Cornelia Richter ist im Süden unterwegs, um Alt und Jung zusammenzubringen. Foto: S. Neth

Cornelia Richter koordiniert die Aktivitäten des Diakonievereins der Markus-Gemeinde und baut eine Zeit-Tauschbörse für kleine Hilfen im Alltag auf.

Stuttgart - Gerade tüftelt Cornelia Richter an einer Zeittauschbörse. Das ist das jüngste Projekt der neuen Koordinatorin im Diakonieverein der Markus-Gemeinde. Ein Novum für Stuttgart, denn eine Stelle wie die von Cornelia Richter gibt es sonst nirgends im Stadtgebiet. Im Herbst 2015 übernahm sie die Aufgabe und empfand es „als Wink des Schicksals“ als sie von der Ausschreibung erfuhr. „Ich bin ein Mensch, der mit offenen Augen durch die Welt geht“, charakterisiert sich die Mutter von vier Kindern und zweifache Oma selbst. Mit Mitte fünfzig startete sie so noch einmal neu durch und kann in ihr neues Aufgabengebiet die Erfahrungen aus ihrem früheren Berufsleben einbringen: Sie war im kaufmännischen Bereich tätig , in der Personalberatung und zuletzt in einer Werbeagentur.

Die Kümmerin für alle Belange

Cornelia Richter ist als Koordinatorin der vielfältigen Aktivitäten des Diakonievereins sowie als Ansprechpartnerin für die Ehrenamtlichen und Gemeindemitglieder, das Mädchen für alles. Sie ist die Netzwerkerin und „die Kümmerin“ – wie sie es beschreibt, denn der Vorsitzende des Diakonievereins, Hans Werner, brachte vor zwei Jahren neuen Schwung in den Verein und suchte eine hauptamtliche Unterstützung, die alle Fäden in der Hand hält.

Café-Angebot für alle Altersgruppen

Als erstes steckte sich die Koordinatorin das Ziel, das Markus-Café zum Generationen übergreifenden Treffpunkt zu machen. „Bis dato bestand die Klientel vorwiegend als älteren Leuten“, berichtet Cornelia Richter. Mittlerweile kommen immer häufiger auch Mütter mit ihren Kindern, beobachtet sie. Besonders freut sie es sie, dass ein Flüchtlingspaar aus dem Irak regelmäßig ins Café kommt. „Obwohl beide noch wenig Deutsch sprechen.“

Jeden zweiten Donnerstag im Monat öffnet das Café zwischen 15 und 18 Uhr in der Filderstraße 22 und bei selbst gebackenem Kuchen können sich die Menschen aus dem Stadtbezirks kennenlernen oder zum Beispiel zusammen Schach spielen. Die Kinder können sich solange in ihrer eigenen Spielecke vergnügen.

Schülerin besucht alte Dame

Für das Café hat Cornelia Richter auch eine Vortragsreihe entwickelt, in der sie die verschiedenen Altersgruppen ansprechen will: Das Pro und Contra von Impfungen bei Kleinkindern, die Wechseljahre bei der Frau, Wohnformen im Alter und Informationen über Vorsorge und über Pflege im Alter. „Der Verein versucht ein Netzwerk zwischen Jung und Alt aufzubauen“, erklärt sie. Und daran strickt sie ebenfalls eifrig. Dazu gehört auch der Ausbau des Erwachsenenbesuchsdienstes. Der kümmerte sich bisher um kranke Menschen, jetzt soll er ausgeweitet werden. „Ich möchte dafür einen Personenkreis aufbauen“, sagt die Koordinatorin. „Alle zwei Wochen jemanden zu besuchen, das ist eine überschaubare Aufgabe“, findet sie und ist stolz darauf, dass eine Schülerin regelmäßig eine ältere Dame besucht. „Da haben beide etwas davon“, betont sie. Ebenso von ihrem weiteren Projekt: „Leihoma und Leihopa“.

Zeit zu verschenken

Für die Zeittauschbörse wirbt Cornelia Richter mit einem Informationsblatt, auf dem sich Anbieter und Suchende eintragen können: Einer benötigt einen Tiersitter für die Urlaubszeit, einer braucht jemanden, der die Hecke schneidet oder die Hemden bügelt. Die Liste ist lang und die Betonung für solche kleine Handreichungen liegt auf „ab und zu“, betont Cornelia Richter. Für regelmäßige Hilfen und anspruchsvolle Aufgaben seien die Profis zuständig. Zunächst wird sie selbst Angebot und Nachfrage zusammenbringen. Wie dies bei einer umfangreicher werdenden Zeittauschbörse unbürokratisch und schnell zu bewerkstelligen sein könnte, darüber grübelt sie noch: „Vielleicht über eine App?“ überlegt sie. Die wäre jedoch für ältere Menschen eher ungeeignet. „Also langweilig wird es mir nicht in diesem Job“, sagt sie lachend.