Lewis Hamilton gewann saisonübergreifend neun von elf Formel-1-Rennen Foto: Getty

93 von möglichen 100 WM-Punkten hat Lewis Hamilton auf seinem Formel-1-Konto – es liegt die Vermutung nahe, als könne ihm so schnell keiner das Wasser reichen. Das nutzt der Weltmeister aus.

Stuttgart - In einem Wort: weltmeisterlich. So präsentierte sich Lewis Hamilton in Bahrain. Fehlerlose Fahrt, perfekte Strategie, überragende Kontrolle. Der Sieg in der Wüste hatte etwas von einer Zaubervorführung – die Solofahrt von Hamilton sah so wunderbar leicht und lässig aus, dass die Zuschauer gar nicht ahnten, dass hinter dieser Dominanz viel schweißtreibende Arbeit steckte.

„Ich denke, ich hatte das Rennen ziemlich gut unter Kontrolle“, sagte der 30 Jahre alte Silberpfeil-Pilot danach, „aber es war kein einfacher Sieg.“ Es war sein 36. Grand-Prix-Erfolg, saisonübergreifend feierte Hamilton am Persischen Golf den neunten Sieg in elf Rennen seit Monza 2014.

Der Doppelweltmeister ist auf dem besten Wege, die Formel 1 zu regieren wie einst Michael Schumacher von 2000 bis 2004. Lewis, der Erste, der Souverän der Königsklasse. Aus der Überlegenheit wächst sein Vertrauen in die eigene Schnelligkeit und Rennhärte stetig an.

Egoismus und Aggressivität führen ihn zum Erfolg

Die Brutalität, mit der er Teamkollege Nico Rosberg in die Schranken weist (4:0 im Rennen, 4:0 im Qualifying), steigert diese Selbstsicherheit, und die Verbalattacken wie die des Wiesbadeners in China, die ins Leere laufen und nur dessen Nervosität und Hilflosigkeit verraten, machen Lewis Hamilton mental noch überlegener.

Der Bursche aus Stevenage besitzt seit Beginn seiner Karriere Egoismus und Aggressivität, die nötig sind, um sich als kleiner Fisch im Haifischbecken Formel 1 freizuschwimmen und später an die Spitze der Nahrungskette zu gelangen.

Ein Vergleich mit den Großen wie Schumacher, Ayrton Senna, Alain Prost oder auch Sebastian Vettel zeigt: Im entscheidenden Augenblick zählt nur der eigene Erfolg; lediglich die Wahl der Mittel ist dabei gelegentlich angreifbar – die Psychospielchen in Worten und Taten, mit denen Hamilton den Widersacher Rosberg reizt, gehören da (noch) nicht zu den geächteten Strategien.

Villeneuve rät Hamilton zum Wechsel zu Ferrari

Womöglich treibt der Champion sogar mit seinem Arbeitgeber ein kleines Spielchen, weil er derzeit in der Lage ist, es sich leisten zukönnen. Die Vertragsverlängerung mit Mercedes ist noch nicht unterzeichnet, da sind die Gerüchte über eine mögliche Beschäftigung bei Ferrari ab Januar 2016 ein willkommener Trumpf, um der stattlichen Verhandlungsbasis (30 Millionen Euro plus x pro Jahr) noch einen Bonus zu verschaffen.

Jacques Villeneuve würde ihm zum Umzug nach Maranello raten. „Lewis will der größte Star auf diesem Planeten sein. Aus dieser Warte wäre ein Wechsel zu Ferrari sinnvoll“, sagte der Ex-Weltmeister.

Der frühere Rennstallchef Eddie Jordan kann sich Hamilton in einem roten Overall jedoch nicht vorstellen. „Werde ich je ein Team erleben, in dem Hamilton und Vettel zusammen fahren? Ich denke nicht“, sagte der Ire, warnte aber vor einem Basar-ähnlichen Feilschen ums Gehalt: „Es wäre dumm, Spielchen zu spielen. Mercedes sollte Lewis’ Unterschrift so bald wie möglich unter Dach und Fach bringen.“

Was ist dran an den Gerüchten?

Die meisten Insider glauben, dass an den Spekulationen nicht mehr Fleisch ist als im Kühlschrank eines Veganers. Warum sollte Hamilton aus dem überlegenen Silberpfeil steigen, um sich bei Ferrari mit Sebastian Vettel herumzuschlagen? Ruhm und Geld?

Könnte sein, doch hat der Brite stets seine geistige Verbundenheit zu Mercedes betont, so dass allein der Mammon nicht die Rolle spielen sollte. Und für 30 Millionen Euro plus x kann sich der Rennfahrer so viele Halsketten und Ohrstecker leisten, bis er unter ihrer Last zusammenbricht.

„Ich will sie alle schlagen“

Vieles deutet darauf hin, dass der sportliche Alleinherrscher der Formel 1 dort bleibt, wo er ist – angeblich hat Ferrari-Präsident Sergio Marchionne Daimler-Vorstand Dieter Zetsche versprochen, nicht auf Mercedes-Gebiet zu wildern.

Lewis Hamilton weiß, was er wert ist und was er kann. Mit seinen 30 Jahren und seiner Formel-1-Erfahrung aus acht Saisons (152 Starts) wird er nicht den Fehler begehen, sich zu sicher zu fühlen und in seinem Antrieb nachzulassen.

„Es spielt keine Rolle, gegen wen ich gewonnen habe – ich will sie alle schlagen“, sagte er. Heute in Bahrain, morgen in Barcelona, übermorgen in Monaco. Diese Konzentration auf das eine und einzige Ziel, gepaart mit einem überlegenen Auto, ist in einem Wort: weltmeisterlich.

Pressestimmen: "Hamilton genießt die Einsamkeit der Nummer 1"

Pressestimmen: "Hamilton genießt die Einsamkeit der Nummer 1"

Tuttosport (Italien): „Hamilton fährt in einer anderen Klasse, aber Räikkönen ist zurück. Der Finne ist wieder ein Topfahrer.“

Daily Mail (England): „Lewis Hamilton ist derart in Form, dass man das Außergewöhnliche leicht für Routine halten könnte.“
Independent: „Hamilton triumphiert nach einem entspannten Tag im Büro.“

El Periódico (Spanien): „Lewis Hamilton genießt die Einsamkeit der Nummer 1.“
Marca: „Rosberg fährt das spektakulärste und beste Rennen, hat aber kein Glück. Er überholt Vettel dreimal, wird nur Dritter.“

Kurier (Österreich): „Hamilton dominiert auch in Bahrain – erst hinter dem englischen Mercedes-Fahrer geht’s rund.“
Kronen-Zeitung: „Der Weltmeister ist besser denn je zuvor.“

Neue Zürcher Zeitung (Schweiz): „Auch nachts in der Wüste nicht zu stoppen. Lewis Hamilton ist der König der Wüste.“
Basler Zeitung: „Wer will ihn stoppen? Hamilton demonstriert Überlegenheit.“
Blick: „Räikkönen lässt den GP von Bahrain für Mercedes zum Nachtspuk werden. Nur 3,3 Sekunden fehlen zum Sieg!“