Lewis Hamilton: Der Triumphator von Singapur in Siegerpose Foto: Getty

Mercedes-Pilot Lewis Hamilton hat Nico Rosberg in Singapur die Führung in der Formel-1-WM abgenommen. Der Brite gefällt sich aber besser in der Rolle des Jägers, denn des Gejagten.

Mercedes-Pilot Lewis Hamilton hat Nico Rosberg in Singapur die Führung in der Formel-1-WM abgenommen. Der Brite gefällt sich aber besser in der Rolle des Jägers, denn des Gejagten.

Singapur - Wer könnte ihm diesen Genuss verdenken? Lewis Hamilton gönnte sich den Sonnenaufgang am Montag in Singapur hoch oben vom Dach eines Wolkenkratzers aus. „Es ist so schön hier heute Morgen in Singapur“, schrieb Hamilton via Twitter unter ein Foto, das ihn lässig mit Hut und Sonnenbrille zeigt, den Blick gen Horizont gerichtet, wo sich die ersten Sonnenstrahlen zeigen. Hamilton ist in Singapur ganz oben, ganz nah dem Himmel – auch aus beruflicher Sicht. Durch seinen Sieg beim Großen Preis hat der Mercedes-Rennfahrer den ausgeschiedenen Kollegen und Rivalen Nico Rosberg in der Fahrer-WM überholt. Drei Punkte liegt der Brite nun vor dem Deutschen.

Hamilton ist entschlossener denn je, den Thriller in 19 Kapiteln mit dem Finale in Abu Dhabi (23. November) für sich zu entscheiden: „Wenn ich keine Rennen mehr in meinem ganzen Leben fahre, wäre das okay. Aber diese fünf Rennen müssen es sein“, sagte der 29-Jährige. Von der WM-Führung will er sich aber nicht verführen lassen. Er wirkt überzeugt von sich und seinen Fähigkeiten, aber keinesfalls übermütig. Nach zwei Siegen in Serie von der Pole-Position aus hat der Weltmeister von 2008 dazu auch allen Grund. Er sei froh, in Bestform zu sein, meinte er. „An solchen Tagen zeigen Fahrer wie Lewis, was den Unterschied zwischen einem Star und einem Superstar ausmacht“, lobte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff seinen Piloten für dessen Leistung.

Aber Hamilton wäre nicht Hamilton, wenn er die Stunden von Singapur nicht auch als psychologischen Vorteil sehen würde. „Ich fühle mich immer noch als Jäger – und das ist ein gutes Gefühl“, teilte der Engländer mit, „das Spiel geht los, es geht ums Jagen. In meinem Kopf bin ich nicht der Führende in der Meisterschaft. Es sind noch fünf Rennen übrig, und alles, was ich machen werde, ist das, was ich die letzten beiden Rennen gemacht habe: angreifen.“ Schon beim Rennen in Japan am 5. Oktober kann sich die Konstellation auf den Plätzen eins und zwei wieder ändern. „Auf das Momentum gebe ich nichts“, meinte Hamilton. Seine bis Singapur einzige Führung im Frühjahr hatte auch nicht lange gehalten: „Ein Ausfall, und alles sieht anders aus.“

Um sich auf den 15. Saison-Grand-Prix vorzubereiten, bleibt Hamiltons WM-Konkurrent Nico Rosberg in Asien – und leckt zunächst seine Wunden. „Jetzt muss ich das verarbeiten“, sagte der Mercedes-Pilot in einer Videobotschaft, nachdem er in Singapur durch ein defektes Kabel in der Lenksäule gestoppt worden war. „Ich habe mich so hilflos gefühlt, als ich in der Startaufstellung stand und nicht losfahren konnte.“

Nun hofft Toto Wolf, dass künftig nicht mehr die fehlende Zuverlässigkeit das WM-Duell beeinflusst – er möchte den fahrerisch besten Piloten vorn sehen. „Wir wollen nicht, dass die WM entschieden wird, weil einer vom Auto im Stich gelassen wird“, betonte der Österreicher, „wir müssen uns darauf konzentrieren, Zuverlässigkeitsprobleme zu vermeiden.“ Um dieses Ziel zu erreichen, würde der 42-Jährige, der sich im Juli bei einem Fahrradunfall den Arm gebrochen hatte, sogar ein persönliches Opfer bringen: „Ich würde mir noch mal den Arm brechen, um die Ausfälle zu vermeiden.“