In der Form eines Schiffs: Kunstgebäude Fondation Louis Vuitton. Foto: Weithofer

Die großen Sehenswürdigkeiten von Paris kennt jeder. Die neuen Schmuckstücke wie das Museum Fondation Louis Vuitton sind aber mindestens genauso aufregend.

Paris - Paris lockt immer und jeden - so manche auch mehrmals. Denn Frankreichs Hauptstadt hat viel zu bieten, vor allem: immer wieder Neues. So kommen auch Wiederholungstäter auf ihre Kosten. Wer zum ersten Mal in die Stadt der Liebe reist, steuert meist den oft überfüllten Eiffelturm an, dann den Arc de Triomphe, wo er verwundert das überraschend unfallfreie Verkehrschaos beobachtet. Anschließend stellt er sich kunsthungrig in die Warteschlange vor dem Louvre. Im sanften Abendlicht auf der Seine zu schippern, gehört ebenfalls zum Pflichtprogramm, genauso die Besteigung des Montmartre-Hügels, auf dem die Zuckerbäcker-Basilika Sacré-Coeur thront.

Alles unvergessliche Ziele, aber nur ein Ausschnitt von all dem, was die Metropole ausmacht. In jüngster Zeit sind zwei weitere Prunkstücke hinzugekommen, die sich gerade dem Wiederholungs-Touristen aufdrängen. Die Fondation Louis Vuitton - ein monumentales Kunstgebäude - wurde im Oktober 2014 eröffnet. Das Museum ist eine atemberaubende Konstruktion aus Holz und Glas in der Form eines Großseglers. Ein raffinierter Terrassenbau ermöglicht einen grandiosen Blick auf Paris, unten plätschert Wasser über einen Stufenwasserfall hinab in eine Art Kanal. Solch extravagante Architektur am Rande des Bois de Boulogne hätte man der dauerkriselnden Nachbarnation gar nicht zugetraut.

„Einen Traum kann man nicht in Zahlen fassen“

So aufregend das Äußere, so einzigartig die Schätze im Innern. In elf Galerien auf 11 000 Quadratmetern befinden sich Gemälde der Spitzenklasse - etwa von Dix, Kandinsky, Leger, Matisse, Picasso und Munch. Dessen „Schrei“ wird von dickem Glas geschützt - wie Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ im Louvre. Der Milliardär und Mäzen Bernard Arnault, Chef des Luxusgüterkonzerns Louis Vuitton Moët Hennessy, hat sich mit dem Privatmuseum, das Teile seiner Sammlung zeigt, ein Denkmal gesetzt. „Glaswolke“ nennt der amerikanische Erbauer Frank Gehry, der schon das Guggenheim-Museum im spanischen Bilbao geschaffen hat, das Gebäude.

100 Millionen Euro soll der Bau gekostet haben - aber es wird wohl mehr gewesen sein. „Einen Traum kann man nicht in Zahlen fassen“, sagt der Grandseigneur Arnault. Fest steht, dass Paris mit der Fondation Louis Vuitton einen weiteren Ort hat, an dem internationale Kreativität eine Heimat hat. Das zweite neue Kolossalgebäude steht ganz im Nordosten der Stadt: Im Januar wurde die Philharmonie de Paris eingeweiht, ein 380 Millionen Euro teures Kon-strukt des französischen Stararchitekten Jean Nouvel.

Der Konzertsaal mit seinen 2400 Plätzen mutet futuristisch an, die Akustik wurde mit diversen Tricks auf höchste Qualitätsstufe getrimmt. Die Besonderheit des Saals ist, dass kein Zuhörer weiter als 32 Meter vom Orchesterleiter entfernt sitzt. Vor Kurzem hat Daniel Barenboim dort Schubert-Sonaten aufgeführt. Chefpressesprecher Philippe Provensal verweist auf die Volksnähe des Konzerttempels: „Bei uns gibt es Musik für jedermann, und gar nicht teuer.“ Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat die Marschroute festgelegt: weniger Klassik, mehr Rock und Rap, um auch das breite Volk anzulocken.

Surrealistische Darstellungen von Menschen und Tieren

Bis Ende Juni ist eine große Ausstellung dem Stardirigenten Pierre Boulez gewidmet. Aber Paris kann auch ein paar Nummern kleiner. Alexis und Julien heißen die beiden jungen Männer, die die Internet-Plattform „Mon beau Paris“ gegründet haben - mein schönes Paris. Für kleine Gruppen präsentieren sie „Street Art“ im Stadtteil Le Marais, wo sich unbekannte Maler mit ihrer ganz speziellen Kunst verewigt haben. Beeindruckend, diese surrealistischen Darstellungen von Menschen, von Tieren.

Oder dieser überdimensionale Kussmund auf einer Treppe, diese filigrane Mosaikfigur an einer Hauswand, das poppige, an Salvador Dali erinnernde Riesenporträt gleich neben dem Centre Pompidou, das Sackgassen-Verkehrsschild mit einem drübergemalten Jesus am Kreuz. An manchen Stellen sind Graffiti sogar gestattet. Wer sich aber das Recht herausnimmt, seine Werke auf freie Flächen zu sprayen, muss auch damit leben können, wenn ein anderer sie frech übermalt. Wer will, kann die Kunst mit einer vom Veranstalter geliehenen Sofortbildkamera gleich ablichten. Der Vorteil von Paris ist: Man kann ziellos herumschlendern, ohne dass es einem langweilig wird. Etwa an der Seine entlang.

An einem Uferabschnitt haben sich die Bouquinisten eingerichtet, wie die Buchhändler von den Einheimischen genannt werden. Auf Mauern haben sie ihre grünen Holzkästen aufgebaut und verkaufen alte Bücher, Comics, CDs und DVDs, Post- und Landkarten sowie Souvenirs und Poster von Stars aus vergangenen Epochen. Schatztruhen stehen da, die zum Reingreifen verlocken. Auch wenn man nichts kaufen möchte, lohnt ein Spaziergang dorthin - und sei es für einen kleinen Plausch. Paris, eine Stadt der Kontraste. Für den Besucher eine Liebe auf den ersten Blick - und darauf kommt es an: auch auf den zweiten.

Infos zu Paris

Anreise
Air France bietet täglich mehrere Direktflüge ab Stuttgart oder Frankfurt (ab 49 Euro). Mit dem „Train à grande vitesse“ (TGV) ist man in knapp vier Stunden von Stuttgart am Gare de l’Est. Es gibt vier Verbindungen täglich. Die Strecke Frankfurt - Paris wird sogar fünf Mal täglich bedient. Tickets gibt es ab 78 Euro (hin und zurück). Der Normalpreis Stuttgart-Paris beträgt 123 Euro, Frankfurt - Paris 126 Euro. Früh buchen lohnt sich! www.bahn.de/paris

Unterkunft
Auf Luxus kommt es da nicht an, der Tourist ist ja dauernd unterwegs. Empfehlenswert und zweckmäßig ist das Hotel Palm Opéra in der Rue de Maubeuge (ziemlich nah am Montmartre) mit Preisen ab 152 Euro pro Nacht und Person mit Frühstück, www.astotel.de

Bescheidener ist das Hotel Libertel Gare de l’Est (ab 90 Euro). Frühstück in Cafés beim Bahnhof, www.hotelfrancais.com

Sehenswürdigkeiten
Philharmonie de Paris: Ein grandioser Musiktempel mit erstklassigen Konzerten und Künstlern, www.philharmoniedeparis.fr

Fondation Louis Vuitton: Der Milliardär Bernard Arnault zeigt dort seine Kunstsammlung, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat, Eintritt: 14 Euro, ermäßigt 10 Euro, Familien 32 Euro, www.fondationlouisvuitton.fr

Mon beau Paris. Julien Perrier präsentiert „Street Art“ im Marais-Viertel. Es ist eine Führung der anderen Art - zu entdecken gibt es dabei Kunst auf den Straßen oder an Häusern. Kosten: 39 Euro für Erwachsene, Kinder unter 12 Jahren 32 Euro, www.monbeauparis.com

Musée Carnavalet: Ein städtisches Museum mit einer Vielzahl von Exponaten von der Zeit der Römer bis zur Gegenwart, Eintritt gratis in alle Dauerausstellungen, Wechselausstellungen kostenpflichtig, www.carnavalet.paris.fr