Eine 45-Jährige steht vor Gericht, weil sie zwei Männer betrogen haben soll Foto: dpa

Eine Million Euro – in bar, in Gold und in Silber. Um so viel soll eine 45 Jahre alte Frau zwei Männer betrogen haben. Die Angeklagte steht seit Dienstag wegen Betrugs in 32 Fällen vor der 17. Strafkammer des Landgerichts.

Stuttgart - Eine Million Euro – in bar, in Gold und in Silber. Um so viel soll eine 45 Jahre alte Frau zwei Männer betrogen haben. Die Angeklagte steht seit Dienstag wegen Betrugs in 32 Fällen vor der 17. Strafkammer des Landgerichts. Sie hat ein Geständnis abgelegt.

Die gebürtige Stuttgarterin muss schlagende Argumente und eine gehörige Portion Überzeugungskraft haben. Die erste mutmaßliche Betrugsserie lief immerhin von November 2010 bis Januar 2013. Damals sei sie von einem Mann in einer Gaststätte in Zuffenhausen angesprochen worden, so die Angeklagte. Sie soll dem Herrn aus dem Rems-Murr-Kreis vorgelogen haben, mit Gold zu handeln und ein Darlehen für lukrative Geschäfte zu benötigen. Am Gewinn solle der Geldgeber natürlich beteiligt werden. In der Folge hat der Mann der 45-Jährigen immer wieder Bargeld übergeben – mal 3000, mal 5000 Euro, dann 15 000 und einmal gar 180 000 Euro. Die kleineren Beträge seien Geschenke für Sexspielchen gewesen, sagt die Frau. Das Geld habe sie immer direkt ins Spielcasino getragen – und verloren.

Den zweiten Mann hatte sie im August 2013 kennengelernt. „Da war es ähnlich wie im ersten Fall“, so die Angeklagte. Diesem Herrn soll sie erzählt haben, sie sei Goldschmiedin mit Geschäft in Zürich. Für die Herstellung einer exklusiven Uhr brauche sie eine Anschubfinanzierung. Dann hieß es, sie wolle sich eine neue Existenz in Deutschland aufbauen.

Der Mann aus dem Kreis Böblingen ließ sich offenbar um den Finger wickeln. Auch mit ihm sei sie intim geworden. Allerdings sei es – anders als beim ersten „Geldgeber" – nicht zu Fesselspielen gekommen. Von August 2013 bis August vorigen Jahres soll die 45-Jährige dem Mann rund 500 000 Euro abgenommen haben, und zwar 267 000 Euro in bar, den Rest in Gold und Silber.

„Unsere Mandantin räumt die Vorwürfe ein“, sagen die Verteidiger Thomas Mende und Achim Wizemann. Mende ergänzt, die Frau sei seit vielen Jahren „extrem spielsüchtig“ und habe bereits „horrende Summen“ verloren. Zudem sei die Frau schwer krank, es stehe eine Operation an. Für die notwendige Untersuchung müsse sie in die Uni-Klinik Tübingen gebracht werden. Dafür habe die Familie bereits 1000 Euro hinterlegt. Jetzt fehle es nur noch an der Zustimmung der Strafkammer.

Die attraktive Angeklagte ist einschlägig vorbestraft. So soll sie mehrere ältere Männer betrogen haben, wofür sie vom Amtsgericht Bad Cannstatt zu 22 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Jetzt gilt sie als Bewährungsbrecherin. Diebstahl sowie Urkundenfälschung hat sie zudem auf dem Kerbholz.

Die Verteidigung hat in einem Vorgespräch mit der Staatsanwaltschaft auf die Spielsucht der 45-Jährigen hingewiesen. Drei Jahre Gefängnis wären angemessen. Das sieht die Anklagebehörde ganz anders. Die Frau sei Bewährungsbrecherin und einschlägig vorbestraft. Man stelle sich eher eine Sechs vor dem Komma vor. Man schalte aber einen Gutachter ein, der zur Spielsucht der Angeklagten angehört werden könne.

Die Frau war erst kürzlich „Gast“ beim Landgericht – in Handschließen. Vor einigen Wochen stand ihr Schwiegersohn wegen Körperverletzung vor Gericht, die 45-Jährige war aus der U-Haft als Zeugin vorgeführt worden. Der Prozess wird fortgesetzt.