Rivalen der Rennbahn: Lewis Hamilton (li.) und Nico Rosberg Foto: Getty

Lewis Hamilton ist nach seinem Monza-Erfolg im Aufwind, sagen die einen Formel-1-Fachleute. Nico Rosberg kann nach zwei Rückschlägen wieder ganz befreit fahren, kontern die anderen. Fest steht nur: Wer in Singapur gewinnt, erzielt einen wichtigen Teilerfolg im knallharten WM-Duell.

Lewis Hamilton ist nach seinem Monza-Erfolg im Aufwind, sagen die einen Formel-1-Fachleute. Nico Rosberg kann nach zwei Rückschlägen wieder ganz befreit fahren, kontern die anderen. Fest steht nur: Wer in Singapur gewinnt, erzielt einen wichtigen Teilerfolg im knallharten WM-Duell.

Singapur - Nico Rosberg oder Lewis Hamilton? Welcher der beiden Mercedes-Piloten wird an diesem Sonntag (14 Uhr/RTL) den Großen Preis von Singapur gewinnen? Bei den Buchmachern liegt der Brite vorn – 1,66 ist die Quote für einen Hamilton-Triumph. Bei einem Erfolg des Deutschen bekommt ein Glücksspieler pro einen Euro Einsatz immerhin 2,80 Euro ausbezahlt. Vorteil Hamilton? Eddie Jordan, ehemals Formel-1-Teamchef und heute gerne als Lautsprecher im Fahrerlager unterwegs, würde sein Geld eher auf Mister Hamilton setzen. „Lewis hat seit Monza Oberwasser“, sagt der Ire, „wer in Singapur gewinnt, hat die besten Chancen auf den Titel. Für Rosberg wird es daher das schwierigste Rennen der Karriere.“

So weit die Meinung von Eddie Jordan. Doch es gibt auch Fachleute wie Alain Prost, die ganz andere Argumente auspacken, wenn es darum geht, den Singapur-Favoriten zu bestimmen. Monsieur Prost, immerhin mit vier WM-Titeln geadelt, glaubt, dass der WM-Spitzenreiter aus Wiesbaden mehr Trümpfe hält. „Der immense Druck, der seit Spa auf Rosberg lastete, hat sich mit dem Verbremser in Monza entladen“, vermutet der Franzose, „Hamiltons Sieg in Italien hat ihm sogar gutgetan – nun kann er wieder befreit fahren.“ So kann man’s freilich auch sehen, was den Schluss zulässt: Je nachdem, für welchen Silberpfeil-Piloten einer mehr Sympathien aufbringt, werden die Argumente gewichtet.

Fakt ist aber auch: Die mentale Verfassung der beiden WM-Duellanten wird im Kampf um Positionen und Punkte eine gewichtige Rolle spielen – und gerade beim Nachtrennen nahe dem Äquator wird der Nervenkitzel ganz besonders hoch sein. Weil natürlich auch die deutsch-britischen Psycho-Spielchen ihren Teil dazu beitragen.

„Man muss Nico unter Druck setzen, das mag er nicht“, sagt Hamilton deshalb laut, so dass die Worte auch garantiert dem Deutschen zu Ohren kommen. Um zu demonstrieren, dass Spa (Unfall mit Hamilton) und Monza (Verbremser gegen Hamilton) sowie die Pfiffe einiger Fans keinerlei negative Nachwirkungen hinterlassen haben, hat Nico Rosberg schon vor dem Rennen auf dem Stadtkurs erklärt: „Spa und Monza sind abgehakt – die Strecke in Singapur liegt mir. Da fahre ich wieder voll auf Sieg.“ Und es gibt einige Fachleute in der Rennszene, die Rosberg diese mentale Hornhaut auch voll und ganz zutrauen. Marc Surer gehört zu ihnen. „Rosberg hat doch schon bewiesen, dass er starke Nerven hat“, meint der Schweizer Ex-Rennfahrer, „daher ist es für mich sehr verwunderlich, dass ihm jetzt hie und da eine Nervenschwäche unterstellt wird.“

Was also gibt den Ausschlag zwischen Sieg und Platz zwei am Sonntag? Nichts Genaues weiß sowieso niemand. Wahrscheinlich entscheidet die Tagesform, oder besser: die Abendform, über den Ausgang des Duells in Singapur. Denn sowohl Instinkt-Pilot Hamilton als auch Analytik-Fahrer Rosberg sind absolute Könner und Profis, die sich in ihren Fähigkeiten unterm Strich nicht viel schenken. Da wird auch die kurzfristig erlassene Regelnovelle nichts dran ändern. Automobil-Weltverband Fia hat vor dem Singapur-Grand-Prix festgelegt, dass bestimmte Funksprüche im Boxenfunk verboten werden: Fahrlinienwahl, Set-up-Parameter für manche Kurven, Wahl der Gänge, Bremspunkte, Gaspedalgebrauch und Einsatz des Überholknopfes. Allerdings stellen diese Verbote die Fahrer kaum vor Probleme, die meisten dieser Entscheidungen haben sie ohnehin ohne Ratschläge von den Kommandoständen getroffen.

Ursprünglich war der Verbotskatalog deutlich länger gewesen, doch nachdem die Teams Sicherheitsbedenken geäußert hatten, ruderte die Fia ein gutes Stück zurück. Lewis Hamilton und Nico Rosberg präsentieren sich, was die Funkverbote betrifft, in seltener Einigkeit. Beide begrüßten den Schritt hin zum „puren Rennfahren“ und zur Rückbesinnung „auf die Kart-Tage“. Es dürfte künftig im Funkverkehr zwischen den Fahrern und dem Boxenpersonal etwas ruhiger werden. Zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton herrscht seit einigen Wochen ohnehin Funkstille.