Immer bei Irina Dörr mit dabei im Einstein: Hund Pastis Foto: Nina Ayerle

Irina Dörr feiert mit dem Bistro Einstein einen runden Geburtstag: seit 20 Jahre ist sie in der Stuttgarter Innenstadt mit ihrem Café im Pariser Stil.

S-Mitte - Zufällig ist sie damals an dem kleinen Laden am Wilhelmsplatz vorbeigekommen. Das Lokal hat ihr gefallen. „Ok, das machen wir“, habe sie gedacht und schnell innerhalb einer Woche alles umgeräumt, eingerichtet und eröffnet. Am 9. Oktober 1997 war das. Bistrotische, Fliesenboden, eine bunte Deko mit Bildern aus Paris und viele Pflanzen zieren seitdem das Bistro Einstein. „Die Wände, das Menü, ich habe alles, alles selbst gemacht“, sagt die 62-Jährige.

Ein Fleckchen Frankreich in der Stadt

Verändert hat Irina Dörr seitdem fast nichts. Ihr Bistro Einstein ist eine kleine frankophile Institution in der Stuttgarter Gastronomieszene. Das soll auch so bleiben. So fühlten sich ihre Gäste bei ihr wohl, sagt die gebürtige Rumänin mit den schwarz gefärbten Haaren und den roten Fingernägeln. Nur eine Kleinigkeit hat sie verändert: Seit einigen Wochen ziert eine große Fototapete die Wand direkt gegenüber dem Eingang. „Das war bei der Party“, schwärmt sie.

Französische Musik, viele Stammgäste, langjährige Wegbegleiter – sie alle waren da, als Dörr den runden Geburtstag des Einsteins gefeiert hat. Für den Abend hat sie extra ein Gästebuch gekauft. Die Grüße darin sind auf Griechisch, Japanisch, Arabisch, Rumänisch und natürlich auf Deutsch und Französisch. Jeder ist bei ihr willkommen. Aber optisch und kulinarisch huldigt Dörr dann doch eher die so typischen kleinen französischen Bistros: Flammkuchen, Baguettes, Fleischgerichte und erlesene französische Rotweine stehen auf ihrer Karte. Manchmal gibt es Galettes aus der Pfanne oder Couscous-Abende.

Die Wirtin liebt die familiäre Atmosphäre

Bei französischen Austauschstudenten ist das Einstein eine beliebte Adresse. Gerade auch weil man sich dort in Ruhe unterhalten kann, meistens ist es dort nicht ganz so voll. „Ich mag das , wenn es familiär ist“, sagt sie. Okay, finanziell sei das nicht so gut. Das gibt sie zu. Aber sie mag ihre große Familie. Sie habe erlebt, wie Gäste Single waren und dann geheiratet, wie sie später Kinder gekriegt haben. Manche haben sich sogar bei ihr im Bistro kennengelernt. „Oft Franzosen“, sagt sie.

Gut gefüllt wird es in Dörrs Bistro erst am Wochenende abends. Und bei sportlichen Großereignissen. Wenn die Équipe Tricolore spielt oder gerade Rugby-WM ist, bekommt man davon in Stuttgart kaum etwas mit – außer man verirrt sich zufällig ins Einstein. Dort sammeln sich dann die Exil-Franzosen, deren Herz für die französischen Teams schlägt. Für Dörr sind das ihre liebsten Erinnerungen: „Die ganze Terrasse ist voll, alle tragen das französische Trikot und singen die Marseillaise.“

Bei Fußball und Rugby ist die Bude voll

Bei der Fußball-WM war das. Bei welcher, weiß Dörr nicht mehr. Es ist bei jeder WM oder EM so, wenn die Franzosen spielen. „Wir sind so ein kleines Frankreich in Stuttgart“, sagt die Wirtin. Zu ihr kommt, wer Sehnsucht nach Crêpes mit Nutella und französischen Chansons hat. Belgisches Bier gibt es auch, da ist sie nicht so streng. Und natürlich kennt sie fast alle Gäste, die ihre Frankreich-Liebe bei ihr ausleben. So wie sie selbst auch. Französisch spricht sie auch. Und: „Meine Lebensgefährten waren immer Franzosen.“