Die Handelsverbandsgeschäftsführerin Sabine Hagmann spricht im Frauen-Club. Foto: Martin Haar

Wie Frauen im exklusiven Club „Women at Work“ aus einer vermeintlichen Schwäche eine Stärke machen.

Stuttgart-Mitte - Männer müssen draußen bleiben. Zwei Damen am Eingang des Optikers Campbell an der Bolzstraße wimmeln alle Herren an diesem Abend ab. Höflich, aber nicht unbedingt charmant wird den Neugierigen die Tür gezeigt.

Hier sind nur Frauen am Werk. Oder wie die Veranstaltungsserie des Bankhauses Ellwanger & Geiger neudeutsch heißt: „Women at Work“. Dabei handelt es sich um ein Geschäfts-Netzwerk – ausschließlich für Unternehmerinnen, weibliche Fach- und Führungskräfte sowie Entscheiderinnen. Wer damit nicht aufwarten kann, muss mindestens eine „spannende Frau mit Bezug zum Business“ sein, wie in der Einladung zu diesem Event steht.

Stadt und Handel im Zeitalter der Digitalisierung

An diesem Abend steht Sabine Hagmann im Mittelpunkt der Frauenrunde. Etwa 40 „Women at Work“ hören der Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbandes aufmerksam zu. Das mag an der Ausstrahlung von Sabine Hagmann selbst liegen oder aber an ihrem Thema: Stadt und Handel im Zeitalter der Digitalisierung.

Damit trifft man derzeit immer den Nerv der Einzelhändler. Nur das Thema Wettbewerbsdruck bewegt den Handel noch stärker. Aber direkt danach sind der Online-Handel, der Attraktivitätsverlust der Innenstädte, die Kaufzurückhaltung und die Belastung des Mittelstandes die Top-Themen.

Die Netzwerk-Frauen sind daher wenig überrascht, als Sabine Hagmann verkündet, „dass der Online-Marktanteil bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent des Gesamtumsatzes steigen wird“. Das wissen und erleben die meisten schon. Interessanter ist es dagegen, als die Handelsverbands-Geschäftsführerin über Möglichkeiten spricht, wie man sich in diesem Strukturwandel behaupten kann. „Man muss die Stadt und den Handel neu denken“, sagt Hagmann. Stichworte sind: Technologie kann das Einkaufserlebnis erweitern. Digitalisierung kann das Regal verlängern. Am Ende macht Sabine Hagmann den Frauen Mut: „Der Handel bleibt, aber anders. Die Digitalisierung birgt auch Riesenchancen, daher ist Bangemachen der falsche Weg.“

Männer sind zielstrebiger beim Netzwerken

Ein Satz, der in dieser Runde auf fruchtbaren Boden fällt. Denn hier wird der kleine Unterschied gelebt. Diese Frauen machen ihre vermeintliche Schwäche zu einer Stärke. Sie wissen, was allgemein bekannt ist: Männer und Frauen knüpfen auf unterschiedliche Art und Weise Kontakte. „Männer sind zielstrebiger beim Netzwerken, bei Männern muss immer ein Ergebnis rauskommen“, sagt Silke Kirschenmann, die bei Ellwanger & Geiger die Reihe „Women at Work“ organisiert: „Bei uns Frauen ist das anders.“

Aber nicht zwingend schlechter. Im Gegenteil. Frauen würden im Privatleben beweisen, dass sie die besseren Netzwerkerinnen sind. Doch auf die Geschäftswelt scheint diese Art der Kommunikation und des Netzwerkens nicht immer übertragbar zu sein. Frauen könnten sich zudem zwar besser als Männer in ihren Gesprächspartner hineinversetzen, aber wenn es drum gehe, die Kontakte zum eigenen Vorteil zu nutzen, werde es schwierig. „Deshalb haben wir dieses Netzwerk gegründet, treffen uns zwei, drei Mal im Jahr und stellen fest, dass am Ende doch immer etwas Positives dabei herauskommt“, sagt Kirschenmann, die im Bankhaus für strategische Vermögensberatung zuständig ist: „Selbst wenn es nur Freundschaften sind.“

Am 3. Mai treffen sich die „Women at Work“ im Übrigen wieder. Dieses Mal an der Börse Stuttgart mit dem Thema „Frauen in Mint-Berufen“. Auch dann heißt es wieder: Männer müssen draußen bleiben.