommentaren“ auf ihrer Facebook-Seite, die offen zu Gewalt und Lynchjustiz aufriefen. Ganz zu schweigen von einschlägigen rechtsradikalen Seiten, auf denen Kommentatoren ihrem Rassismus unverhohlen freien Lauf lassen.

Kommentare unterstellen Angehörigen Mitschuld

Besonders verletzend sind dabei die Kommentare, die den Angehörigen der Studentin quasi eine Mitschuld an deren Tod zuschreiben, weil sie in einem flüchtlingsfreundlichen Elternhaus aufgewachsen ist. Die Familie war nicht schwer zu identifizieren, denn sie hatte sich mit einer Todesanzeige in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ Ende Oktober selbst geoutet. Der Vater der Ermordeten, Clemens L., ist Mitglied des Juristischen Dienstes der Europäischen Kommission und zählt somit zu den führenden Rechtsberatern der Brüsseler Exekutive. Außerdem ist er Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und hat in dieser Funktion vielfach für eine humanitäre Flüchtlingspolitik geworben.

Ebendies wird dem Vater, der wie seine Tochter in Freiburg studiert hat, nun hämisch vorgehalten. Nach dem Motto: Als EU-Bürokrat sei er mitverantwortlich für die europäische Asylpolitik, da treffe es schon den Richtigen.

Auch dass Maria L. wie ihre Eltern selbst in der Flüchtlingshilfe mitgearbeitet hat, wird mit boshafter Genugtuung vermerkt. Sie sei letztlich ein Opfer ihrer „egalitär-frömmlerischen Erziehung“ geworden.

Doch das ist nur die eine Seite der öffentlichen Reaktionen. Der Familie wird andererseits auch viel Trost und Respekt zuteil. So heißt es immer wieder in den Kommentaren: „Ich verneige mich vor Ihrer inneren Größe.“