Kommt nach Freiburg: Papst Benedikt XVI. Foto: dpa

Freiburg bereitet Benedikt XVI. ganz große Bühne – Kirche übernimmt Großteil der Kosten

Freiburg - Freiburg hatte schon Kaiser MaximilianI., Angela Merkel, Nicolas Sarkozy und die Tour de France zu Besuch - der Papstbesuch am 24. und 25. September stellt aber alles in den Schatten.

Wer dieser Tage durch Freiburg schlendert, dem begegnen nicht nur die üblichen Devotionalien des Breisgau-Städtchens (Münster, Bächle, Bollenhut) - auch die Katholische Kirche hat sich marketingtechnisch schon auf den Besuch ihres Oberhaupts vorbereitet. Rosenkränze, Sitzkissen, Fähnchen und Trinkflaschen mit dem Konterfei Papst Benedikts XVI. sind omnipräsent. Neuester Gag ist ein vom Erzbistum Freiburg komponierter Klingelton fürs Handy: "Wo Gott ist, da ist Zukunft".

Die einen mögen es für Kitsch halten, für die anderen gehört es zu solch einem Großereignis einfach dazu. Allein zur Eucharistiefeier am Sonntag werden mehr als 100.000 Menschen erwartet. "Der Besuch des Papstes zieht in einem Maße Publikum nach sich wie noch nie in der Geschichte der Stadt", sagt Rathaussprecher Walter Preker. Freiburg ist immerhin schon 891 Jahre alt und reich an größeren Aufwartungen. Im Jahr 1510 war Kaiser Maximilian I. zu Gast, bis heute der prominenteste Besucher der Stadt. In der jüngeren Geschichte erzielten Gerhard Schröder und Jacques Chirac (beim deutsch-französischen Gipfel 2001) und Angela Merkel und Nicolas Sarkozy (bei derselben Veranstaltung vergangenes Jahr) die größte Aufmerksamkeit. Die meisten Menschen drängten sich in der 220.000-Einwohner-Stadt während der 17.Etappe der Tour de France im Jahr 2000.

Doch das alles dürfte nichts sein im Vergleich zum Papst-Auflauf Ende September. Längst rollen Bagger und Planierraupen. Wege werden gebaut, Kabel verlegt, Podeste und Tribünen für TV-Kameras errichtet und für den Gottesdienst ein Altar erstellt. Für die Messe und zum Abendgebet für Jugendliche, zu dem noch einmal 20.000 Besucher erwartet werden, werden die Wiesen rund um den Freiburger Flugplatz zu einem knapp 113 Hektar großen Veranstaltungsgelände umgewandelt. Das entspricht der Größe von 110 Fußballfeldern. Hinterher wird alles wieder zurückgebaut. In den vergangenen Wochen hatten Sprengstoffexperten das frei liegende Gelände unter die Lupe genommen. Sie hatten nach Bomben und Granaten aus dem Zweiten Weltkrieg gesucht, aber nichts gefunden. Anfang September wird der Flugplatz seinen Betrieb für drei Wochen einstellen müssen. Während der Papstmesse wird der komplette Luftraum über Freiburg gesperrt sein.

Gottes Lohn

Sicherheitstechnisch steht der Papst auf einer Stufe mit dem US-Präsidenten. Seine unmittelbare Entourage bringt Benedikt aus dem Vatikan mit. Für den zweiten Sicherheitsgürtel ist die hiesige Polizei zuständig. Bis zu 5000 Polizisten aus ganz Deutschland werden im Einsatz sein. Fünf Millionen Euro hat das Land dafür bereitgestellt; für Rettungsdienste und Technisches Hilfswerk kommen noch einmal 300.000 Euro obendrauf. Diese vergleichsweise kleine Summe muss auch die Stadt Freiburg aufbringen, für die der Kosten-Nutzen-Wert des zweitägigen Events sicherlich am größten sein dürfte.

Den überwiegenden Teil der Kosten übernehmen das Ordinariat und die Bischofskonferenz. Die Erzdiözese Freiburg kalkuliert bei einem Gesamtetat von 474 Millionen Euro mit rund elf Millionen Euro. Insgesamt wird der Deutschland-Besuch des Papstes, der auch noch in Berlin und Erfurt Station macht, für die Kirche mit 25 bis 30 Millionen Euro zu Buche schlagen.

Die Kosten seien im Vergleich zu anderen Großereignissen vertretbar und angemessen, meint der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp. Auf jeden deutschen Katholiken komme rund ein Euro. Die Kirche bedient sich dabei ihrer eigenen Mittel und hofft auf einen florierenden Souvenirverkauf. "Dieses Geld wird investiert, weil so viele Menschen den Papst sehen wollen", sagt der Freiburger Bistumssprecher Robert Eberle.

Mit Gottes Lohn begnügen müssen sich dagegen die 150 Freiwilligen, die die Stadt Freiburg derzeit noch sucht. Diese sogenanten Botschafter sollen Besuchern den Weg weisen und auf touristische Sehenswürdigkeiten hinweisen. Für die Stadt ist der Besuch des Kirchenoberhaupts ein Segen. Bilder strahlen in die ganze Welt, so dass man dem Spektakel an der Dreisam insgesamt freudvoll entgegenblickt.

Gegnern des Spektakels wie Homosexuellen-Gruppen antwortet die Stadt in einem Antwortschreiben, dass es sich um einen Staatsbesuch auf Einladung des Bundespräsidenten handle und dass der Papst Freiburg nur wegen des derzeitigen Sitzes der Bischofskonferenz besuche. Veranstalter ist die Kirche. "Wir haben einen behördlichen Auftrag zu erfüllen und uns nicht um Fragen der kirchlichen Sexualmoral zu kümmern", sagt Stadtsprecher Preker.