1989 im Filstal fotografiert, 2008 auf Telefonkarten in China gedruckt. Foto: Günther Klebes

Die Filstalbahn in China? Der Eisenbahnfreund Günther Klebes aus Erlangen ist auf ein kurioses Fundstück gestoßen: Telefonkarten aus China, die einen Schnellzug bei Ebersbach (Kreis Göppingen) zeigen.

Ebersbach - Die Filstalbahn in China? Der Eisenbahnfreund Günther Klebes aus Erlangen ist auf ein kurioses Fundstück gestoßen: drei Telefonkarten mit einem Nennwert von je 30 Yuan, die zusammengesetzt einen Schnellzug der Baureihe 103 auf der Filstaltrasse bei Ebersbach (Kreis Göppingen) zeigen. Bei der Suche nach neuen Marken und Karten für seine Sammlung entdeckte der 65 Jahre alte Franke diese Unikate kürzlich bei einer luxemburgischen Internetauktion. Der Verkäufer war aus Asien. Die Karten stammen aus dem Jahr 2008. Klebes bot als Einziger und ersteigerte das Karten-Trio für knapp fünf Euro. Doch damit begann für den Sammler erst der Spaß. „Ich versuche, bei jedem Motiv auch herauszubekommen, wo und wann es aufgenommen wurde“, erklärt er.

Mit detektivischem Elan und mit Hilfe des Internets heftet sich Klebes auf die Spur der Bilder. Über die Ähnlichkeitssuche landet er oft Treffer. In diesem Fall ermittelte Klebes den Calwer Eisenbahnfan und Fotografen Werner Brutzer, auf dessen Fotos er bei seinen Recherchen bereits öfter gestoßen war. Dieser konnte sich noch genau erinnern, wann und wo er die Aufnahmen gemacht hatte: am 26. November 1989 bei Ebersbach.

Es komme häufiger vor, dass auf Briefmarken und Telefonkarten aus dem Ausland Bahnen sowie Lokomotiven europäischer oder amerikanischer Herkunft abgebildet seien, so Klebes. „Die schauen sich im Internet um und verwenden Bilder, die ihnen gefallen. Lizenzen oder Urheberrechte spielen dabei keine Rolle“, erklärt er. Und es werde nicht nur in China so verfahren. Auch für Sammlerbriefmarken des karibischen Inselstaats Sao Thomé oder des weniger exotischen Litauens würden sich die Herausgeber gerne ohne zu fragen im Internet bedienen.

Der Fotograf hat kaum Chancen, für sein Bild ein Honorar einzutreiben. Von seinem Rechtsberater erfuhr Brutzer, dass er im Zweifel auf den Verfahrenskosten in Höhe von mehreren Tausend Euro sitzen bleibe. „Dann lässt man es halt“, sagt er. Gemeinsam mit seinem Sohn hat Brutzer Zigtausende Eisenbahn-Fotos ins Internet gestellt. „Die Chinesen bedienen sich da halt“, weiß er jetzt.