Auf der Waldebene Ost werden zurzeit im Rahmen der Waldpflege vor allem Buchen gefällt. Foto: Achim Zweygarth

Alle fünf bis zehn Jahre werden Stuttgarts Wälder durchforstet. Gerade werden auf der Waldebene Ost Bäume gefällt, vor allem Buchen.

S-Ost - Im vorderen Bereich der Waldebene Ost, zwischen Merz-Schule und Wandererparkplätzen, übertönen in diesen Tagen Motorsägen die Vögel. Jeden Tag fällen Waldarbeiter mehr Bäume, viele Stämme liegen schon auf dem Waldboden, die Äste sind abgesägt, der Holztransporter kann kommen. Für Spaziergänger und die vielen Sportler auf der Waldebene bedeuten die Baumfällungen Umwege. Wo Bäume fallen sollen, sind die Waldwege gesperrt, manchmal muss auch auf die Straße ausgewichen werden. Die Arbeiten sollen noch bis in die Woche nach Ostern fortgesetzt werden.

Die Waldebene Ost gehört zu den großen Wald- und damit auch Naherholungsgebieten der Landeshauptstadt. Täglich führen zahllose Hundebesitzer dort ihre Vierbeiner aus, die Waldwege sind als Nordic-Walking- und Joggingstrecken beliebt, Vereine und Sportgruppen nutzen die vielfältigen Möglichkeiten im Wald oberhalb der Stadtteile Gablenberg und Gaisburg.

Die Mischung soll erhalten bleiben

Das Waldgebiet zeichnet sich durch seine „sehr bunte Vielfalt“ aus, wie es Hagen Dilling vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt beschreibt. Der kommissarische Leiter der Abteilung Forstamt sagt, auf der Waldebene Ost sei ein für die Wälder der Landeshauptstadt typischer Mischbestand anzutreffen, bestehend aus Kiefer, Lärche, Eiche, Buche, Esche, Ahorn und anderen Baumarten. Alle fünf bis zehn Jahre müssen die Wälder „durchforstet“ werden, wie es in der Fachsprache heißt. Das bedeutet, dass Bäume gefällt werden, sei es, weil sie nicht mehr standfest sind, sei es, weil sie andere in ihrem Wachstum behindern – oder weil sie einfach sozusagen reif sind und entsprechenden Ertrag bringen. Zurzeit ist die Waldebene Ost mit der Durchforstung dran.

Den Buchen geht es auf der Waldebene Ost besonders gut, sie wachsen kräftig und vermehren sich entsprechend. Dadurch machen sie aber Eichen und Lärchen, die nicht ganz so schnell sind, das Leben schwer. Die Waldarbeiter sorgen jetzt mit ihren Motorsägen dafür, dass der Mischwald tatsächlich gut durchmischt bleibt. Dilling: „Es werden mehr Buchen gefällt, weil die sonst die anderen Arten verdrängen würden.“

Totholz ist Lebensgrundlage für Pflanzen und Tiere

Zurzeit sind die Forstleute im vorderen Bereich der Waldebene beschäftigt, also in dem Bereich zwischen der Merz-Schule, der Auffahrt zum Musikcafé Cassiopeia (Waldheim Frauenkopf) und den Parkplätzen kurz vor der Abzweigung in Richtung Gablenberg. Dort werden nach Angaben von Dilling auf einer Fläche von rund acht Hektar etwa 450 Festmeter Holz geschlagen. Anschließend folgt der hintere Teil der Waldebene mit einem Einschlag von rund 425 Festmeter auf neun Hektar Fläche. Das entspricht dem durchschnittlichen Einschlag von 40 bis 50 Festmeter pro Hektar bei solchen Durchforstungsmaßnahmen im Rahmen der normalen Waldpflege.

Verkauft werden laut Dilling nur etwa 80 Prozent des geschlagenen Holzes. Die übrigen Stämme und Äste bleiben einfach im Wald liegen. „Totholz ist ja auch wieder die Lebensgrundlage“, erklärt Hagen Dilling. Das heißt, dass dieses Holz der Lebensraum für viele Pilzarten und Insekten ist, vor allem auch für etliche vom Aussterben bedrohte Arten. Das Liegenlassen von gefällten Bäumen ist also nichts anderes als eine Artenschutz-Maßnahme.

Die Arbeiten auf der Waldebene Ost werden nach der Planung des Forstamtes voraussichtlich noch bis etwa eine Woche nach Ostern andauern. So lange müssen sich Spaziergänger und Sportler also auf die zeitweise Sperrung von einzelnen Waldwegen einstellen. Nach Abschluss der Arbeiten werden die betroffenen Wege „so gerichtet, dass man dort wieder vernünftig laufen kann“, sagt der kommissarische Forstamtsleiter.

Umfassende Wegesanierungen sind auf der Waldebene vorerst nicht vorgesehen – und würden auch erst sinnvoll sein, wenn alle jetzt gefällten und für den Verkauf vorgesehenen Stämme auch abtransportiert sind. Und das kann erfahrungsgemäß noch einige Zeit dauern.