Blick in die Zukunft oder Täuschung: Die vier Ringe in der Formel 1 Foto: Getty/Fotomontage: StN, Lisa Hofmann

In Monaco kämpft höchstwahrscheinlich Mercedes gegen Ferrari um den Sieg im Großen Preis. Vielleicht kommt bald noch ein Hersteller in die Formel 1. Audi steht angeblich bereit, trotz Dementi.

Monte Carlo - Bevor das Comeback von Michael Schumacher am 23. Dezember 2009 offiziell verkündet wurde, gab es monatelang Spekulationen, wachsweiche Statements pro und kontra, der eine preschte nach vorn, der andere vollzog einen Rückzieher. Nur ganz wenige wussten bescheid. Die Halbwertszeit von Aussagen in der Formel 1 sinkt, je mehr Relevanz ein Thema besitzt. Bereits Wochen vor dem Großen Preis von Monaco (Sonntag, 14 Uhr/RTL) geisterte der Name Audi durchs Fahrerlager, besonders seit Red Bull mehr oder weniger laut über den unterlegenen Renault-Antrieb jammert und herumposaunt, man könne den Rennstall veräußern. Etwa an VW-Tochter Audi.

Mal untermauert Red-Bull-Berater Helmut Marko den Audi-Einstieg, dann knurrt er, seine Aussage sei entstellt worden; Ex-Ferrari-Chef Luca di Montezemolo befeuert das Audi-Engagement, Red-Bull-Oberboss Dietrich Mateschitz widerspricht kaum. Und nun? Der Hersteller selbst trägt dummerweise nicht wirklich dazu bei, die Verwirrung der Motorsportfans zu entwirren. „Für die Formel 1 gilt: Abwarten und schauen“, wurde Rupert Stadler vor 14 Tagen zitiert, vergangenen Dienstag verkündete der Audi-Chef allerdings: „Die Formel 1 ist keine Option.“ Eher ja, nein, vielleicht schon, womöglich doch nicht, mal sehen – vor dem Date mit der Formel 1 benimmt sich Audi wie ein 13-jähriges Mädchen, das zum ersten Mal von einem jungen Mann gefragt wird, ob es mit ihm ausgeht.

Wenn keine belastbaren Aussagen zu bekommen sind, dann müssen – um nicht ganz im Vakuum zu spekulieren – Indizien gesammelt werden; in diesem Fall Hinweise, die auf einen Einstieg von Audi in die Formel 1 hinweisen. Und die sind beileibe nicht so selten wie ein Lamborghini Veneno, von dem es weltweit lediglich drei Exemplare gibt.

Beginnen wir in der Spitze der Hierarchie im VW-Konzern, zu dem Audi gehört. Aufsichtsratschef Ferdinand Piech, der mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone partout keine Geschäfte machen wollte, ist seit 25. April nicht mehr im Amt. Der dadurch erstarkte VW-Chef Martin Winterkorn hat bereits in seiner Zeit bei Audi mit dem DTM-Einsatz dokumentiert, dass er Motorsport nicht für Teufelszeug hält. Die These vom Formel-1-Interesse bei Audi wird untermauert, weil die Ingolstädter den ehemalige Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali am 1. November 2014 eingestellt haben. Offiziell kümmert sich der Italiener um die Entwicklung „neuer Geschäftsfelder in den Bereichen Dienstleistung und Mobilität“. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Weitere Indizien sprechen für den Audi-Einstieg. So ist das Know-how für die Hybridtechnologie längst im Haus vorhanden, in der Langstrecken-WM (WEC) fährt der Audi R18 e-tron quattro schließlich mit dieser Technologie. In der WEC kommt es zudem zum Schwesternduell der VW-Töchter Audi und Porsche, was aus Marketingaspekten wenig sinnvoll erschein – schließlich kann nur eine Marke siegen. Ganz nebenbei verschlingen die Engagements bei beiden Herstellern dreistellige Millionenbeträge. „Beim Prestigerennen in Le Mans kann Audi nur noch verlieren und seinen Status als unbezwingbar einbüßen“, sagt Formel-1-Experte Marc Surer, „damit bleibt nur die Formel 1 als Steigerung.“ In der Rennsport-Szene sind einige aus den so genannten bestens informierten Kreisen überzeugt: „Audi hat alles Nötige in der Schublade, um 2017 in die Formel 1 einzusteigen. Sie müssen es nur herausholen und umsetzen.“ Allzu lange warten dürfen die Ingolstädter nicht, spätestens im Sommer müsste der Startschuss fallen.

Bis dahin könnten aber noch so manche Kommentare für viel Verwirrung sorgen.