Spätestens jetzt steht er im Schatten seines Teamkollegen Lewis Hamilton: Mercedes-Pilot Nico Rosberg (rechts). Foto: Getty Images Europe

Für Nico Rosberg war das Saisonfinale ein schreckliches Rennen, das ihn womöglich noch als Albtraum einige Zeit verfolgen wird. Der gebürtige Wiesbadener hatte alles gegeben – er hatte bis zum Start versucht, seinen Kontrahenten zu verunsichern, er hatte am Samstag die Pole-Position erobert, doch alles vergebens.

Abu Dhabi - Papa Anthony, Stiefmutter Linda, Bruder Nicolas und Verlobte Nicole Scherzinger umarmten sich und tanzten in der Mercedes-Box, kurz darauf kletterte der neue Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton aus dem Silberpfeil und schwenkte den Union Jack unterm Feuerwerk von Abu Dhabi. Mit einem souveränen Sieg im Saisonfinale schnappte sich der Engländer den zweiten Fahrertitel nach 2008. „Ich kann kaum erklären, wie viel mir das bedeutet, es fühlt sich an wie beim ersten Mal“, sagte er, „mir fehlen die Worte. Ein Danke an die Fans, meine Familie und das Team.“ Der 29-Jährige ist ein verdienter Champion, er war der beste und konstanteste Fahrer; mit elf Saisonsiegen hat er mehr als die Hälfte der 19 Grand Prix dominiert. Mit Titel Nummer zwei hat er zudem Motorsport-Geschichte geschrieben. Hamilton tritt die Nachfolge von Juan Manuel Fangio an, der 1955 der bislang letzte Weltmeister war, der aus einem Mercedes-Werkteam kam.

Noch vor der Siegerehrung hatte Titelrivale Nico Rosberg zum Erfolg gratuliert – es war eine große Geste, die dem 29-Jährigen sicher nicht leichtfiel. Man hätte es dem Deutschen kaum verübeln können, wenn er sich in ein stilles Kämmerlein zurückgezogen hätte. Denn für Nico Rosberg war das Saisonfinale ein schreckliches Rennen, das ihn womöglich noch als Albtraum einige Zeit verfolgen wird. Der gebürtige Wiesbadener hatte alles gegeben – er hatte bis zum Start versucht, seinen Kontrahenten zu verunsichern, er hatte am Samstag die Pole-Position erobert, doch alles vergebens. Gleich am Start zog Hamilton davon, nach 45 Rennminuten quittierte das Hybridsystem seine Arbeit, damit fehlten 160 PS – der nötige Sieg war verloren, die WM entschieden.

Nico Rosberg wirkte nach Ende des Rennens schnell wieder gefasst. „Der ganz große Traum hat nicht geklappt. Das ist sehr enttäuschend“, sagte er und erkannte an, dass sein Kollege ein würdiger Champion sei: „Über die ganze Saison gesehen war er der ein bisschen bessere Fahrer.“ Es sieht ganz so aus, als habe sich mit der Titelentscheidung das extrem angespannte Verhältnis zwischen den Duellanten Hamilton und Rosberg ein Stück weit wieder entspannt. Auch der neue Weltmeister fand sehr freundliche Worte für seinen Widersacher. „Nico hat einen unglaublichen Kampf geliefert, er war fantastisch“, sagte der Brite, „er hat mir gratuliert – das hat mich sehr gefreut. Ich weiß, wie es ist, eine WM zu verlieren.“

Nach dem aufreibenden Finale dürfen die Fahrer noch nicht in Urlaub fliegen – von Dienstag an finden die Nach-Saison-Tests in Abu Dhabi statt. „Lust habe ich eigentlich nicht“, sagte Nico Rosberg, „aber ich kann noch einiges lernen für nächstes Jahr.“ Dann beginnt das Titelduell wieder bei null.