Am Kommandostand von Formel-1-Team Ferrari sitzt bald ein neuer Teamchef Foto: Getty

Erfolg ist nicht alles, aber ohne Erfolg ist alles nichts. Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali räumt sein Büro in Maranello, sein Nachfolger ist allerdings keiner, der Benzin im Blut hat.

Maranello - „Mir gefällt es nicht, Ferrari in dieser Verfassung zu sehen“, zürnte Ferrari-Patron Luca di Montezemolo am 6. April beim Großen Preis von Bahrain und verließ die Veranstaltung vorzeitig. „Wir lassen nichts unversucht, um dahin zurückzukommen, wo wir sein sollten. Wir arbeiten Tag und Nacht und treffen alle Entscheidungen, die getroffen werden müssen“, erklärte der Jurist dann am vergangenen Freitag – ob der Schärfe des Tons bereiteten sich die Ferrari-Mitarbeiter in Maranello auf ein Donnerwetter vor. Der Knall folgte am Montag: Formel-1-Teamchef Stefano Domenicali gab seinen Rücktritt bekannt. „Als Chef übernehme ich die Verantwortung für unsere aktuelle Situation, so wie ich das immer getan habe“, teilte der 48-Jährige mit, „es ist Zeit für einen maßgeblichen Wandel.“

Nun ist Domenicali nicht ganz freiwillig gegangen; der Mann aus Imola hatte eigentlich keine andere Wahl mehr als seinen Platz zu räumen – andernfalls wäre er von di Montezemolo wahrscheinlich mit Schimpf und Schande aus Maranello fortgejagt worden. Die Misere von Ferrari macht sowohl dem Team als auch den Anhängern weltweit zu schaffen. 2014 wollten die Roten wieder angreifen, doch anstatt die Lücke nach vorn zu schließen wurde sie noch größer. Nach drei Großen Preisen ist die Scuderia in der Konstrukteurs-Wertung nur Fünfter. Mit seinem (unfreiwillig) freiwilligen Abgang konnte Domenicali zumindest sein Gesicht wahren und genießt einen ehrenvollen Abschied. „Ich halte Domenicali im Vertrauen“, sagte di Montezemolo gnädig, „ich habe ihn in 23 Jahren gemeinsamer Arbeit beruflich wachsen sehen. Und deshalb wünsche ich ihm allen Erfolg.“

Nun soll Marco Mattiacci die Mannschaft wieder in die Erfolgsspur bugsieren, der 44 Jahre alte Römer war bislang Chef von Ferrari Nordamerika. „Ich weiß, dass er ein sehr geschätzter Manager ist, der das Unternehmen gut kennt“, sagte der Ferrari-Präsident, „er hat diese Herausforderung voller Enthusiasmus angenommen.“ Allerdings ist Marco Mattiacci keiner, der schon als junger Mann bei jeder Gelegenheit Boxenluft und Benzindämpfe geschnuppert hätte – Uni-Bibliotheken waren seine bevorzugten Aufenthaltsorte. Er studierte Volkswirtschaft, er ließ sich erklären, was es mit der Marketing-Dynamik auf sich hat und setzte sich mit dem Return on Investment (ROI) und weiteren Finanzthemen auseinander.

Von 1989 bis 1999 arbeitete Marco Mattiacci für Jaguar in London, dann wechselte er zu Ferrari, wo er die Karriereleiter hoch kletterte. Bis 2001 war er Sales-Manager für Amerika und den Nahen Osten, danach wurde Mattiacci Projektleiter für die Markteinführung von Maserati in Nordamerika und schließlich zum Vizepräsidenten Verkauf/Marketing befördert. 2006 zog es den Ehemann und Vater von drei Kindern nach China, dort war der Römer geschäftsführender Vizepräsident von Ferrari Asien/Pazifik; 2010 folgte die Rückkehr zu Ferrari Nordamerika als Geschäftsführer und Präsident.

Marco Mattiacci eilt der Ruf voraus, aus „jedem Mitarbeiter 120 Prozent herausholen zu können“, mit seiner Ernennung zieht anglo-amerikanischer Management-Stil in die Formel 1 ein. Doch Racing ist kein Fremdwort für ihn. „Ferrari ist Racing und Wettkampf“, sagte er einmal, „um unseren Fans etwas zu geben, was ihnen sonst niemand in der Autoindustrie geben kann.“ Am besten einen WM-Titel in der Formel 1. Der Anspruch an Marco Mattiacci ist hoch.