Den Champagner hat er sich verdient: Mercedes-Pilot Lewis Hamilton. Foto: Getty Images Europe

Dank Lewis Hamiltons Sieg in Sotschi holt Mercedes erstmals den Titel in der Konstrukteursweltmeisterschaft. Sein Teamkollege Rosberg wird nach bravouröser Aufholjagd Zweiter.

Sotschi - Lewis Hamilton hat mit seinem souveränen Sieg bei der Russland-Premiere der Formel 1 zugleich den erstmaligen Triumph von Mercedes in der Kontrukteursweltmeisterschaft vorzeitig perfekt gemacht.

Der Brite vergrößerte durch seinen vierten Erfolg in Serie auch die eigenen Chancen auf den zweiten WM-Titel nach 2008. Sein Teamkollege Nico Rosberg musste in der Olympiastadt Sotschi den nächsten Rückschlag im WM-Rennen hinnehmen. Der Deutsche ruinierte sich bei einer ungestümen Attacke kurz nach dem Start mit rund 300 Stundenkilometern die Reifen und büßte früh seine Siegchance ein. Rosberg wurde nach einer bravourösen Aufholjagd am Ende zwar Zweiter, verlor aber weitere wichtige Punkte auf Hamilton. Sebastian Vettel belegte am Sonntag den achten Rang.

Putin an der Rennstrecke

Hamilton präsentierte sich beim politisch umstrittenen Großen Preis von Russland vor den Augen des verspätet eingetroffenen Präsidenten Wladimir Putin erneut in bestechender und WM-würdiger Form. In dem weitgehend ereignislosen 16. Saisonlauf im "Sochi Autodrom" drohte ihm, vom Auftakt-Aufreger mit Rosberg abgesehen, zu keinem Zeitpunkt ernsthafte Gefahr. Ungefährdet sicherte sich der 29-Jährige bei spätsommerlichen 23 Grad rund um den Olympiapark nach insgesamt 305,944 Kilometern seinen neunten Saisonsieg. Rosberg sicherte als Zweiter den neunten Doppelerfolg der Silberpfeile in diesem Jahr.

In der WM führt Hamilton nun mit 291 Punkten und 17 Zählern Vorsprung vor Rosberg (274). Daniel Ricciardo (199) hat als Gesamtdritter angesichts von 92 Punkten Rückstand keine realistischen Titelchancen mehr. Der australische Red-Bull-Pilot kam in Sotschi auf Position sieben. Der bereits entthronte vierfache Champion Vettel (143) fiel in der Fahrerwertung auf den fünften Rang zurück.

Schweigeminute für Bianchi

Kurz vor dem Start drückten die Piloten mit einer Schweigeminute erneut ihre Anteilnahme am Schicksal ihres schwer verunglückten Kollegen Jules Bianchi aus und bildeten einen Kreis. Der Franzose war eine Woche zuvor beim Großen Preis von Japan mit seinem Marussia unter einen Bergungskran gerast. Bianchi hatte sich dabei schwere Kopfverletzungen zugezogen. Nach einer Operation im Krankenhaus in Yokkaichi ringt er weiter um sein Leben. Bianchis Zustand wird als kritisch, aber stabil bezeichnet.

Für die beiden anderen deutschen Piloten endete der Grand Prix enttäuschend. Nico Hülkenberg (Emmerich) verpasste im Forde India als Zwölfter die Punkteränge. Adrian Sutil (Gräfelfing) wurde 16. und bleibt damit mit Sauber weiterhin ohne Punkte.

Hamilton spulte auf dem 5,848 Kilometer langen Kurs seine Runden präzise wie ein Uhrwerk ab. Ohne unnötiges Risiko und ohne Konkurrenz fuhr er intelligent und nur so schnell wie nötig. Sein mehrere Sekunden zurückliegender Stallrivale Rosberg versuchte vergeblich, durch Rundenbestzeiten am laufenden Band den souveränen Spitzenreiter doch noch zu gefährden. Nach 53 Runden lag Hamilton 13,657 Sekunden vor dem Deutschen, der letztmals am 20. Juli bei seinem Heim-Grand-Prix in Hockenheim gewonnen hat.

Vettel hatte schon durch eine verpatzte Qualifikation die Chancen auf seinen dritten Podestplatz hintereinander eingespielt. Als Zehnter gestartet, stellte der achte Rang für den einstigen Seriensieger in seinem viertletzten Grand Prix für Red Bull eine herbe Enttäuschung dar.

Rosberg musste seine erste wilde Attacke gegen seinen Teamkollegen Hamilton kurz nach dem Start mit einem außerplanmäßigen Boxenstopp büßen. Damit war seine Siegchance schon nach wenigen hundert Metern verspielt. Rosberg hatte sich bei dem spektakulären Überholmanöver in der ersten Kurve die Reifen ruiniert und musste diese gleich wechseln lassen. Statt an der Spitze zu fahren fiel er zunächst auf den letzten Platz zurück. Mühsam kämpfte sich der 29-Jährige wieder nach vorn. In der 31. von 53 Runden holte er sich nach einem überraschenden Angriff gegen Bottas Rang zwei.