Schüler und Lehrer auf Französisch zum Beispiel über die moderne Kommunikation und soziale Vereinsamung geplaudert. Auf dem Foto von links: Judith Buchmann, Christina Samtikov, Nina Welte, Sonja Schmid, Alexia Deuster, Leo Aull und Apolline Martins. Foto: Jedrzejczak

Es ist eine Französisch-Lektion auf Rädern: Am Donnerstag hat das France-Mobil erstmals an der Waldschule in Degerloch haltgemacht. Ziel ist, dass es häufiger kommt, doch Apolline Martins und ihr Auto sind ziemlich ausgebucht.

Degerloch - Wir versuchen die französische Sprache für die Schüler greifbar und lebendig werden zu lassen“, sagt Larissa Neuefeind. Sie ist die Leiterin der Französisch-Fachschaft an der Degerlocher Waldschule. Mit diesem Gedanken hat sich die Schule ein Stück Frankreich ins Haus geholt. Apolline Martins repräsentiert an diesem Tag das Projekt France-Mobil für die Schüler ab der achten Klasse. „Es freut mich, wenn ich die Kinder begeistern kann“, sagt sie. Vor ihr auf dem Tisch liegt ein brauner Reisekoffer und Postkarten aus ihrer Heimat. Die Lektorin kommt aus Ardèche, einer Gegend in Südfrankreich, die für ihre vielfältige Landschaft bekannt ist. Seit September steuert sie Schulen in ganz Deutschland an. 15 Orte waren es seit dem, immer mit dem weißen Auto mit der Aufschrift France-Mobil.

Diskussion nach zwei Kurzfilmen

„Ich habe für jede Altersgruppe ein anderes Programm vorbereitet“, erklärt sie und lächelt. Die Schüler des vierstündigen Französischkurses der Waldschule sind die Ältesten, die bisher an ihrem Angebot teilgenommen haben. Für sie hat die Französin ein etwas anderes Programm im Gepäck. Zwei Kurzfilme, natürlich in ihrer Muttersprache, flimmern über die Leinwand des Konferenzraums. Der eine beschäftigt sich mit Menschen in der Metro in Paris. Die Fahrgäste kommen und gehen, sitzen direkt nebeneinander, doch keiner beginnt ein Gespräch oder interessiert sich für die anderen. Sie widmen sich ihrem Mobiltelefon oder ihrem Buch, das unmittelbare Umfeld scheint sie nicht zu interessieren. Als das Bild wieder schwarz wird, regt Martins eine Diskussion über die Vor- und Nachteile von direkter und indirekter Kommunikation über moderne Medien an. Den Schüler scheint es Spaß zu machen. Sie reden auf Französisch über Erreichbarkeit, soziale Vereinsamung, Schnelligkeit und Gespräche, die zur Oberflächlichkeit verkommen.

Französisch sei ein Plus zum Punkten

„Die Schüler müssen sich bewusst machen, dass Sprachen vom Wiederholen leben“, sagt Larissa Neuefeind. Diese Erfahrung hat die Lehrerin schon selbst gemacht. „Damals habe ich mich mit meinem Professor auf Spanisch über die Papstwahl unterhalten, heute ist selbst Smalltalk schwierig geworden.“ Mit Projekten wie dem France-Mobil will die Fachschaft die intensivere Auseinandersetzung mit der Sprache anregen. „Gerade jetzt, wo jeder Englisch lernt, ist Französisch das Plus zum Punkten“, sagt die Lehrerin Judith Buchmann.

Die Lehrer würden das France-Mobil in Zukunft gerne regelmäßig einladen. „Das ist nur eine Frage der Machbarkeit, das Mobil ist ziemlich ausgebucht“, sagt Buchmann. Das France-Mobil wurde im Jahre 2002 von der Robert-Bosch Stiftung und der französischen Botschaft in Berlin ins Leben gerufen. Bereits um die 11 300 Schulen wurden angefahren. In Frankreich fährt das Pendant Deutsch-Mobil von Ort zu Ort. Auch für Apolline Martins geht es nun weiter – in Richtung Villingen-Schwenningen um noch mehr Schülern ihr Heimatland und die Sprache näherzubringen.