Maya Wulz kämpft für eine weibliche Sicht in der Politik. Foto: privat

Eine Initiative von Kommunalpolitikerinnen aller Parteien im Kreis wirbt dafür, dass mehr Frauen zur Gemeinderatswahl antreten.

Böblinegn/Herrenberg - Wenn im Frühjahr 2019 wieder die Gemeinderäte und der Kreistag gewählt werden, dann sollen auf den Listen der antretenden Parteien mindestens 50 Prozent Frauennamen stehen. Das ist das Ziel der Initiative Frida, zu der sich Kommunalpolitikerinnen im Landkreis zusammengeschlossen haben. Sie planen gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten des Kreises acht Veranstaltungen im Kreis. Auftakt ist am Donnerstag im Landratsamt. Die Initiatorin Maya Wulz aus Herrenberg sagt, worum es dabei geht.

Frau Wulz, wie kam es zu dieser Aktion?
Ich habe vor zwei Jahren die Initiative Bora kennengelernt. Das ist ein Zusammenschluss von Kommunalpolitikerinnen im Raum Bodensee-Ravensburg. Ich fand die Idee toll. So kam sie auch in den Landkreis Böblingen. Ich habe Kommunalpolitikerinnen aller Parteien und Fraktionen aus dem Kreis angeschrieben. Bisher haben wir uns fünf Mal getroffen und die Aktion Frida gegründet. Die Abkürzung steht für „Frauen in die Parlamente“. Da sind Frauen aller Parteien und aus verschiedenen Kommunen im Kreis dabei.
Warum braucht es einen solchen Zusammenschluss?
Es gibt in Baden-Württemberg Gemeinderäte ohne eine einzige Frau. Selbst in den Städten wie bei uns in Herrenberg sind nur ein Drittel der Räte weiblich. Das wollen wir ändern. Unser Ziel ist, dass bei der nächsten Kommunalwahl im Jahr 2019 auf den Listen aller Parteien 50 Prozent der Plätze für Frauen reserviert sind.
Finden sich denn überhaupt genügend Frauen, die auch für den Gemeinderat kandidieren möchten?
Das beklagen die Parteien oft: Sie würden keine Frauen finden. Aber Fakt ist, wenn man nicht Jahre vorher anfängt, Frauen ernst zu nehmen, stehen die nicht plötzlich bereit, wenn sie für eine Kandidatur angefragt werden.
Auf der Liste zu stehen, bedeutet aber nicht, dass auch tatsächlich mehr Frauen gewählt werden.
Das ist richtig. Aber schauen Sie sich das bei uns Grünen an. Wir haben ja das Reißverschlussprinzip. Es folgen jeweils eine Frau und ein Mann aufeinander auf den Listen. Und wenn mehr Frauen zur Wahl stehen, bringt das auch automatisch mehr Frauen in die Gremien.
Wie ist es bei Ihnen in Herrenberg?
Es gibt in Herrenberg 32 Räte, davon sind elf Frauen. Bei uns Grünen sind von fünf Räten drei weiblich, bei der CDU sind es zehn Männer und eine Frau. Allgemein ist die Erfahrung im Kreis Böblingen: Bei der CDU, FDP und den Freien Wählern ist beim Frauenanteil noch viel Luft nach oben.
Sie selbst sind auch seit 23 Jahren Gemeinderätin in Herrenberg. Warum?
Ich bin bei den Grünen und habe gewisse Überzeugungen, die ich gerne umsetzen möchte, zum Beispiel beim Klimaschutz, aber auch bei Themen wie Kinderbetreuung.
Was haben Sie da bisher erreicht?
So einiges. Wir haben zum Beispiel die Idee für ein Naturbad eingebracht und die Verwendung von Ökostrom für kommunale Einrichtungen durchgesetzt. Und wenn ich mir unser neues Herrenberger Mobilitätskonzept ansehe, das die Interessen aller Verkehrsteilnehmer berücksichtigt – vom Fußgänger bis zum Autofahrer - da sagen Experten, das ist ungewöhnlich. Daran haben sicher wir von der Grünen-Fraktion einen erheblichen Anteil.
Wie wollen Sie Frauen als Kandidatinnen gewinnen?
Wir planen in den kommenden Monaten insgesamt acht Veranstaltungen im Kreis. Der Auftakt ist am kommenden Mittwoch im Böblinger Landratsamt. Danach gehen wir nach Holzgerlingen, Gäufelden, Herrenberg, Leonberg, Weil der Stadt, Gärtringen und schließlich zum Abschluss der Kampagne im September 2018 dann nach Sindelfingen. Das ist noch rechtzeitig, bevor die Parteien ihre Kandidatensuche für die Kommunalwahl abgeschlossen haben.
Glauben Sie, dass genügend Interessierte zu den Veranstaltungen kommen?
In den Städten sicher. Aber wenn in den kleinen Kommunen auch nur 20 Interessierte kommen, dann heizt das doch die Diskussion an.
Haben Sie eigentlich auch männliche Unterstützer?
Einige wenige. Und wir brauchen die Männer, um mehr Frauen auf die Listen zu bekommen.